Stimmritzenkrampf (Laryngospasmus) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Der Laryngospasmus ist eine reflektorische Schutzreaktion des Kehlkopfes, bei der es zu einem plötzlichen Verschluss der Glottis (Stimmritze) durch eine spastische Kontraktion (plötzliche Verkrampfung) der Kehlkopfmuskulatur kommt. Dieser Reflex wird durch exogene oder endogene Reize ausgelöst, die eine Übererregbarkeit des Nervus vagus (zehnter Hirnnerv) bedingen.
Pathophysiologische Mechanismen
Der Verschluss der Glottis wird durch eine starke Kontraktion der Stimmbandmuskeln, insbesondere des Musculus cricothyroideus und des Musculus arytenoideus, hervorgerufen. Diese Muskeln werden durch den Nervus laryngeus recurrens (Rückführender Kehlkopfnerv), einem Ast des Nervus vagus, innerviert. Bei einem Laryngospasmus reagiert der Kehlkopf überempfindlich auf mechanische, chemische oder thermische Reize.
Je nach Ausprägung des Krampfes kann der Glottisverschluss teilweise oder vollständig sein:
- Teilweiser Laryngospasmus: Luftstrom ist noch teilweise möglich; es entsteht ein hochfrequentes Atemgeräusch (Stridor).
- Kompletter Laryngospasmus: Vollständiger Verschluss der Stimmritze; es tritt akute Luftnot (Dyspnoe) auf, die bei anhaltendem Spasmus zu einer Hypoxie (Sauerstoffmangel) führen kann.
Auslösende Faktoren
Die Ursachen des Laryngospasmus sind vielfältig. Häufige exogene Reize sind:
- Aspiration (Einatmen von Flüssigkeiten oder Fremdkörpern)
- Inhalation von Reizgasen (z. B. Rauch, chemische Dämpfe)
- Laryngoskopie (Untersuchung des Kehlkopfes)
- Intubation (Einführung eines Tubus in die Luftröhre)
- Reflux von Magensäure (bei laryngopharyngealem Reflux)
Endogene Auslöser umfassen:
- Reizung des Vagusnervs (z. B. durch Tumoren oder entzündliche Prozesse)
- Elektrolytstörungen (wie Hypocalcämie (Calciummangel))
- Stressreaktionen (emotionaler Stress oder Angst)
Pathophysiologische Folgen
Der plötzliche Glottisverschluss bewirkt einen akuten Atemstillstand, wodurch die Sauerstoffversorgung der Lunge gestört ist. Dies kann zu einer Hypoxie (Sauerstoffmangel) führen, die je nach Dauer des Spasmus und dem Grad des Verschlusses lebensbedrohlich sein kann. In den meisten Fällen löst sich der Spasmus spontan nach einigen Sekunden bis Minuten, in schweren Fällen ist jedoch eine medizinische Intervention erforderlich, um die Atmung wiederherzustellen.
Zusammenfassung
Der Laryngospasmus ist eine reflexartige, spastische Kontraktion der Kehlkopfmuskulatur, die einen teilweisen oder vollständigen Verschluss der Stimmritze verursacht. Er tritt als Schutzreflex auf und kann durch eine Vielzahl von mechanischen, chemischen oder emotionalen Reizen ausgelöst werden. In schweren Fällen führt der Glottisverschluss zu einer akuten Atemnot, die je nach Dauer des Spasmus lebensbedrohlich werden kann.
Ätiologie (Ursachen)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Elterliches Rauchen
Krankheitsbedingte Ursachen
Atmungssystem (J00-J99)
- Atemwegsirritation durch Atemwegssicherung (Endotrachealtubus, Larynxmaske), Absaugen, Sekret oder durch Reizgase
- Akute Atemwegsinfektionen
- Lungenerkrankungen, u. a. Asthma bronchiale
- Zustand nach Atemwegsinfektionen
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Hypopcalcämie (Calciummangel)
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Rabies (Tollwut)
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)
- Eklampsie ‒ schwangerschaftsbedingte Erkrankung, die mit Krampfanfällen (ohne dass eine Epilepsie vorliegt) einhergeht
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Spasmophilie (latente Tetanie)
- Tetanie ‒ Übererregbarkeit der Muskulatur bei Mangel an Calciumionen
Verdauungssystem (K00-K93)
- Reflux von Magensäure (bei laryngopharyngealem Reflux)
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Inhalationsnoxen – schädliche Substanzen (Noxen), die in Form von Stäuben oder Gasen durch Einatmung aufgenommen werden
- Ätherische Öle (vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern)
- Aerosole; insb. Wassertropfen bei Tauchern (s. u. "trockenes Ertrinken")
- Manipulation im Kehlkopfbereich bei wachem Patienten
- Trockenes Ertrinken – wg. Erstickens eines Tauchers mit Stimmritzenkrampf (häufig in einer Folge des Krampfs); meistens ausgelöst durch eingeatmete Wassertropfen
Weitere Ursachen
- Aspiration (z. B. Einatmen von Fremdkörpern)
- Bronchoskopie (Lungenspiegelung)
- Inhalationsnarkose ‒ Narkose, die mithilfe von Narkosegasen geführt wird; hier bei Narkoseeinleitung oder -ausleitung (als Komplikation) – da bei der Intubation (Einführens eines Tubus über Mund oder Nase in den Rachen oder bis in die Luftröhre) oder Extubation (Entfernen des Tubus) eine Manipulation und Exzitation (Erregung) der Luftwege registriert wird – bei:
- Adenotomie (Rachenmandelentfernung)
- Tonsillektomie (Gaumenmandelentfernung)
- Elektroschockbehandlung
- Ungenügende Absaugung vor der Extubation (von Schleim, Blut)
Medikamente
- Anästhetika ‒ Medikamente, die zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose eingesetzt werden