Nasenbluten (Epistaxis) – Einleitung
Epistaxis (Thesaurussynonyma: Epipharynxblutung; Epipharynxhämorrhagie; Epistaxis; Multiple Epistaxis; Nasenbluten; Nasenhämorrhagie;
Pathophysiologie
- Locus Kiesselbachii: Ein Gefäßgeflecht im vorderen Abschnitt des Nasenseptums (Nasenscheidewand), das bei ca. 90 % der Fälle die Blutungsquelle ist.
- Anatomie: Oberflächliche Lage unter einer dünnen Schleimhaut, prädisponiert zu Verletzungen und Rupturen.
Klassifikation
- Idiopathische/habituelle/essentielle Epistaxis: Keine erkennbare Ursache.
- Lokales Nasenbluten: Ursache liegt in der Nase selbst (z. B. trockene Schleimhäute, Traumata).
- Symptomatisches Nasenbluten: Nasenbluten als Symptom einer anderen Erkrankung (z. B. Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen).
Differentialdiagnosen
- Mögliche zugrunde liegende Erkrankungen:
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Gerinnungsstörungen (z. B. Hämophilie)
- Infektionen (z. B. Sinusitis/Nebenhöhleninfektion)
- Tumoren (z. B. Nasenpolypen, Nasopharynxkarzinom/Nasenrachenkrebs)
- Systemische Erkrankungen (z. B. Leukämie/Blutkrebs)
Nasenbluten kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Jungen zu Mädchen 2:1. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Epistaxis kann in jedem Lebensalter auftreten. Häufig tritt es bei sehr jungen und sehr alten Patienten auf.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Lebenslangzeitprävalenz, beträgt ca. 60 %.
Man geht davon aus, dass ca. 10 % der Erwachsenen schon einmal Nasenbluten hatten.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Diese beträgt 121 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland in einer Notfallambulanz in Ostthüringen [3].
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Meist harmlos: In der Mehrheit der Fälle ist Nasenbluten nicht gefährlich und hört nach wenigen Minuten spontan wieder auf.
- Ursache: Bei über 80 % der Fälle ist eine lokale Gefäßverletzung des vorderen Nasenseptums die Ursache.
- Therapieerfolg: In 65 bis 75 % der Fälle kann die Blutung mit einfachen Maßnahmen gestillt werden.
- Basismaßnahmen: Kompression der Nasenflügel, Auflegen einer Kühlkompresse auf Stirn oder Nacken, Anwendung von oxymetazolinhaltigen Nasensprays.
Prognose
- Allgemein gut: In den meisten Fällen sind die Beschwerden harmlos und können durch Anpassung der Essgewohnheiten und Lebensweise gelindert werden.
- Schweres oder rezidivierendes Nasenbluten: Nur ein kleiner Teil der Betroffenen (6-10 %), die schweres oder rezidivierendes (wiederkehrendes) Nasenbluten haben, muss einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde oder eine Notfallambulanz aufsuchen [1, 2].
Warnsignale und Indikationen für weitere Diagnostik
- Rezidivierendes oder schweres Nasenbluten
- Blutungen trotz Anwendung von Basismaßnahmen
- Begleitende Symptome wie Schwindel, Schwäche oder Anämie
- Gerinnungsstörungen oder bekannte Blutungserkrankungen
Empfehlungen für Patienten
- Basismaßnahmen: Nasenflügelkompression, Kühlkompressen, Anwendung von Nasensprays.
- Vermeidung von Reizstoffen: Vermeiden von trockener Luft, rauchen und starkes Nasenbohren.
- Hydratation: Ausreichend Flüssigkeitszufuhr zur Feuchtigkeitserhaltung der Nasenschleimhaut.
- Ärztliche Konsultation: Bei häufigem, schwerem oder langanhaltendem Nasenbluten sollte ein Facharzt konsultiert werden.
Literatur
- Petruson B, Rudin R: The frequency of epistaxis in a male population sample. Rhinology 1975; 13: 129-33
- Small M, Murray JA, Maran AG: A study of patients with epistaxis requiring admission to hospital. Health Bull 1982; 40: 20-9.
- Weigel K, Volk GF, Müller A, Guntinas-Lichius O: Ein Jahr Epistaxisbehandlung in den Notfallambulanzen der Ostthüringer HNO-Kliniken. Laryngorhinootologie 2016; 95: 837-42 doi: 10.1055/s-0042-111013