Analekzem – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Entstehung wird durch die Anatomie der Analregion begünstigt. In der Analspalte besteht durch die Pobacken ständiger Haut-auf-Haut-Kontakt. Das Mikroklima ist durch Schweißbildung feucht. In der Analregion befinden sich ekkrine und apokrine Schweißdrüsen. Die ekkrinen Schweißdrüsen sind die eigentlichen Schweißdrüsen, die in großer Menge annähernd überall in der Haut vorkommen, während die apokrinen Schweißdrüsen, auch Duftdrüsen genannt, vor allem in den Achselhöhlen, Brustwarzen und Genital-/Analbereich lokalisiert sind. Die Barrierefunktion der Epidermis (Oberhaut) wird geschädigt. Es kommt zu mazerativen Prozessen (Aufweichen der Haut) sowie zu Hautentzündungen.

Das irritativ-toxische Analekzem ist die Folge einer Hautschädigung, die durch externe Irritanzien (Reizstoffe) entsteht. Begünstigt wird es u. a. durch ammoniakalisch-fäkulente Feuchtigkeitsabsonderungen [1-5]. Diese gelangen in die Perianalregion bei: 

  • Minderung der sensorischen Feinkontinenz – ausgelöst durch verschiedenste Ursachen (siehe unten)
  • Minderung der muskulären Grobkontinenz – degenerativ oder traumatisch bedingt

Auch Steigerungen der Stuhlentleerungsfrequenz mit breiig-flüssiger Stuhlkonsistenz (Diarrhoen) fördern den Entzündungsprozess in der Perianalregion [2, 6].

Beim atopischen Analekzem handelt es sich um eine genetisch determinierte Überempfindlichkeit von Haut und Schleimhäuten gegenüber bestimmten Umweltstoffen, also eine Typ-1-Allergie mit erhöhter IgE-Bildung (Immunglobulin E). Die Hautreaktion kann auch die Knie- und Ellenbeugen betreffen.

Das kontaktallergische Analekzem tritt aufgrund einer verzögerten immunologischen Typ-IV-Reaktion auf. Auslöser sind externe Substanzen, die zuvor komplikationslos angewendet wurden (Sensibilisierungsphase). Ein erneuter Kontakt führt dann zu einer T-Zell-vermittelten Ekzemreaktion (innerhalb von 48 Stunden).

Ätiologie (Ursachen)

Irritativ-toxisches Analekzem

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Mangelnde bzw. übertriebene Analhygiene [7]
    • Mechanische Reize (zu viel Druck bei der Reinigung der Analregion oder sehr raues Toilettenpapier)
    • Chemische Reizung durch Detergenzien (waschaktive Substanzen aus chemisch hergestellten Rohstoffen), Kosmetika, Gleitmittel
  • Feuchtes Toilettenpapier
  • Sexuelle Gewohnheiten (Analverkehr/Analsex)

Krankheitsbedingte Ursachen

Haut (L00-L99)

  • Acne inversa (auch Akne inversa geschrieben; Synonyme: Aknetetrade; Erkrankung geht von den Talgdrüsen und den Terminalhaarfollikeln aus)
  • Anodermale (die Analhaut betreffende) Narben

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Analfistel
  • Analprolaps der distalen Rektummukosa (Vorfall der Mastdarmschleimhaut)
  • Hämorrhoiden

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Intraanale bzw. rektale Tumoren
  • Perianaltumoren

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Hyperhidrosis (übermäßiges Schwitzen)

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Kleinere Wunden

Kontaktallergisches Analekzem

Medikamente

  • Inhaltsstoffe topischer (örtllich angewendeter) Therapeutika, z. B. Hämorrhoidenmittel – Lokalanästhetika [8-11]

Weiteres

  • Feuchtes [8-11], recyceltes oder gefärbtes Toilettenpapier ist allergener als weißes
  • Inhaltsstoffe von Hautpflegemitteln, Intimsprays – Duftstoffe, Konservierungsmittel [8-11]

Literatur

  1. Black JM, Gray M, Bliss DZ, Kennedy-Evans KL, Logan S, Baharestani MM et al.: MASD part 2: incontinence-associated dermatitis and intertriginous dermatitis: a consensus. J Wound Ostomy Continence Nurs. Jul-Aug 2011; 38 (4): 359-70; quiz 371-2. doi: 10.1097/WON.0b013e31822272d9.
  2. Lenhard BH: Systematik und Therapie des Analekzems. Akt Dermatol 2016; 42 (05): 194-197
  3. Lenhard BH: Peri- und intraanale Dermatosen sowie venerische Erkrankungen des Anorektums (STI). In: Schwandner O (Hrsg) Proktologische Diagnostik. Springer, Berlin Heidelberg 2016, S 234-242
  4. Schauber J: Topical therapy of perianal eczema. Hautarzt 2010 Jan; 61 (1): 33-8. doi: 10.1007/s00105-009-1812-3.
  5. Weyandt GH: Haemorrhoidal disease: the dermatological differential diagnoses of symptoms and anal findings. Aliment Pharmacol Ther 2010; 31 (1): 12-21
  6. Lenhard BH: The diagnosis and treatment of perianal dermatitis. Wien Med Wochenschr. 2004; 154 (3-4): 88-91. doi: 10.1007/s10354-004-0046-3.
  7. Bieber T: Atopic dermatitis. Ann Dermatol. 2010 May; 22 (2): 125-37. doi: 10.5021/ad.2010.22.2.125.
  8. Bauer A, Oehme S, Geier J: Contact sensitization in the anal and genital area. Curr Probl Dermatol. 2011; 40: 133-141. doi: 10.1159/000321065.
  9. Havlickova B, Weyandt GH: Therapeutic management of anal eczema: an evidence-based review. Int J Clin Pract. 2014 Nov; 68 (11): 1388-99. doi: 10.1111/ijcp.12457.
  10. Komericki P, Kränke B, Aberer W: Allergisches Kontaktekzem durch Euxyl K 400 in feuchtem Toilettenpapier. Allergologie, Jahrgang 19 (1996)-Februar (85-87)
  11. Kugler K, Brinkmeier T, Frosch PJ, Uter W:  Anogenital dermatoses – allergic and irritative causative factors. Analysis of IVDK data and review of the literature. J Dtsch Dermatol Ges. 2005 Dec; 3 (12): 979-86. doi: 10.1111/j.1610-0387.2005.05763.x.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Analekzems. (AWMF-Registernummer: 113-007), 02.09.2019 Langfassung