Rachenmandelvergrößerung (adenoide Hyperplasie) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die adenoide Hyperplasie (Vergrößerung der Rachenmandel) ist eine häufige Erkrankung im Kindesalter und tritt meist in Folge von rezidivierenden (wiederkehrenden) Infektionen der oberen Atemwege auf. Die Tonsilla pharyngea (Rachenmandel) befindet sich am Dach des Nasopharynx' (Nasen-Rachen-Raum), also im Bereich direkt hinter der Nase und ist bei geöffnetem Mund in der Regel nicht sichtbar.

Pathophysiologischer Mechanismus

Die Vergrößerung der Rachenmandel ist das Resultat eines kompensatorischen Prozesses, bei dem das lymphoepitheliale Gewebe als Reaktion auf wiederholte entzündliche Reize zunimmt. Dieser Vorgang, bekannt als Hyperplasie (Vermehrung von Gewebe), wird durch aktivierte Immunzellen und eine erhöhte Proliferation der Lymphozyten (Abwehrzellen) ausgelöst. Die Hypertrophie (Größenzunahme der Zellen) der Rachenmandel erfolgt dabei parallel, sodass das Gewebe nicht nur zahlreicher, sondern auch größer wird.

Auslöser und verstärkende Faktoren

Der chronische Entzündungsprozess wird durch wiederkehrende bakterielle und virale Infektionen der oberen Atemwege getriggert. Diese führen zu einer Dysfunktion der Rachenmandel mit vermehrter Produktion von Schleim und Immunzellen. Dies wiederum kann zu einer obstruktiven Symptomatik (Blockade der Atemwege) führen. Das gestörte Abfließen von Sekreten aus der Nasenhöhle und dem Nasopharynx begünstigt einen Sekretstau, der wiederum das Milieu für erneute Infektionen schafft – ein Circulus vitiosus (Teufelskreis) entsteht.

Anatomische und funktionelle Folgen

Durch die Vergrößerung kann die Tonsilla pharyngea die nasale Passage (Verbindung zur Nasenhöhle) sowie den Zugang zur Ohrtrompete (Tuba Eustachii) blockieren. Dies führt zu einer Reihe von Folgeproblemen:

  • Nasale Obstruktion (Verstopfung der Nase):
    • Der verengte Nasopharynx führt zu Mundatmung und in schweren Fällen zu einer nasalen Sprachveränderung (Rhinophonia clausa, näselnde Sprache).
    • Die betroffenen Kinder zeigen häufig ein adenoides Gesicht mit offenem Mund, hervorstehender Oberlippe und Rückverlagerung des Unterkiefers.
  • Eustachische Röhren-Dysfunktion:
    • Die vergrößerte Rachenmandel kann die Öffnung der Ohrtrompete (Tuba auditiva) blockieren, was zu einer Belüftungsstörung des Mittelohrs führt.
    • Folge ist eine Seromukotympanon (Ansammlung von Schleim im Mittelohr), die das Risiko für eine chronische Otitis media (Mittelohrentzündung) erhöht.
  • Sekretstau und rezidivierende Infektionen:
    • Der chronische Sekretstau führt zu einer chronischen Entzündung im Nasopharynx und erhöht das Risiko für sekundäre bakterielle Infektionen.
    • Typische Erreger sind Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae.

Systemische Effekte

Durch die chronische nasale Obstruktion und die damit verbundene Mundatmung kann es langfristig zu einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion sowie einer Schlafstörung (Schlafapnoe-Syndrom) kommen. Dies führt zu Tagesmüdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit und in schwerwiegenden Fällen zu einer Beeinträchtigung der körperlichen und kognitiven Entwicklung bei betroffenen Kindern.

Zusammenfassung

Die Rachenmandelhyperplasie ist die Folge eines Circulus vitiosus aus Infektion, Hyperplasie, Sekretstau und erneuter Infektion. Die daraus resultierende obstruktive Symptomatik führt zu Problemen der Nasenatmung, einer Belüftungsstörung des Mittelohrs und einer erhöhten Anfälligkeit für rezidivierende (wiederkehrende) Entzündungen der oberen Atemwege.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische bzw. konstitutionelle Disposition (Veranlagung)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Rezidivierende (wiederkehrende) Infektionen