Beinschwellung (Beinödem) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Beinschwellung ("Beinödem") dar.
Reiseanamnese
- Erfassung von Reisedauer und Auslandsreisen, hier zuvorderst von Tropenaufenthalten, des Weiteren evtl. stattgefundene Infektionen.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie häufig Herzerkrankungen? Nierenerkrankungen? Lebererkrankungen? Lungenerkrankungen? Schilddrüsenerkrankungen?
Soziale Anamnese
- Haben Sie einen Beruf, in dem Sie lange stehen oder sitzen müssen?
- Haben Sie in der letzten Zeit einen Langstreckenflug gemacht?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Wann ist die Schwellung erstmals aufgetreten?
- Ist die Beinschwellung einseitig oder beidseitig?
- Trat die Schwellung plötzlich auf oder allmählich?
- Wann tritt die Schwellung auf?
- Dauerhaft?
- Nach langem Stehen oder Sitzen?
- Abends?
- Zyklusabhängig?
- Haben Sie in den geschwollenen Körperarealen ein Spannungsgefühl?
- Haben Sie Schmerzen im Bein?*
- Schmerzbeginn (z. B. bei plötzlicher Belastung der Wadenmuskulatur → Muskelfaserriss?)?
- Ist das Bein zudem überwärmt?*
- Verändern sich die Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen nach dem Liegen und in der Nacht?
Wenn ja, in welcher Weise? - Haben Sie Herzrasen?*
- Haben Sie kalten Schweiß, sind Sie blass und haben Sie einen Blutdruckabfall?*
- Leiden Sie unter Luftnot bei Belastung oder Ruhe?*
- Haben Sie Fieber? Schüttelfrost?
- Haben Sie einen Kniegelenkserguss?
- Haben Sie weitere Beschwerden wie:
- bläuliche Hautfarbe?
- kalte Haut?
- kalte und bläulich verfärbte Lippen und Finger?
- flächenhafte Hautrötung?
- atrophische Hautveränderungen (Verlust der Hautelastizität)?
- trockene, juckende Haut?
- Abnahme der Leistungsfähigkeit?
- vermehrtes Wasserlassen in der Nacht?
- nächtlicher Husten?
- Magenbeschwerden?
- Appetitlosigkeit?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Sind Sie übergewichtig? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Hat sich Ihr Körpergewicht ungewollt verändert?
- Bewegen Sie sich täglich ausreichend?
- Trinken Sie ausreichend?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser davon pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen (Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörung), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Venenleiden, tiefe Venenthrombose; periphere arterielle Verschlusskrankheit, Hypertonie/Bluthochdruck), Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen, Lungenerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Tumorerkrankungen, Essstörungen; Unfall)
- Operationen
- Allergien
- Schwangerschaften
- Radiatio (Strahlentherapie)
- Umweltanamnese
Medikamentenanamnese
- ACE-Hemmer (angioneurotisches Ödem; Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): ca. 1 %; Mortalität (Sterberate): 1 %) – Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Moexipril, Peridopril, Quinapril, Ramipril, Spirapril
- Analgetika
- nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR, nicht-steroidale (Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen, Meloxicam, Piroxicam) – führen u. a. zu verstärkten Flüssigkeitseinlagerungen im Bereich der Füße und der Knöchel
- Selektive COX-2-Hemmer (Coxibe) – Celecoxib, Etoricoxib
- Antidepressiva (Amitriptylin*/bei Patienten > 70. Lebensjahr)
- Antihypertensiva – besonders Calciumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ/Nifedipin-Typ; zweite und dritte Generation wie Lercanidipin sind besser verträglich
- typisch: Knöchelödem – nimmt im Laufe des Tages zu und bildet sich über Nacht wieder zurück
- Antipsychotika (Neuroleptika)
- Chlorpromazin*, Clozapin*, Haloperidol*, Thioridazin*
- Diuretika* – vor allem Schleifendiuretika wie Furosemid und Torasemid, die Beinödeme auslösen können [Exsikkose]
- Glitazone
- typisch: periphere Ödeme
- Hormone (führen u. a. zu verstärkten Flüssigkeitseinlagerungen im Bereich der Füße und der Knöchel)
- Androgene (Testosteron, Testosteronenantat, Testosteronundecaonat)
- Gestagene* (Etonogestrel, Desogestrel, Dienogest, Levonorgestrel, Medroxyprogesteronacetat, Medrogeston, Norelgestromin, Norethisteron)
- Glucocorticoide* (Budenosid, Cortison, Fluticason, Prednisolon)
- Östrogene* (Ethinylestradiol, Estradiol) – Östrogentherapie als Hormonersatztherapie (HT): Erhöhung des thromboembolischen Risikos um: + 6 Ereignisse pro 10.000 Frauen pro Anwendungsjahr
- Östrogen-Gestagen-Kombinationen* (orale Kontrazeptiva: Ethinylestradiol + Norethisteron-/Norgestrel-Derivat – insbesondere in Kombination mit Rauchen; Hormonersatztherapie, HET; engl.: hormone replacement therapy / HRT) in der Menopause: Erhöhung des thromboembolischen Risikos um: + 17 Ereignisse pro 10.000 Frauen pro Anwendungsjahr
- Wachstumshormon (Somatotropes Hormon (STH), Human Growth Hormone (hGH), Growth Hormone (GH), Wachstumshormon (WH), Somatropin (INN))
- Laxantien – bei längerer und unkontrollierter Einnahme stören sie den Wasser- und Elektrolythaushalt sowie die Protein- und Mineralstoffkonzentration, wodurch der Abtransport von Flüssigkeit aus den Geweben beeinträchtigt wird
- Psychopharmaka – atypische Neuroleptika, Lithium, MAO-Hemmer, trizyklische Antidepressiva
* Thrombosen/Embolien durch Medikamente
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)