Rachenmandelvergrößerung (adenoide Hyperplasie) – Einleitung

Bei einer Rachenmandelhyperplasie, umgangssprachlich als Rachenmandelvergrößerung oder "Polypen" bezeichnet, handelt es sich um eine Vergrößerung der Rachenmandel (Tonsilla pharyngea). Diese Hyperplasie wird als pathologisch betrachtet, wenn sie durch mechanische Obstruktion (Verschluss) oder chronische Entzündungen des Nasenrachens Symptome hervorruft.

Synonyme und ICD-10: Hyperplasie der Tonsilla pharyngealis; adenoide Hyperplasie; adenoide Rachenmandelhyperplasie; adenoide Vegetationen, adenoide Wucherung oder einfacher Adenoide; ICD-10-GM J35.2: Hyperplasie der Rachenmandel

 

Anatomie und Funktionen

Die Tonsilla pharyngea liegt am Dach des Nasopharynx (Nasen-Rachen-Raum), hinter der Nase und ist bei geöffnetem Mund nicht sichtbar. Sie gehört zum lymphatischen Rachenring, der eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielt, insbesondere im Kindesalter. In dieser Phase wächst die Rachenmandel zusammen mit den anderen Mandeln und unterstützt das Immunsystem bei der Abwehr von Krankheitserregern.

Sie wächst im Kleinkindalter in der Lernphase des Immunsystems gemeinsam mit den anderen Mandeln.

Beachte: Wenn der Volksmund von „Polypen“ spricht, sind die Adenoide (adenoide Vegetationen; Vergrößerungen (Hypertrophien) des lymphoepithelialen Gewebes, das heißt der Rachentonsille/Rachenmandeln) gemeint. Sie haben nichts mit den "echten" Polypen des Nasenganges zu tun, die meist in der Mehrzahl (Polyposis nasi) vorkommen.

Formen der Rachenmandelhyperplasie

Die Rachenmandelhyperplasie (Vergrößerung der Rachenmandel) wird in der medizinischen Literatur nicht in verschiedene spezifische Formen unterteilt, wie es bei anderen Erkrankungen der Fall ist. Stattdessen wird sie eher nach dem Schweregrad der Symptome, den Auswirkungen auf die umliegenden Strukturen und den damit verbundenen Komplikationen beschrieben.

Allerdings könnte man in einem weiteren Sinne folgende Aspekte als unterschiedliche Manifestationen der Rachenmandelhyperplasie betrachten:

  • Primäre Rachenmandelhyperplasie: Tritt häufig bei Kindern im Rahmen der normalen Entwicklung des lymphatischen Systems auf und ist oft nicht mit einer Entzündung assoziiert.

  • Sekundäre Rachenmandelhyperplasie: Entwickelt sich infolge wiederkehrender Infektionen oder chronischer Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum. Diese Form ist häufiger mit Symptomen wie chronischer Nasenatmungsbehinderung, Schnarchen und rezidivierenden Mittelohrentzündungen verbunden.

  • Rachenmandelhyperplasie mit begleitendem Paukenerguss: Hierbei kommt es zusätzlich zur Hyperplasie zu einer Blockade der Eustachi-Röhre, was zur Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr führt. Dies kann zu Hörstörungen und wiederholten Mittelohrentzündungen führen.

  • Rachenmandelhyperplasie mit Obstruktion der Atemwege: In schweren Fällen kann die Vergrößerung der Rachenmandel die Nasenatmung so stark behindern, dass es zu einer Obstruktion der Atemwege kommt. Dies kann Schnarchen und Schlafapnoe verursachen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: ausgeglichen

Häufigkeitsgipfel: Meistens sind Kinder zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr betroffen; aber auch schon früher oder bis zum jugendlichen Alter.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die Rachenmandelhyperplasie entwickelt sich häufig im Zusammenhang mit rezidivierenden Infektionen. Diese führen zu einer Überforderung der Rachenmandelfunktion und damit zu einer Vergrößerung des lymphatischen Gewebes.
  • Die Hyperplasie kann die Nasenhöhle teilweise oder vollständig verlegen und den Eingang zur Eustachi-Röhre (Ohrtrompete) verschließen, was zu einer Vielzahl von Folgeerkrankungen führt. Dazu gehören rezidivierende Rhinitis (Schnupfen), Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitis, Otitis media (Mittelohrentzündung) und Hörstörungen.

Prognose

  • Bei eindeutiger Symptomatik, wie chronischer Behinderung der Nasenatmung oder wiederkehrenden Entzündungen der Rachenmandeln, ist eine operative Entfernung der vergrößerten Rachenmandeln (Adenotomie) indiziert. Dieser Eingriff führt in der Regel zu einer deutlichen Besserung der Symptome.
  • Bei begleitendem Paukenerguss (Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr) kann während der Adenotomie eine Parazentese (Trommelfellschnitt) durchgeführt werden, gegebenenfalls mit Einbringen eines Paukenbelüftungsröhrchens.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Adenoide Vegetationen. (AWMF-Registernummer:017 - 021). November 2022 Langfassung