Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Lagetherapie: Schlafen bevorzugt in Seitenlage! (Wesentlicher Bestandteil der Nicht-Positivdruck-Therapie bei leicht- bis mittelgradiger lageabhängiger obstruktiver Schlafapnoe (OSA))
    • Ggf. auch Rückenlageverhinderung (RLV) gegen Schnarchen (z. B. Anti-Schnarch-Weste)
  • Verzicht auf abendlichen Alkoholgenuss!
    Generell begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Körperliches Training; Sportler schnarchen – unabhängig vom Gewicht – seltener als Nichtsportler
  • Bei männlichen moderat übergewichtigen Patienten führte eine 10- bis 15%ige Gewichtsreduktion zu einer etwa 50%igen Reduktion des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI)* [4, 5]
  • Beachtung der Schlafhygiene
  • Überprüfung der Fahrtauglichkeit:
    • Bei Fahrzeugführern von Lkws, Omnibussen und Fahrzeugen zur Fahrgastbeförderung (Fahrzeugen der Gruppe 2) ist eine Tagesschläfrigkeit auszuschließen!
    • Bei Fahrzeugführern von Pkws und Zweirädern (Fahrzeugen der Gruppe 1) gelten die gleichen Anforderungen (private Entscheidung).
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit: meiden von sedierenden oder relaxierenden Medikamenten
  • Vermeidung von Drogen:
    • Ecstasy (auch XTC, Molly u. a.) – Methylendioxymethylamphetamin (MDMA); Dosierung im Mittel 80 mg (1-700 mg); gehört strukturell zur Gruppe der Amphetamine 

*Der Apnoe-Hypopne-Index (AHI) wird zur Diagnosestellung und Bestimmung der Ausprägung der OSA herangezogen.

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

Bei erwachsenen Patienten mit leichtgradiger obstruktiver Schlafapnoe (Apnoe-Hypopnoe-Index; AHI < 15/h) ohne assoziierte Symptomatik und ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren bzw. Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) kann auf eine Therapie verzichtet werden. Eine Verlaufskontrolle ist allerdings erforderlich.

Folgende konventionelle nicht operative Therapieverfahren stehen zur Verfügung:

  • Anpassung einer Maske für eine nächtliche Überdruckbeatmung (CPAP-Maske; cpap – continuous positive airway pressure; nasale kontinuierliche positive Überdruckatmung); hierdurch werden bei der Einatmung die oberen Atemwege gebläht, sodass es nicht zur Reibung des Gaumensegels/Zäpfchens an der Rachenhinterwand kommt. [Standardtherapie]
    Die Therapie führt zur einer Verbesserung der Lebensqualität sowie zu einer positiven Beeinflussung der Tagesschläfrigkeit sowie auch der OSA-typischen Komorbiditäten [2, 3].
    Eine Metaanalyse von Kohortenstudien konnte zeigen, dass eine CPAP-Therapie mit einem um 42 % niedrigeren Risiko von Vorhofflimmerrezidiven einherging [1].
  • Unterkieferprotrusionsschienen (Synonyme: Unterkieferprotrusionsschiene (UPS); Schnarchtherapiegerät; Schnarcherschiene) werden beim Schlafapnoe-Syndrom verordnet, wenn es sich um einen geringen Schweregrad handelt oder der Betroffene die CPAP-Überdruckbeatmung ablehnt. Dieses Therapiesystem wird vom Arzt im Schlaflabor verordnet und vom Zahnarzt angepasst. Nach einer Anpassungsphase von vier bis sechs Wochen sollte eine Überprüfung der Schiene vorgenommen werden und eine möglicherweise notwendige Anpassung durchgeführt werden.
    Protrusionsschienen bestehen aus zwei Schienenanteilen, je für den Ober- und Unterkiefer und einer gelenkigen Verbindung, an der auch der Grad der Protrusion (Vorschieben vom Unterkiefer aus der Ruheposition) eingestellt wird. 
    Folgende Voraussetzungen für die Anwendung einer UPS sollten erfüllt sein:
    1. ausreichende Zahl fester und gesunder Zähne je Kiefer bzw. alternativ eine ausreichende Zahl von belastbaren Implantaten
    2. ausreichende Fähigkeit zu Mundöffnung
    3. unauffällige klinische Funktionsanalyse
    Zahnfehlstellungen bei gesunden Zähnen als Nebenwirkungen konnten nicht belegt werden. Jedoch kann es infolge des Schnarchens zu Mundtrockenheit oder aber zu vermehrtem Speichelfluss kommen.
    Schlafmedizinisch tätige Zahnärzte finden Sie unter https://www.dgzs.de/mitgliederpraxen
  • Kraniale Nervus-hypoglossus-Stimulation der oberen Atemwege (Synonyme: elektrische Hypoglossusnervenstimulation (HNS); N.-hypoglossus-Schrittmacher; sog. „Zungenschrittmacher“; UAS = Upper Airway Stimulation); ein Sensor erkennt bzw. analysiert die einzelnen Atemzüge des Patienten und gibt diese Informationen an einen Pulsgenerator weiter. Diese nimmt eine Stimulation der oberen Atemwege vor und verhindert so, dass diese während der Atmung kollabieren – Therapiealternative für Patienten, bei denen eine CPAP-Therapie und Unterkieferprotrusionsschienen versagen; zugelassenes Therapieverfahren von der Food and Drug Administration (FDA) in den USA für OSA-Patienten (mit BMI < 32 kg/m und festgestelltem anteroposteriorem Kollaps, auf Velopharynx-Höhe).

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Pneumokokken-Impfung

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen/Verlaufskontrollen
    • nach Einleitung einer Therapie: Erfolgskontrolle innerhalb von 3 Monaten
    • anschließend jährliche Kontrolluntersuchungen (inkl. Anamnese zur Nutzung und Verträglichkeit der Therapie)

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Ernährung reich an:
      • Mineralstoffen (Magnesium)
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining); Sportler schnarchen – unabhängig vom Gewicht – seltener als Nichtsportler
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Bundesverband Gemeinnützige Selbsthilfe Schlafanpnoe Deutschland e. V.
    Auf dem Felde 3,  31675 Bückeburg
    Telefon: 05722 270240, Telefax: 05722 270241, E-Mail: info@schlafapnoe.de, Internet: www.gsdschlafapnoe.de

Literatur

  1. Shukla A et al.: Effect of Obstructive Sleep Apnea Treatment on Atrial Fibrillation Recurrence. JACC Volume 1, Issue 1-2, March 2015. doi: 10.1016/j.jacep.2015.02.014
  2. Jordan et al.: Adult obstructive sleep apnoea. Lancet. 2014 Feb 22;383(9918):736-47. doi: 10.1016/S0140-6736(13)60734-5
  3. Marin JM et al.: Association between treated and untreated obstructive sleep apnea and risk of hypertension. JAMA. 2012;307(20):2169-2176. doi:10.1001/jama.2012.3418.
  4. Young T, Peppard PE, Gottlieb DJ: Epidemiology of obstructive sleep apnea: a population health perspective. Am J Respir Crit Care Med 2002 May 1;165(9):1217-39.
  5. Young T, Shahar E, Nieto FJ et al.: Predictors of sleep disordered breathing in community-dwelling adults: the Sleep Heart Health Study. Arch Intern Med 2008 Jul-Aug;22(6):408-16. doi: 10.4278/ajhp.22.6.408.