Allergisches Kontaktekzem – Prävention

Zur Prävention der allergischen Kontaktdermatitis muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Rauchen

Weitere Risikofaktoren

Exogene Faktoren

  • Exposition gegenüber dem auslösenden Stoff; folgende Stoffe zählen zu den häufigsten Auslösern eines allergischen Kontaktekzems:
    • Azo-Tätowierfarbstoffe 
    • Bufexamac (antientzündlich wirksamer Arzneistoff zur örtlichen Behandlung der Haut)
    • Duftstoffe – bei ca. 2 % lässt sich per Epikutantest (Synonyme: Patch-Test, Pflastertest) eine Kontaktallergie (hier: Duftstoffallergie) nachweisen; Hauptallergene sind [2]:
      • Hydroxyisohexyl-3-Cyclohexen-Carboxaldehyd (HICC)
      • Eichenmoos (Evernia prunastri) und Baummoos (Evernia prunastri, Evernia furfuracea)
      • Zimtaldehyd (Cinnamaldehyde)
      • Hydroxycitronella
      • Hexylzimtaldehyd
    • Epoxidha
    • Kaliumdichromat
    • Kobaltchlorid
    • Konservierungsstoffe 
      • Parabene (z. B. Methylparaben, Propylparaben, Butylparaben): Obwohl sie weitverbreitet und im Allgemeinen als sicher gelten, können Parabene bei einigen Menschen allergische Reaktionen auslösen.
      • Formaldehyd und Formaldehydabspalter (z.B. Quaternium-15, DMDM Hydantoin, Imidazolidinylharnstoff, Diazolidinylharnstoff): Diese Substanzen setzen langsam Formaldehyd frei, das hautreizend wirken und Allergien auslösen kann.
      • Isothiazolinone (z. B. Methylisothiazolinon, Methylchloroisothiazolinon): Diese Konservierungsstoffe sind in einer Vielzahl von Produkten enthalten und können Kontaktallergien verursachen.
      • Thiomersal: Ein quecksilberhaltiges Konservierungsmittel, das in einigen Impfstoffen und kosmetischen Produkten vorkommt und allergische Reaktionen hervorrufen kann.
      • Benzylalkohol: Obwohl es ein weniger häufiger Allergieauslöser ist, kann Benzylalkohol in einigen Fällen Kontaktallergien verursachen.
      • Phenoxyethanol: Ein weiteres gängiges Konservierungsmittel, das Hautreizungen oder allergische Reaktionen auslösen kann, obwohl es im Allgemeinen als sicher angesehen wird.
      • Chloroxylenol (PCMX): Ein antimikrobielles Konservierungsmittel, das in einigen Hautpflegeprodukten verwendet wird und allergische Reaktionen auslösen kann.
    • Lanolin (Alkohole)
    • Mercaptobenzothiazol (Vulkanisationsbeschleuniger in der Gummiherstellung für Produkte wie Reifen und technische Gummiartikel)
    • Natriumthiosulfatoaurat
    • Neomycin/Neomycinsulfat (Antibiotikum)
    • Nickel (Nickelsulfat) [potentiell enthalten in: Schmuck, Gehäuse und Bänder von Armbanduhren, Knöpfe, Nieten, Schnallen, Reißverschlüsse und Metallmarkierungen, sofern sie in Kleidung verwendet werden; ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht!]
    • Octocrylen (UV-Filter) [eher selten]
    • Palladium
    • Perubalsam
    • P-Phenylendiamin (Farbstoffe)
    • Propolis (Bienenprodukt, das auch Bienenkittharz genannt wird)
    • Sorbitansesquioleat (Emulgator in Dermatika und Kosmetika)
    • Terpentin
    • Thiram (chemische Verbindung aus der Gruppe der Dithiocarbamate)
    • Toluene-2,5-Diamin
    • 4-tert-Butylphenol-Formaldehydharz (PTBFR; Kleber in Gummiartikeln)
  • Sensibilisierungspotenz des Stoffes
  • Zahnkronen (Palladium) – im Fall einer Metallkontaktallergie könnte die Exposition gegenüber Zahnkronen mit einer Palladiumlegierung eine Rolle spielen [1]

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Zur Prävention eines allergischen Kontaktekzems sollten bestimmte Maßnahmen ergriffen werden, um den Kontakt mit potenziellen Reiz- und Allergensubstanzen zu minimieren. Die nachstehende Tabelle zeigt die häufigsten Inhaltsstoffe und deren Vorkommen in Alltagsprodukten.

Inhaltsstoffe und ihre Vorkommen

Inhaltsstoffe
 Enthalten in
 Ammoniak  Desinfektionsmittel, Fußbodenreiniger, Fenster- und Glasreiniger, Allzweck-Reinigungsmittel 
 Chloride und Alkyl- und Ammoniumchlorid
 Schimmelentferner
 Salmiakgeist (Ammoniumhydroxid)
 Fleckenentferner
 Chlorwasserstoff  Abflussreiniger, Toilettenbeckenreiniger
 Laugen  Ofenreiniger, Abflussreiniger
 Erdöldestillate  Möbelwachs und Möbelpolituren
 Erdölhaltige Lösungsmittel
 Fußbodenreiniger, Fußbodenwachs
 Phenol (Karbol)
 Antibakterielle Reinigungsmittel, Toilettenbeckenreiniger, Möbelpolituren
 Natriumbisulfat  Toilettenbeckenreiniger
 Natriumhypochlorid  Desinfektionsmittel, Fleckenentferner, Allzweck-Reinigungsmittel
 Natrium- oder Kaliumhydroxid  Abflussreiniger, Ofenreiniger

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühzeitige Anzeichen eines allergischen Kontaktekzems zu erkennen und eine Verschlimmerung zu vermeiden.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige Kontrolle der Haut auf Rötungen, Schuppung oder Bläschenbildung.
    • Durchführung eines Epikutantests (Patch-Test) zur Identifikation auslösender Allergene.
  • Vermeidung erneuter Exposition
    • Identifizierte Allergene konsequent meiden.
    • Verwendung von alternativen Reinigungs- und Pflegeprodukten ohne bekannte Allergene.
  • Medikamentöse Therapie
    • Anwendung von topischen Kortikosteroiden bei akuten Symptomen.
    • Einsatz von feuchtigkeitsspendenden und barrierefördernden Hautpflegeprodukten zur Regeneration der Haut.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die Langzeitbetreuung und die Vermeidung wiederkehrender Ekzeme oder Komplikationen.

  • Langzeitmanagement und Nachsorge
    • Regelmäßige dermatologische Kontrolle zur Überwachung der Hautgesundheit.
    • Langfristige Anwendung von pflegenden Hautcremes zur Stärkung der Hautbarriere.
  • Verhaltensanpassung
    • Verwendung von Schutzhandschuhen bei Kontakt mit Reinigungsmitteln oder Chemikalien.
    • Meidung von Hautreizstoffen und regelmäßige Desinfektion von Arbeitsutensilien.
  • Aufklärung und Schulung
    • Information über die richtige Auswahl von Reinigungs- und Pflegeprodukten.
    • Sensibilisierung für die Bedeutung der Hautpflege und das Vermeiden von Allergenen.

Mit diesen präventiven Maßnahmen kann das Risiko eines allergischen Kontaktekzems deutlich reduziert und die Lebensqualität Betroffener nachhaltig verbessert werden.

Literatur

  1. Muris J, Goossens A, Gonçalo M, Bircher AJ, Giménez-Arnau A, Foti C, Rustemeyer T, Feilzer AJ, Kleverlaan CJ. Sensitization to palladium and nickel in Europe and the relationship with oral disease and dental alloys. Contact Dermatitis. 2015 Jan 12. doi: 10.1111/cod.12327.
  2. Diepgen TL et al.: Prevalence of fragrance contact allergy in the general population of five European countries: a cross-sectional study. Br J Dermatol 2015, online 7. November; doi: 10.1111/bjd.14151

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Allergieprävention. (AWMF-Registernummer: 061-016), November 2022 Langfassung