Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) – Einleitung

Beim Larynxkarzinom – umgangssprachlich Kehlkopfkrebs genannt – handelt es sich um eine maligne (bösartige) Neubildung des Kehlkopfes. Es zählt zu den Kopf-Hals-Tumoren.

Synonyme und ICD-10: bösartige Neubildung der Epiglottis; bösartige Neubildung der Glottis; bösartige Neubildung der Subglottis; bösartige Neubildung des Aryknorpels; bösartige Neubildung des echten Stimmbandes; bösartige Neubildung des Epiglottisknorpels; bösartige Neubildung des Kehlkopfes; bösartige Neubildung des Larynx; bösartige Neubildung des Larynxknorpels; bösartige Neubildung des Ligamentum vestibulare; bösartige Neubildung des Ligamentum vocale; bösartige Neubildung des Schildknorpels; bösartige Neubildung des Stellknorpels; bösartige Neubildung des Taschenbandes; bösartige Neubildung des Ventriculus laryngis; Glottiskarzinom; Glottiskrebs; Karzinom der Epiglottis; Kehlkopfkarzinom; Kehlkopfknorpelkarzinom; Kehlkopfknorpelkrebs; Larynxkrebs; Leiomyosarkom des Larynx; Neubildung des inneren Larynx; Stimmbandkarzinom; Stimmlippenkarzinom; subglottische bösartige Neubildung; subglottisches Karzinom; Subglottiskrebs; supraglottische bösartige Neubildung; supraglottisches Karzinom; Supraglottiskrebs; ICD-10-GM C32.-: Bösartige Neubildung des Larynx

Das Larynxkarzinom ist der dritthäufigste maligne Tumor des Kopf-Hals-Bereiches, ist aber im Verhältnis zu allen Tumorerkrankungen relativ selten (ca. 1-2 % in Mitteleuropa). Bei diesen Tumoren handelt es sich vorwiegend um Plattenepithelkarzinome.

Anatomie und Funktionen

Der Kehlkopf (Larynx) ist ein komplexes Organ im Halsbereich, das mehrere wichtige Funktionen erfüllt:

  • Stimmbildung: Die Stimmbänder im Kehlkopf sind für die Produktion von Tönen und die Modulation der Stimme verantwortlich.
  • Atemwegsschutz: Der Kehlkopf schützt die unteren Atemwege vor Aspiration von Nahrungsmitteln und Flüssigkeiten, indem die Epiglottis während des Schluckens den Eingang verschließt.
  • Luftpassage: Der Kehlkopf leitet die eingeatmete Luft von der Luftröhre in die Lungen.

Der Kehlkopf besteht aus verschiedenen Knorpelstrukturen, einschließlich des Schildknorpels (Thyroid), des Ringknorpels (Cricoid) und der Aryknorpel (Arytenoid), die alle durch Muskeln und Bänder miteinander verbunden sind.

Formen der Larynxkarzinome

Nach der Lokalisation können Larynxkarzinome wie folgt eingeteilt werden:

  • Supraglottisch (> 30 %): Tumor oberhalb der Stimmbänder gelegen.
  • Glottisch (> 60 %): Tumor an den Stimmlippen (Stimmbandkarzinom).
  • Subglottisch (ca. 1 %): Tumor unterhalb der Stimmbänder gelegen.
  • Hypopharynxkarzinom: Tumor im unteren Schlundbereich.

Ursachen

  • Rauchen: Der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines Larynxkarzinoms.
  • Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum verstärkt das Risiko, insbesondere in Kombination mit Rauchen.
  • Humane Papillomaviren (HPV): Bestimmte HPV-Typen können das Risiko für die Entwicklung von Larynxkarzinomen erhöhen.
  • Berufliche Exposition: Kontakt mit Asbest, chemischen Dämpfen und anderen krebserregenden Substanzen kann das Risiko erhöhen.
  • Genetische Prädisposition: Familiäre Häufung von Kopf-Hals-Karzinomen kann auf eine genetische Anfälligkeit hinweisen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 6 : 1.

Häufigkeitsgipfel
: Maximum des Auftretens zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr. Mittleres Alter bei Diagnosestellung liegt bei 65 Jahren.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Relativ selten im Verhältnis zu allen Tumorerkrankungen (ca. 1-2 % in Mitteleuropa).

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Nord- und Südeuropa beträgt die Inzidenz für Männer ca. 6-18 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr und für Frauen 1,5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Früherkennung: Frühzeitig erkannt, kann das Larynxkarzinom vollständig ausgeheilt werden.
  • Symptomatik: Stimmlippenkarzinome werden oft frühzeitig symptomatisch (Heiserkeit) und daher schneller diagnostiziert.
  • Therapie: Abhängig von der Tumorgröße und -lokalisation; häufig ist eine komplette Entfernung des Kehlkopfes erforderlich (Laryngektomie), was eine psychologische und logopädische Betreuung nach sich zieht.
  • Rezidivrate: Liegt bei 10-20 %. Ca. 90 % der Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) treten innerhalb von zwei Jahren nach dem Primäreingriff auf.

Prognose

  • Glottisches Karzinom: Beste Prognose, da es frühzeitig symptomatisch wird und so eher einer Therapie zugänglich gemacht wird.
  • Stadienabhängige Prognose: Glottische und supraglottische Larynxkarzinome der Stadien I und II haben eine krankheitsspezifische 5-Jahres-Überlebensrate von 82-100 % (Stadium I) bzw. 82-92 % (Stadium II).
  • Allgemeine Prognose: Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei circa 60 %.
  • Metastasen: Prognose verschlechtert sich signifikant bei Vorliegen von Metastasen (Tochtergeschwülsten).

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Larynxkarzinom. (AWMF-Registernummer: 017 - 076OL),  Januar 2019. Kurzversion Langversion