Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) – Medizingerätediagnostik
Die Diagnose einer akuten Sinusitis bzw. einer akuten Rhinosinusitis (ARS; gleichzeitige Entzündung der Nasenschleimhaut ("Rhinitis") und Entzündung der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen ("Sinusitis")) wird zunächst klinisch aufgrund der typischen Symptome und klinischen Befunde gestellt.
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung/bei Komplikationen
- Anteriore Rhinoskopie (Untersuchung des vorderen Nasenabschnittes mittels Nasenspekulum) bzw. Nasenendoskopie (nasale Endoskopie; Nasenhöhlenspiegelung, d. h. Untersuchung der vorderen und hinteren Nasenabschnitte) evtl. mit Biopsie (Gewebeentnahme) – bei Verdacht auf chronische Rhinosinusitis (CRS, gleichzeitige Entzündung der Nasenschleimhaut („Rhinitis“) und der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen) als Methode der ersten Wahl; ebenso bei einer rezidivierenden akuten Rhinosinusitis (ARS)
- Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Nasennebenhöhlen – bei Verdacht auf chronische Rhinosinusitis (CRS) (eingeschränkte Beurteilbarkeit, daher selten indiziert)
[Flüssigkeitsretentionen im Sinus maxillaris und frontalis?] - Röntgenaufnahme der Nasennebenhöhlen – ebenfalls bei Rhinosinusitis meist nicht indiziert
[es zeigen sich ggf. Schleimhautschwellungen, Flüssigkeitsspiegel und totale Verschattungen, diese finden sich sowohl bei bakteriellen als auch bei 40-80 % der viralen Infekte!; konventionelle Röntgenbilder: ca. 30 % der Sinusitiden werden übersehen, insbesondere im Bereich der Sinus ethmoidales und sphenoidales] - Computertomographie der Nasennebenhöhlen (NNH-CT; schnittbildgebendes Verfahren (Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen mit rechnerbasierter Auswertung)) oder digitale Volumentomographie (DVT; dreidimensionales, bildgebendes Tomographie-Verfahren unter Nutzung von Röntgenstrahlen) – ist beweisend für Rhinosinusitis, jedoch meist nicht indiziert.
Indikationen: zum Ausschluss anderer Pathologien (bzw. weitergehende Fragestellungen bei CRS) oder zur Operationsplanung
Beachte: Bei 18-45 % der Kinder ohne CRS werden im NNH-CT Abnormitäten gefunden [1].
Einseitige computertomographische Befunde der Nasennebenhöhlen (NNH) sollten operiert und histopathologisch abgeklärt werden (ca. 10 % maligne Tumoren, bei Männern häufiger als bei Frauen (Verhältnis 57 : 43); Altersdurchschnitt lag bei 70 Jahren verglichen mit 53 Jahren im Gesamtkollektiv) [2]. - Magnetresonanztomographie der Nasennebenhöhlen (NNH-MRT; computergestütztes Schnittbildverfahren (mittels magnetischer Felder, das heißt ohne Röntgenstrahlung)) – ist beweisend für Rhinosinusitis, jedoch meist nicht indiziert; kann auch als Ausschlussdiagnostik bei Patienten mit erhöhter Strahlensensibilität (z. B. Kinder) angewendet werden
Indikationen: Tumoren/intrakraniellen Komplikationen der CRS
Literatur
- Fokkens WJ, Lund VJ, Mullol J et al (2012) EPOS 2012: European position paper on rhinosinusitis and nasal polyps 2012. A summary for otorhinolaryngologists. Rhinology 50:1-12
- Vortrag von Sophie-Luise Schaefer (Ulm): „Unilaterale Nasennebenhöhlenbefunde – (k)ein Grund zur Vorsicht?“ bei der 94. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Leipzig, 17.–20. Mai 2023