Austrocknungsekzem (Exsikkationsekzem) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung) 

Das Exsikkationsekzem (auch Austrocknungsekzem oder Winterekzem genannt) entsteht durch eine verminderte Talgabsonderung der Haut (Sebostase), was zur Austrocknung der Haut führt. Diese Trockenheit schwächt die Barrierefunktion der Haut, wodurch es leichter zu entzündlichen Hautveränderungen kommen kann. Das Ekzem tritt vor allem bei älteren Menschen auf, da im Alter verschiedene physiologische Hautveränderungen auftreten, die die Entstehung eines Exsikkationsekzems begünstigen:

  • Verminderte Talg- und Schweißproduktion:
    • Mit zunehmendem Alter nimmt die Talgdrüsensekretion kontinuierlich ab, was zu einer geringeren Lipidproduktion (Fettproduktion) in der Haut führt.
    • Der natürliche Hautschutzfilm (eine Mischung aus Schweiß und Talg) wird schwächer, wodurch die Haut ihre Feuchtigkeit nicht mehr optimal speichern kann und somit trocken wird.
  • Dünnere Hautstruktur:
    • Die Epidermis (Oberhaut) wird im Alter dünner und die Regenerationsfähigkeit der Haut nimmt ab, was zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen führt.
    • Die Fettschichten in der Subkutis (Unterhaut) werden reduziert, und es kommt zu einer verminderten Elastizität der Haut. Dadurch ist die Haut leichter verletzbar und es entstehen schneller Risse und Fissuren (Einrisse).
  • Rückgang der Durchblutung:
    • Die Durchblutung der Haut ist im Alter reduziert, was zu einer schlechteren Nährstoffversorgung der Hautzellen führt und die Heilungsprozesse verlangsamt.
    • Dies macht die Haut anfälliger für Entzündungen und die Entwicklung chronischer Ekzeme.
  • Veränderungen in der Hornschicht:
    • Die Keratinozyten (hornbildende Zellen) produzieren weniger NMF (Natural Moisturizing Factor), was die Wasserbindungskapazität der Haut vermindert.
    • Es kommt zu einer Netzbildung von kleinen Rissen in der Hornschicht (Stratum corneum), die als Eczéma craquelé (französisch: "rissiges Ekzem") bezeichnet wird. Diese Veränderungen erinnern an ein eingetrocknetes Flussbett und zeigen sich als netzförmige, rötliche Einrisse.

Klinische Erscheinungen

  • Im Anfangsstadium äußert sich das Exsikkationsekzem durch trockene, rauhe Haut mit Juckreiz und Spannungsgefühl.
  • Typische Symptome sind netzförmige Risse, Schuppung und Rötung der Haut.
  • Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich rötlich-bräunliche, schuppende, infiltrierte Plaques (flächenhafte oder plattenartige Substanzvermehrungen der Haut), die sich bei Nichtbehandlung zu chronischen Entzündungsherden entwickeln können.

Zusammenfassung

Das Exsikkationsekzem entsteht durch Austrocknung der Haut, bedingt durch eine verminderte Talg- und Schweißproduktion sowie durch Veränderungen in der Hautstruktur im Alter. Die geschwächte Hautbarriere und die verringerte Wasserbindungskapazität führen zu trockener, rissiger Haut, die sich im Verlauf zu einem chronischen Ekzem entwickeln kann.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Lebensalter – Alter (hier: ab zweiter Lebenshälfte)
  • Hormonelle Faktoren: Menopause (weibliche Wechseljahre; Klimakterium), Andropause (männliche Wechseljahre)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Fehlernährung – Ungenügende Zufuhr von Nährstoffen, die für die Hautgesundheit wichtig sind.
    • Mangelernährung – Kann zu einer reduzierten Hautbarriere führen.
    • Flüssigkeitsmangel – Unzureichende Hydration verschlechtert den Hautzustand und begünstigt Trockenheit.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Erhöht die Dehydration der Haut (Frau: > 20 g/Tag; Mann: > 30 g/Tag).
    • Tabak (Rauchen) – Schädigt die Hautbarriere und verstärkt den Feuchtigkeitsverlust.
  • Waschverhalten
    • Übermäßiger Gebrauch von Seifen oder Duschmitteln – Entfernt den natürlichen Talgfilm der Haut.
    • Verwendung von Badezusätzen – Kann zu Hautreizungen und weiterer Austrocknung führen.
    • Bürsten oder Abreiben der Haut – Insbesondere bei älteren Menschen schädlich, da die Haut bereits weniger Fett produziert.
    • Verwendung alkoholhaltiger Reinigungsmittel – Trocknet die Haut zusätzlich aus.

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Assoziation mit Hepatopathien (Lebererkrankungen), malignen Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs)
  • Anorexia nervosa (Magersucht)
  • Atopie (Neigung zur Überempfindlichkeitsreaktion), z. B. atopische Ekzem (Neurodermitis)
  • Vulgäre Ichthyose – Verhornungsstörungen der Haut
  • Xerodermie (trockene Haut)

Medikamente

  • Cimetidin (H2-Antihistaminikum)
  • Exsikkierende Medikamente
    • Diuretika 
    • Retinoide (Isotretinoin)
  • HIV-Proteaseinhibitoren (Indinavir)
  • Hormone
    • Hormonelle Kontrazeptiva (Antibabypille) sowie Antiandrogene
    • Östrogene (Sebostase/Hemmung der Talgbildung)
  • Indinavir (Virostatikum)
  • Monoklonale Antikörper – Bevacizumab, Pertuzumab, Trastuzumab
  • Lipidsenker
    Psychopharmaka
  • Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) – Dasatinib

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Reizstoffe (z. B. Chemikalien, Lösungsmittel) – Schädigen die Haut und erhöhen den Wasserverlust.
  • Klimaanlagen – Senken die Luftfeuchtigkeit und trocknen die Haut aus.
  • Überheizte Räume – Reduzieren die Luftfeuchtigkeit. Die Raumtemperatur sollte 21 °C nicht überschreiten.
  • Trockenes Raumklima – Einsatz von Luftbefeuchtern zur Optimierung der Luftfeuchtigkeit (40-60 %).
  • Sonne – Häufige Sonnenbäder können die Haut austrocknen. Sonnenschutz verwenden.
  • Winter (Kälte) – Kalt-trockene Klimabereiche und trockene Heizungsluft verstärken die Austrocknung. Empfehlungen:
    • Luftraumbefeuchter verwenden.
    • Handschuhe tragen bei Temperaturen unter 10 °C.

Weitere Ursachen

  • Dialyse (Blutwäsche)