Akne (Acne vulgaris) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Acne vulgaris (Akne) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Akne oder anderen Hauterkrankungen (z. B. Rosacea (Kupferrose), seborrhoische Dermatitis)?
  • Bestehen in der Familie hormonelle Erkrankungen (z. B. polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom), Schilddrüsenstörungen, Diabetes mellitus)?
  • Gab es Fälle von erblicher Neigung zu fettiger Haut oder vermehrter Talgbildung?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie in Ihrem Beruf schädigenden Arbeitsstoffen ausgesetzt? (Öle, Fette, Chlor, Brom, Jod, Pech, Halogene, Lösungsmittel, Staubpartikel?)
  • Haben Sie in letzter Zeit Stress oder emotionale Belastungen erlebt?
  • Gibt es Hinweise auf *Schul- oder Arbeitsstress, soziale Isolation oder Mobbing aufgrund der Hautveränderungen?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Wann sind die Hautveränderungen erstmals aufgetreten?
  • War der Beginn plötzlich oder allmählich?
  • Haben sich die Symptome im Verlauf verschlechtert oder gebessert?
  • Gibt es saisonale Schwankungen oder Besserung im Sommer durch UV-Strahlung?
  • Wo genau treten die Hautveränderungen auf? (nur im Gesicht oder auch am Rücken, Dekolleté, Brust, Schultern)
  • Welche Hautveränderungen liegen vor? (Mitesser (Komedonen), Papeln, Pusteln, Knoten, Narbenbildung)
  • Haben Sie an den Hautveränderungen manipuliert (Drücken, Kratzen)?
  • Gab es eine Verschlechterung nach der Anwendung bestimmter Kosmetika oder Hautpflegeprodukte?
  • Treten die Hautveränderungen nach Urlauben oder Aufenthalten in anderen Klimazonen auf?
  • Haben Sie hormonelle Veränderungen bemerkt? (verstärkte Akne in bestimmten Zyklusphasen, Schwangerschaft, nach Absetzen der Pille)
  • Haben Sie Begleitsymptome:
    • Haarausfall?
    • Unregelmäßige Menstruation?
    • Gewichtszunahme?
  • Leiden Sie unter vermehrtem Schwitzen oder fettiger Haut?
  • Gibt es Anzeichen einer Infektion (Schwellung, starke Rötung, Schmerzen, Fieber)?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Wie ist Ihre Ernährung:
    • Ernähren Sie sich sehr zuckerhaltig, fettig oder milchreich?
    • Nehmen Sie viele Fertigprodukte, Fast Food oder Softdrinks zu sich?
    • Haben Sie eine einseitige Ernährung oder einen Nährstoffmangel (Vitamin A, Zink, Omega-3-Fettsäuren)?
  • Trinken Sie ausreichend Wasser?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen andere Hauterkrankungen (Rosacea, seborrhoische Dermatitis)?
    • Haben Sie bekannte hormonelle Erkrankungen (z. B. polyzystisches Ovarialsyndrom, Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) oder Hypothyreose (-unterfunktion))?
    • Bestehen Magen-Darm-Probleme (z. B. Reizdarmsyndrom, Nahrungsmittelunverträglichkeiten)?

Medikamentenanamnese

  • Besteht eine zeitliche Verbindung mit Medikamenteneinnahme? (Androgene, Kortikosteroide, Lithium, Halogene, Anabolika?)
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente, die Akne auslösen können?
    • Antibiotika
      • Aminoglykoside (Streptomycin)
      • Tetracyclin
    • Antiepileptika (Chinin, Chinidin, Phenobarbital, Phenytoin)
    • Antipsychotika (Neuroleptika)
      • Atypische trizyklische Antidepressiva (Amineptin)
      • Konventionelle (Klassische) Antipsychotika (Neuroleptika) – Phenothiazine
      • Lithium, Hydantoin, Trimethadon, Amineptine
      • Tetrazyklische Antidepressiva (Maprotilin)
      • Trizyklische Antidepressiva (Imipramin)
    • Betablocker (Propranolol)
    • Bromid
    • DHEA [bei Frauen: nur bei Überdosierung!]
    • Disulfiram
    • D-Penicillamin
    • EGF-Rezeptorantagonisten.
    • Hormone
      • Anabolika (Testosteronester, Metandienon, Methandrostenolon, Metenolonacetat, Mesterolon, Stanozolol)
      • Androgene
      • ACTH
      • Glucocorticoide (Cortison, Hydrocortison) (topisch und systemisch) [Steroid-Akne]
      • Orale Kontrazeptiva (abhängig vom Gestagenanteil: höheres Risiko bei Norethisteron, Dydrogesteron, weniger bei Desogestrel oder Levonorgestrel; auch häufiger bei Kontrazeptiva mit niedrigen Östrogenanteil) [kein Aknerisiko durch Chlormadinonacetat und Cyproteronacetat]
      • Testosteron
      • Testosteronderivate (Danazol)
      • Thyroxin
    • Immunsuppressiva (Azathioprin, Ciclosporin (Cyclosporin A))
    • Januskinase-Hemmer/JAK-Hemmer [6]
      • JAK1-spezifische Inhibitoren (wie Abrocitinib): 4,7-faches Risiko
      • JAK1- und JAK2-Hemmer (wie Barocitinib): 3,4-faches Risiko
    • Jodid
    • Lepramittel (Clofazimin)
    • Lithium
    • 8-Methoxypsoralen+ UVA
    • Muskelrelaxantien (Dantrolene)
    • Narkosemittel (Halothan)
    • Neuroleptika
    • Retinoide (Acitretin, Etretinat, Isotretinoin)
    • Sedativa (Chloralhydrat, Diazepam)
    • Thioharnstoff
    • Tuberkulostatika (Isoniazid, Ethambutol, Ethionamid, Protionamid, Rifampicin)
    • Thyreostatika (Thiouracil)
    • Zytostatika (Actinomycin-D)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.

Literatur

  1. Martinez J et al.: Janus Kinase Inhibitors and Adverse Events of Acne: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Dermatol 2023;18:e233830; https://doi.org/10.1001/jamadermatol.2023.3830