Dekubitus – Einleitung
Der Dekubitus, umgangssprachlich auch Druckgeschwür genannt, ist ein Ulkus (Geschwür) der Haut oder Schleimhaut, das durch lang andauernde Druckeinwirkung entsteht.
Thesaurussynonyme und ICD-10: Decubitus präsacralis; Decubitus sacralis; Dekubitalgeschwür; Dekubitalgeschwür am Bein; Dekubitalgeschwür am Fuß; Dekubitalgeschwür am Oberschenkel; Dekubitalgeschwür am Steißbein; DekubitalgeschwürAnaldekubitus; Dekubitalgeschwür an der Ferse; Dekubitalgeschwür an der Hüfte; Dekubitalgeschwür an der Wade; Dekubitalgeschwür des Rückens; Dekubitalgeschwür im Analbereich; Dekubitalgeschwür im Kreuzbeinbereich; Dekubitalgeschwür in der Regio sacralis; Dekubitalinfektion; Dekubitalnekrose; Dekubitalulkus; Dekubitalulkus am Becken; Dekubitalulkus am Ellenbogengelenk; Dekubitalulkus am Fuß; Dekubitalulkus am Os sacrum; Dekubitalulkus am Rücken; Dekubitalulkus am Steiß; Dekubitalulkus am Steißbein; Dekubitalulkus am Unterschenkel; Dekubitalulkus an der Ferse; Dekubitus; Dekubitus am Außenknöchel; Dekubitus am Beckenkamm; Dekubitus am Dornfortsatz; Dekubitus am Fuß; Dekubitus am Kopf; Dekubitus am Kreuzbein; Dekubitus am Os sacrum; Dekubitus am Rücken; Dekubitus am Sitzbein; Dekubitus am Steißbein; Dekubitus am Steißbereich; Dekubitus am Trochanter; Dekubitus am Unterschenkel; Dekubitus an der Analregion; Dekubitus an der Ferse; Dekubitus an der oberen Extremität; Dekubitus an der Wade; Dekubitus an der Zehe; Dekubitusgeschwür; Dekubitus im Kreuzbeinbereich; Dekubitus im Sakralbereich; Drucknekrose; Druckulkus; Druckulkus am Os sacrum; Druckulkus an der Ferse; Gangrän bei Dekubitus; Hautschädigung durch Druck; Pflasterulkus; präsakrales Dekubitalgeschwür; präsakrales Dekubitalulkus; sakrale Dekubitalnekrose; sakrales Dekubitalgeschwür; sakrales Dekubitalulkus; ICD-10-GM L89.-: Dekubitalgeschwür und Druckzone
Der Dekubitus stellt eine häufig schwerwiegende Komplikation dar.
Das Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung schätzt die Kosten für eine Dekubitustherapie auf bis zu 50.000 Euro pro Fall. Die Behandlung von Dekubitalulzera verursacht jährlich Kosten von bis zu vier Milliarden Euro.
Formen der Erkrankung
Dekubitus kann je nach Schweregrad und Lokalisation in verschiedene Stadien eingeteilt werden, die von oberflächlichen Hautrötungen bis hin zu tiefen Geschwüren mit Beteiligung von Muskeln und Knochen reichen. Die Stadieneinteilung erfolgt nach den folgenden Kriterien:
- Stadium I: Nicht wegdrückbare Hautrötung bei intakter Haut.
- Stadium II: Teilverlust der Haut mit Schädigung der Epidermis und/oder Dermis (obere Hautschichten).
- Stadium III: Verlust aller Hautschichten bis in die Subkutis (untere Hautschicht).
- Stadium IV: Tiefer Gewebeverlust mit freiliegendem Knochen, Sehnen oder Muskeln.
Ursachen
Die Entstehung eines Dekubitus wird durch eine Kombination von Faktoren begünstigt:
- Druck: Langandauernde Druckeinwirkung auf eine Körperstelle führt zu einer Minderdurchblutung (Ischämie) und letztlich zum Absterben von Gewebe.
- Scherkräfte: Verschiebung der Hautschichten gegeneinander, wie es beispielsweise bei ungenügendem Umlagern des Patienten vorkommt, verstärkt die Druckwirkung.
- Feuchtigkeit: Eine feuchte Umgebung, z. B. durch Schwitzen oder Inkontinenz, schwächt die Haut und erhöht die Anfälligkeit für Druckschäden.
- Ernährungszustand: Eine Mangelernährung oder Unterernährung kann die Regenerationsfähigkeit der Haut und des Gewebes herabsetzen.
Differentialdiagnosen
Andere Krankheitsbilder, die Ulzera (Geschwüre) verursachen können und differentialdiagnostisch berücksichtigt werden müssen:
- Venöses Ulkus: Chronisches Geschwür, verursacht durch eine chronisch venöse Insuffizienz (CVI, Venenschwäche).
- Arterielles Ulkus: Geschwür durch periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, Verengung der Arterien).
- Diabetisches Fußsyndrom: Ulzera infolge von Diabetes mellitus, oft durch eine Kombination aus Neuropathie (Nervenschädigung) und Ischämie (Durchblutungsstörung).
- Infektiöses Ulkus: Geschwür, das durch bakterielle, virale oder mykotische Infektionen verursacht wird.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Dekubitus tritt bei beiden Geschlechtern gleich häufig auf.
Häufigkeitsgipfel: Der Dekubitus betrifft vor allem ältere, pflegebedürftige Menschen.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Ca. 400.000 Fälle pro Jahr in Deutschland; ca. 10 % der Krankenhauspatienten, 20 % der Pflegebedürftigen in häuslicher Umgebung und ca. 30 % der Bewohner in Altenheimen und geriatrischen Kliniken leiden an einem Dekubitus.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ist die Inzidenz hoch, insbesondere bei immobilen Patienten.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Dekubitus entwickelt sich schleichend und kann sich ohne frühzeitige Intervention verschlechtern.
- Es besteht ein hohes Risiko für bakterielle Infektionen, die zu systemischen Komplikationen führen können.
- Dekubiti heilen in der Regel schlecht und langsam ab.
Prognose
- Bei unzureichender Behandlung kann es zu Nekrosen (Absterben von Gewebe) kommen, die operativ entfernt werden müssen.
- Nach Abheilung des Dekubitus besteht für eine Zeit lang ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung).
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Chronische und sekundär heilende Wunden: Hygieneanforderungen. (AWMF-Registernummer: 029-042), Januar 2014 Arbeitskreis Krankenhaus- und Praxishygiene der AWMF
- S1-Leitlinie: Wunden und Wundbehandlung. (AWMF-Registernummer: 006 - 129), September 2014 Langfassung
- S1-Leitlinie: Querschnittspezifische Dekubitusbehandlung und -prävention. (AWMF-Registernummer: 179 - 008), Juli 2017 Langfassung