Bläschen und Blase (Vesicula und Bulla) – Einleitung

Vesicula (Bläschen) und Bulla (Blase) bezeichnen in der Dermatologie bläschenartige Veränderungen der Haut oder Schleimhaut, die mit klarer, seröser oder auch blutiger Flüssigkeit gefüllt sind. Diese Hautveränderungen zählen zu den Primäreffloreszenzen, das heißt, sie entstehen direkt durch die zugrunde liegende Erkrankung. Bläschen (Vesiculae) sind kleiner als 5 mm im Durchmesser, während Blasen (Bullae) einen Durchmesser von mehr als 5 mm aufweisen. Sind diese Läsionen eitrig gefüllt, spricht man von Pusteln.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM R21: Hautausschlag und sonstige unspezifische Hauteruptionen

Formen der Erkrankung

Vesiculae und Bullae können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten. Zu den wichtigsten Formen gehören:

  • Infektiöse Bläschen
    • Herpes simplex: Kleine, gruppierte Bläschen auf gerötetem Grund.
    • Varizella-Zoster-Virus (Windpocken, Herpes zoster): Erythematöse Vesiculae, oft entlang eines Dermatoms.
  • Autoimmunerkrankungen
    • Pemphigus vulgaris: Acantholytische Blasenbildung, die leicht rupturiert.
    • Bullöses Pemphigoid: Subepidermale Blasenbildung, oft bei älteren Patienten.
  • Allergische Reaktionen
    • Kontaktdermatitis: Vesiculae an Kontaktstellen mit dem Allergen.
    • Dyshidrotisches Ekzem: Kleine, stark juckende Bläschen an den Handflächen und Fußsohlen.
  • Mechanische Blasenbildung
    • Verbrennungen: Bullae durch thermische Schädigung der Haut.
    • Reibung: Mechanisch bedingte Blasen an Druckstellen.

Ursachen

Vesiculae und Bullae können durch verschiedene Erkrankungen und äußere Einflüsse hervorgerufen werden. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Infektionen: Viren wie Herpes simplex (Fieberbläschen), Varizella-Zoster-Virus (Windpocken-Virus); Bakterien wie Streptokokken (Erreger von Impetigo contagiosa, eine bakterielle Hautinfektion).
  • Autoimmunerkrankungen: Pemphigus vulgaris (eine Autoimmunerkrankung, die zu schmerzhaften Blasen führt), bullöses Pemphigoid (eine Hauterkrankung mit Blasenbildung), Dermatitis herpetiformis (eine chronische Blasenerkrankung).
  • Allergien: Kontaktdermatitis (Hautentzündung durch Kontakt mit einem Allergen), Medikamentenreaktionen (Nebenwirkungen von Medikamenten, die Blasen verursachen können).
  • Mechanische Einflüsse: Reibung (z. B. durch enge Schuhe), Verbrennungen, Erfrierungen.
  • Systemische Erkrankungen: Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit, z. B. diabetische Bullae, Blasenbildung bei Diabetes), Porphyrie (eine Gruppe seltener Stoffwechselerkrankungen, z.B. Porphyria cutanea tarda, die Hautblasen verursachen können).

Differentialdiagnosen

Die Differentialdiagnosen von Vesiculae und Bullae umfassen eine Vielzahl von Erkrankungen, die mit bläschenartigen Hautveränderungen einhergehen:

  • Herpes simplex (Fieberbläschen): Abzugrenzen von anderen viralen Infektionen wie Herpes zoster (Gürtelrose).
  • Kontaktdermatitis (allergische Hautreaktion): Differenzialdiagnostisch abzugrenzen von bullösem Pemphigoid (Autoimmunerkrankung mit Blasenbildung) oder toxisch-irritativen Dermatitiden (Hautentzündungen durch chemische oder physikalische Reize).
  • Autoimmunerkrankungen: Pemphigus vulgaris (Autoimmunerkrankung mit schmerzhaften Blasen) vs. bullöses Pemphigoid (Autoimmunerkrankung, die unter der Haut Blasen verursacht), wobei letzteres durch subepidermale Blasenbildung (Blasenbildung unterhalb der Epidermis) gekennzeichnet ist.
  • Erythema multiforme (eine Hauterkrankung mit runden, zielscheibenartigen Hautläsionen): Zielscheibenartige Läsionen, oft mit Bläschenbildung.
  • Insektenstiche: Können ebenfalls zu vesikulären Reaktionen (Blasenbildung) führen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Variiert je nach Ursache. Bei Autoimmunerkrankungen wie Pemphigus vulgaris sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Ebenfalls abhängig von der Ursache; bullöse Pemphigoid tritt typischerweise bei älteren Menschen auf, während Herpes simplex in allen Altersgruppen vorkommt.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)
: Varietät je nach Erkrankung. Herpes simplex betrifft etwa 60-90 % der erwachsenen Bevölkerung weltweit.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen)
: Beispielsweise beträgt die Inzidenz von Herpes zoster etwa 5-10 Fälle pro 1.000 Personen pro Jahr, steigt jedoch bei älteren Menschen an.

Saisonale Häufung
: Bei allergischen und infektiösen Ursachen möglich, z. B. erhöhte Herpes simplex-Reaktivationen im Winter.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Herpes simplex: Meist selbstlimitierend, jedoch neigen die Bläschen zur Rezidivbildung (Wiederauftreten der Erkrankung).
  • Bullöses Pemphigoid: Chronisch-rezidivierend, oft langwieriger Verlauf mit Bedarf an immunsuppressiver Therapie.
  • Kontaktdermatitis: Bläschen bilden sich nach Allergenkarenz meist rasch zurück.
  • Mechanische Blasenbildung: Bei rechtzeitiger Behandlung (z. B. Schutz vor weiterer Reibung) meistens rasche Abheilung.

Prognose

  • Herpes simplex: In der Regel gut, kann jedoch bei immungeschwächten Patienten schwerwiegender verlaufen.
  • Pemphigus vulgaris: Prognose hängt von der Therapie und Krankheitskontrolle ab, unbehandelt lebensbedrohlich.
  • Kontaktdermatitis: Gute Prognose bei Allergenvermeidung, kann jedoch bei fortgesetzter Exposition chronisch werden.
  • Verbrennungsbullae: Prognose abhängig von Schwere und Fläche der Verbrennung.