Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) – Prävention

Zur Prävention des Larynxkarzinoms (Kehlkopfkrebs) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Dosisabhängiger Risikofaktor, synergistischer Effekt mit Tabakkonsum.
    • Tabak (Rauchen und Passivrauchen) – Hauptursache für Larynxkarzinome; das Risiko steigt mit der kumulativen Rauchmenge und -dauer [1, 2]

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

Berufliche Exposition

  • Asbest – Als karzinogen klassifiziert und in der Berufskrankheiten-Liste (BK-Liste) anerkannt.
  • Teer/Bitumen – Erhöht das Risiko für Kehlkopfkrebs durch Inhalation karzinogener Substanzen.
  • Ionisierende Strahlung – Nachweis eines erhöhten Risikos, insbesondere durch berufliche Exposition mit Uran.
  • Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) – Hauptbestandteil in Verbrennungsprodukten, z. B. Benzo(a)pyren; Risiko steigt bei intensiver beruflicher Exposition [3].
  • Schwefelhaltige Aerosole – Besonders bei intensiver und mehrjähriger Exposition (z. B. in chemischen oder industriellen Berufen).

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Genussmittelkonsum reduzieren
    • Rauchstopp – Reduziert das Risiko für Larynxkarzinome signifikant. Das Risiko nimmt nach Beendigung des Rauchens kontinuierlich ab, erreicht aber nie das Niveau von Nichtrauchern.
    • Alkoholkonsum minimieren – Eine Begrenzung des Alkoholkonsums senkt das Risiko, insbesondere in Kombination mit Rauchstopp.
  • Ernährung
    • Eine ballaststoff- und antioxidantienreiche Ernährung (z. B. Obst und Gemüse) kann durch entzündungshemmende und antioxidative Effekte protektiv wirken.
    • Hoher Gehalt an Vitamin C und E, Carotinoiden und Flavonoiden steht in Zusammenhang mit einem reduzierten Risiko.
  • Berufliche Schutzmaßnahmen
    • Verwendung von Atemschutzgeräten – Besonders bei Exposition gegenüber Asbest, PAK und anderen inhalativen Karzinogenen.
    • Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte – Minimierung der Exposition durch arbeitsrechtliche Vorgaben und Schutzmaßnahmen.
  • Regelmäßige medizinische Kontrollen
    • Berufliche Risikogruppen – Screening und regelmäßige HNO-Untersuchungen zur Früherkennung von Präkanzerosen bei exponierten Personen.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren und eine gezielte Diagnostik einzuleiten, um die Entwicklung eines Larynxkarzinoms oder dessen Progression zu verhindern.

  • Screening und Überwachung
    • Regelmäßige HNO-Untersuchungen bei Hochrisikopatienten (Raucher, Alkoholkonsumenten, beruflich Exponierte).
    • Einsatz endoskopischer Verfahren (z. B. Videostroboskopie) zur frühzeitigen Erkennung von Präkanzerosen (Krebsvorstufen) oder Karzinomen.
  • Frühe Diagnostik
    • Biopsie (Probeentnahme) und histologische (feingewebliche) Abklärung bei verdächtigen Veränderungen der Kehlkopfschleimhaut.
    • Anwendung bildgebender Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) zur Beurteilung von Tumorausdehnung und -stadium.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention konzentriert sich auf die Verhinderung von Komplikationen, Rezidiven und die Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit diagnostiziertem Larynxkarzinom.

  • Therapieoptimierung
    • Chirurgische Therapie – Mikrolaryngoskopische Eingriffe zur Entfernung präkanzeröser Läsionen oder von Tumoren im Frühstadium.
    • Strahlentherapie – Einsatz von hochpräzisen Techniken (z. B. IMRT – intensitätsmodulierte Strahlentherapie) zur Reduktion von Nebenwirkungen.
    • Chemotherapie – Als Radiochemotherapie in Kombination mit Strahlentherapie bei fortgeschrittenen Stadien, zur Tumorreduktion oder palliativ, mit zytotoxischen Substanzen wie Cisplatin; ergänzt durch zielgerichtete und immunbasierte Ansätze bei geeigneten Patienten.
  • Rehabilitation und Nachsorge
    • Logopädische Therapie – Wiederherstellung der Sprach- und Schluckfunktion nach Operationen.
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen – Zur Früherkennung von Rezidiven oder Zweitkarzinomen.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Beratung durch Psychoonkologen zur Krankheitsbewältigung.
    • Einbindung in Selbsthilfegruppen zur Verbesserung der Lebensqualität und sozialen Integration.

Literatur

  1. Deutsches Krebsforschungszentrum Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
  2. Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
  3. Wagner M et al.: Berufliche Exposition mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und Larynxkarzinom – ein systematischer Review. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2014