Dekubitus – Operative Therapie
Ein Dekubitus (Druckgeschwür) ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes, die durch anhaltenden Druck oder Scherkräfte entsteht. Die Therapie sollte primär konservativ erfolgen, jedoch kann in fortgeschrittenen Stadien eine operative Intervention notwendig sein.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Dekubitus ab Stadium 2, bei dem konservative Therapie keine Heilung ermöglicht
- Ausgedehnte Nekrosen (abgestorbenes Gewebe), die eine Wundheilung behindern
- Infizierte Dekubituswunden, die nicht auf antibiotische Therapie ansprechen
- Freiliegende Sehnen, Muskeln oder Knochen, die eine chirurgische Deckung erfordern
- Chronische, nicht heilende Ulzerationen (Geschwüre)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwere Grunderkrankungen mit schlechter Prognose, bei denen eine Heilung unwahrscheinlich ist
- Nicht kontrollierte Infektionen oder Sepsis (Blutvergiftung) ohne antibiotische Kontrolle
- Patienten mit eingeschränkter postoperativer Mobilisierbarkeit, die eine erneute Druckbelastung nicht vermeiden können
Operationsverfahren
Chirurgisches Debridement:
- Entfernung von nekrotischem (abgestorbenem) Gewebe zur Förderung der Granulation (Bildung neuen Gewebes)
- Kann mittels Skalpell, chirurgischer Schere oder Hochdruck-Spüllösungen durchgeführt werden
Plastisch-chirurgische Rekonstruktion:
- Lappenplastiken (Gewebsverlagerung)
- Rotationslappen: Gewebe aus benachbarten Regionen wird zur Deckung genutzt
- Myokutane Lappen: Kombination aus Haut und Muskelgewebe zur besseren Durchblutung
- Freie Lappenplastik: Transplantation von Gewebe aus entfernten Körperstellen
- Spalthauttransplantation:
- Einsatz von oberflächlichem Hautgewebe zur Deckung kleiner Defekte
- Wird selten angewendet, da eine ausreichende Polsterung erforderlich ist
- Sekundäre Wundheilung:
- Anwendung bei kleineren Wunden mit geringer Belastung
Postoperative Nachsorge
- Druckentlastung (Lagerungstechniken, Spezialmatratzen) zur Vermeidung neuer Geschwüre
- Wundkontrolle und Verbandwechsel, um Infektionen zu vermeiden
- Physiotherapie zur Mobilisation und Verbesserung der Durchblutung
- Ernährungsoptimierung mit hohem Protein- und Kaloriengehalt zur Förderung der Wundheilung
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Chirurgisches Debridement | Stadium 2–4, Nekrosen | Effektive Entfernung von abgestorbenem Gewebe | Erfordert häufige Wiederholung |
Lappenplastik | Große, tiefe Defekte | Gute Durchblutung und Gewebeabdeckung | Komplexer Eingriff mit OP-Risiken |
Spalthauttransplantation | Kleine bis mittelgroße Defekte | Schnelle Heilung, weniger invasiv | Geringere Stabilität, nur oberflächliche Defektdeckung |
Freie Lappenplastik | Ausgedehnte Gewebedefekte | Optimale Weichteilrekonstruktion | Lange OP-Zeit, erhöhte Komplikationsrate |
Fazit
Die operative Therapie des Dekubitus wird in fortgeschrittenen Stadien notwendig, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen. Die Wahl des chirurgischen Verfahrens richtet sich nach der Wundgröße, dem Zustand des umgebenden Gewebes und der Mobilisierbarkeit des Patienten. Eine sorgfältige postoperative Betreuung ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und ein Wiederauftreten der Wunde zu verhindern.