Allergisches Kontaktekzem – Einleitung

Das allergische Kontaktekzem ist eine entzündliche Hauterkrankung, die durch den Kontakt mit bestimmten allergieauslösenden Substanzen (Allergenen) hervorgerufen wird. Typischerweise manifestiert sich die Erkrankung als verzögerte allergische Reaktion des Spättyps (Typ IV nach Coombs und Gell). Eine der häufigsten Ursachen ist die Nickelallergie. Die Haut reagiert mit Rötung, Juckreiz, Bläschenbildung und Schuppung.

Thesaurussynonyma: und ICD-10: Allergie durch Hautkontakt mit Nahrungsmitteln; Allergie durch Kosmetika; Allergie durch organisches Lösungsmittel; Allergie durch Pflaster; Allergie mit Dermatose; allergische Dermatitis; allergische Dermatitis durch äußeren Reizstoff a.n.k.; allergische Dermatitis durch chemische Produkte; allergische Dermatitis durch Haarfärbemittel; allergische Dermatitis durch Terpentine; allergische Hautreaktion; allergische Kontaktdermatitis; allergische Kontaktdermatitis durch Ambrosiagewächse; allergische Kontaktdermatitis durch Arzneimittel; allergische Kontaktdermatitis durch Bichromat; allergische Kontaktdermatitis durch Brennnesseln; allergische Kontaktdermatitis durch chemische Produkte; allergische Kontaktdermatitis durch Chrom; allergische Kontaktdermatitis durch Farbstoff; allergische Kontaktdermatitis durch Fisch; allergische Kontaktdermatitis durch Fleisch; allergische Kontaktdermatitis durch Gemüse; allergische Kontaktdermatitis durch Giftefeu; allergische Kontaktdermatitis durch Gifteiche; allergische Kontaktdermatitis durch Giftsumach; allergische Kontaktdermatitis durch Gräser; allergische Kontaktdermatitis durch Gummi; allergische Kontaktdermatitis durch Hautkontakt mit Nahrungsmitteln; allergische Kontaktdermatitis durch Heftpflaster; allergische Kontaktdermatitis durch Insektizide; allergische Kontaktdermatitis durch Jakobskreuzkraut; allergische Kontaktdermatitis durch Katharidenpflaster; allergische Kontaktdermatitis durch Klebstoff; allergische Kontaktdermatitis durch Kölnisch Wasser; allergische Kontaktdermatitis durch Konservierungsstoffe; allergische Kontaktdermatitis durch Kosmetika; allergische Kontaktdermatitis durch Kunststoff; allergische Kontaktdermatitis durch Mehl; allergische Kontaktdermatitis durch Metalle; allergische Kontaktdermatitis durch Milch; allergische Kontaktdermatitis durch Nickel; allergische Kontaktdermatitis durch Nylon; allergische Kontaktdermatitis durch Obst; allergische Kontaktdermatitis durch Pelz; allergische Kontaktdermatitis durch Plastik; allergische Kontaktdermatitis durch Primeln; allergische Kontaktdermatitis durch Schlüsselblumen; allergische Kontaktdermatitis durch Zement; allergische Kontaktdermatitis durch Zugpflaster; allergische Kontaktsensibilisierung; allergisches Bäckerekzem; allergisches Ekzem; allergisches Erythem; allergisches Exanthem; allergisches Kontaktekzem; allergisches Kontaktekzem; allergisches Kontaktexanthem durch Arzneimittel; Allergodermie; Chemikalienallergie; Chemikalienallergien; Chromallergie; Chromallergien; Dermatitis durch Sensibilisierung a.n.k.; Dermatitis pratensis; Dermatitis venenata; Detergenzienallergie; Ekzem mit Allergie; entzündliche allergische Dermatitis; Fettallergie; Fettallergien; Gummiallergie; Gummiallergien; Hautallergie; Hautallergie durch Kontakt; Hautallergien; Heftpflasterekzem; Insektizidallergie; Insektizidallergien; Konservierungsmittelallergie; Konservierungsmittelallergien; Kontaktallergie; Kontaktallergien; Kunststoffallergie; Kunststoffallergien; Nickelallergie; Nickelallergien; Pflanzenallergie; Pflanzenallergien; Pflasterallergie; Pflasterallergien; Rhus-Dermatitis; Seifenallergie; Seifenallergien; Waschmittelallergie; Waschmittelallergien; Wiesengräser-Dermatitis; Zementallergie; Zementallergien; ICD-10-GM L23.-: allergische Kontaktdermatitis)

Das allergische Kontaktekzem ist eine der häufigsten Berufserkrankungen weltweit.

Vom allergischen Kontaktekzem kann man das irritative (nicht-allergisches) Kontaktekzem (Synonym: toxische Kontaktdermatitis) unterscheiden. Letzteres geht häufig einem allergischen Kontaktekzem voraus.

Die Kombinationsdiagnose von allergischem und irritativem Kontaktekzem ist sehr selten zu stellen.

Formen der Erkrankung

Nach zeitlichem Verlauf

  • Akutes allergisches Kontaktekzem: Auftreten innerhalb weniger Stunden bis Tage nach Kontakt mit dem Allergen. Typische Symptome sind Rötung, Juckreiz, Bläschenbildung und Exsudation (Austritt von Flüssigkeit).
  • Subakutes allergisches Kontaktekzem: Entsteht durch wiederholten Kontakt mit dem Allergen. Die Symptome sind weniger ausgeprägt, können aber in eine chronische Form übergehen.
  • Chronisches allergisches Kontaktekzem: Entwickelt sich durch langfristige Exposition gegenüber dem Allergen. Die Haut zeigt Verdickung (Lichenifikation), Schuppung und vermehrte Trockenheit. Diese Form kann persistent sein und erfordert eine langfristige Behandlung.

Spezifische Formen

  • Berufliches Kontaktekzem: Häufig in Berufen wie Friseuren, Bäckern und Bauarbeitern. Langfristige Exposition gegenüber berufstypischen Allergenen führt zu chronischen Ekzemen.
  • Handekzem: Häufigste Lokalisation bei beruflich bedingten Kontaktekzemen. Zeigt sich durch Trockenheit, Rissbildung und Verdickung der Haut an den Händen.
  • Nickelallergie: Häufigste Ursache des allergischen Kontaktekzems, besonders bei Frauen. Manifestiert sich oft durch Ekzeme im Bereich des Ohrläppchens (durch Ohrringe), Halses (durch Ketten) und Handgelenks (durch Armbänder).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 10 bei Nickelallergie.

Häufigkeitsgipfel
: Häufigkeitsgipfel im jungen Erwachsenenalter, insbesondere bei Frauen.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Lebenszeitprävalenz für Kontaktekzeme liegt zwischen 15 und 20 %; Jahresprävalenz in Deutschland bei ca. 7 %.
  • In Europa leiden etwa 27 % der Menschen an einer Kontaktallergie, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. 15,1 % der befragten Europäer gaben an, im Laufe ihres Lebens schon einmal an einer Kontaktdermatitis erkrankt zu sein [2].
  • Bei Kindern und Jugendlichen (0 bis 17 Jahre) liegt die Lebenszeitprävalenz bei 5,6 % [1].

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz des allergischen Kontaktekzems wird auf 3 pro 1.000 Einwohner pro Jahr geschätzt.

Saisonale Häufung
: Keine spezifische saisonale Häufung beobachtet.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akutes allergisches Kontaktekzem:
    • Tritt typischerweise innerhalb weniger Stunden nach Kontakt mit der auslösenden Substanz auf.
    • Symptome entwickeln sich in der Regel innerhalb von 12 bis 48 Stunden nach Exposition.
    • Bei Beendigung der Exposition heilt das Ekzem meist innerhalb weniger Tage (3 bis 7 Tage) ab.
  • Chronisches allergisches Kontaktekzem:
    • Entwickelt sich durch wiederholte oder andauernde Exposition gegenüber dem Allergen.
    • Die Haut wird verdickt, trocken und schuppig; es können sich Risse und Lichenifikation (Verdickung der Haut) entwickeln.
    • Besserung tritt oft erst nach Wochen bis Monaten auf, wobei das Ekzem auch nach Meidung des Allergens persistent bleiben kann.

Prognose

  • Akutes Ekzem
    • Bei rechtzeitiger Entfernung des Allergens ist die Prognose gut, mit schneller Abheilung.
  • Chronisches Ekzem
    • Kann persistieren oder wiederkehren, insbesondere bei fortgesetzter Allergenexposition. Beruflich bedingte Ekzeme haben eine schlechtere Prognose, wenn die Exposition nicht vermieden wird.
    • Berufliche Auswirkungen: Eine langfristige Allergenexposition kann zu dauerhaften Hautveränderungen führen und die Arbeitsfähigkeit einschränken.
  • Expositionsprophylaxe
    • Essenziell für die Verhinderung von Rezidiven. Bei erfolgreicher Allergenvermeidung kann es zu einer signifikanten Besserung oder vollständigen Abheilung kommen.

Literatur

  1. Schmitz R, Thamm M, Ellert U, Kalcklösch M, Schlaud M: KiGGS Study Group Bundesgesundheitsbl 2014 · 57:771-778 doi 10.1007/s00103-014-1975-7
  2. Diepgen TL et al.: Prevalence of contact allergy in the general population in different European regions. BJD 2015; Volume 174, Issue 2 February 2016  Pages 319-329 doi: 10.1111/bjd.14167

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Kontaktekzem. (AWMF-Registernummer: 013-055), August 2013 Langfassung
  2. Renz H: In-vitro-Allergiediagnostik. Rezensierte Publikation. JLM Band 39: Heft 4. Juli 2015 doi.org/10.1515/labmed-2015-0062
  3. Diepgen TL, Andersen KE, Chosidow O et al.: Guidelines for diagnosis, prevention and treatment of hand eczema. 2015; J Dtsch Dermatol Ges 13: e1-e22