Hals – Nase – Nasennebenhöhlen

Die anatomisch eng verbundenen Strukturen von Hals, Nase und Nasennebenhöhlen erfüllen zentrale Funktionen im Rahmen der Atmung, des Riechens, der Stimmbildung und der Immunabwehr. Erkrankungen in diesem Bereich zählen zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch, insbesondere in der HNO- und allgemeinmedizinischen Versorgung.

Anatomie

Nase

  • Äußere Nase mit Nasenlöchern (Naris), Nasenflügeln und Nasenrücken
  • Nasenhöhle (Cavitas nasi) mit Nasenseptum (Nasenscheidewand) und Nasenmuscheln (Conchae)
  • Riechregion im oberen Drittel der Nasenhöhle (Regio olfactoria)

Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales)

  • Stirnhöhle (Sinus frontalis), Kieferhöhle (Sinus maxillaris), Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales), Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis)
  • Pneumatisierte Hohlräume, mit der Nasenhöhle über enge Ostien verbunden

Hals

  • Pharynx (Rachen): Unterteilung in Nasopharynx, Oropharynx und Hypopharynx
  • Larynx (Kehlkopf): Bestehend aus Knorpelgerüst, Stimmlippen und Epiglottis
  • Enge Nachbarschaft zu Trachea, Ösophagus, Schilddrüse und Halslymphknoten

Physiologie

  • Atmung – Die Nase erwärmt, filtert und befeuchtet die eingeatmete Luft; der Kehlkopf reguliert den Luftfluss in die Trachea.
  • Riechen – Duftstoffe werden über Riechzellen in der Riechschleimhaut detektiert.
  • Stimmbildung – Die Stimmlippen im Larynx erzeugen durch Schwingung Töne, die über Resonanzräume (Rachen, Mundhöhle) moduliert werden.
  • Immunabwehr – Schleimhäute mit mukoziliärer Clearance und lymphatischer Rachenring (inkl. Tonsillen) als erste Verteidigungslinie

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel – Ein Defizit an Vitamin A, C, Zink oder Eisen kann die Schleimhautbarriere und Immunantwort negativ beeinflussen.
  • Genussmittelkonsum
    • Rauchen – Führt zu degenerativen Veränderungen des Flimmerepithels, erhöht das Risiko für chronische Entzündungen und Karzinome.
    • Alkoholkonsum – Reizt Schleimhäute und kann die mukoziliäre Funktion hemmen.
  • Körperliche Aktivität
    • Körperliche Inaktivität – Reduzierte Durchblutung und verminderte Immunaktivität fördern Infektionen der oberen Atemwege.
  • Psycho-soziale Situation
    • Chronischer Stress – Wirkt immunsuppressiv, fördert Infektanfälligkeit und funktionelle Stimmstörungen.
  • Übergewicht
    • Adipositas – Erhöht die Wahrscheinlichkeit für das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom durch vermehrte Weichteilmassen im Rachenraum.
  • Schlafqualität
    • Nicht erholsamer Schlaf – Führt zu verminderter Immunabwehr und höherer Infektneigung.

Häufige Erkrankungen

  • Geschmacksstörungen (Dysgeusie)
  • Grippaler Infekt und Erkältung
  • Heiserkeit (Dysphonie)
  • Heuschnupfen (Pollinosis; Rhinitis allergica)
  • Kehlkopfentzündung (Laryngitis)
  • Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom)
  • Kehldeckelentzündung (Epiglottitis)
  • Mandelentzündung (Tonsilitis)
  • Mund-Antrum-Verbindung (MAV)
  • Mundfäule (Gingivostomatitis herpetica)
  • Mundgeruch (Halitosis)
  • Nasenbluten (Epistaxis)
  • Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
  • Nasenpolypen (Polyposis nasi)
  • Rachenmandelvergrößerung (adenoide Hyperplasie)
  • Schlafapnoe-Syndrom
  • Schnarchen
  • Schnupfen (Rhinitis)
  • Sinusitis 
  • Verstopfte Nase

Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen für Erkrankungen im Bereich "Hals – Nase – Nasennebenhöhlen"

Labordiagnostik

  • Entzündungsparameter (CRP, BSG, Leukozytenzahl) – zur Differenzierung bakterieller oder viraler Infektionen
  • Allergiediagnostik
    • Prick-Test (Hauttest) – zum Nachweis inhalativer Allergene
    • Spezifisches IgE im Serum – serologische Bestimmung bei Verdacht auf allergische Rhinitis oder andere atopische Erkrankungen
  • Mikrobiologische Abstriche – Nasen-, Rachen- oder Nasennebenhöhlenabstrich zum Erregernachweis und Antibiogramm
  • Gesamtes IgE – zur generellen Einschätzung einer allergischen Reaktionslage

Medizingerätediagnostik

  • Rhinoskopie – visuelle Inspektion der Nasenhöhle zur Beurteilung von Schleimhaut, Sekret, Septumdeviation (Nasenscheidenwandkrümmung) oder Polypen
  • Endoskopie (nasal, pharyngeal, laryngeal) – flexible oder starre Optiken zur hochauflösenden Darstellung der oberen Atemwege
  • Sonographie der Nasennebenhöhlen – primär bei Kindern und zur orientierenden Beurteilung entzündlicher Veränderungen
  • Computertomographie (CT) – Standardverfahren zur strukturellen Darstellung der Nasennebenhöhlen bei chronischer Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung), Polyposis nasi (gutartige Gewebewucherungen der Nasenschleimhau) oder Tumorverdacht
  • Magnetresonanztomographie (MRT) – hochauflösende Weichteilbildgebung bei neoplastischen Prozessen oder ausgedehnten Entzündungen
  • Stroboskopie – laryngoskopisches Spezialverfahren zur Analyse der Stimmlippenschwingung bei Heiserkeit und Verdacht auf funktionelle Dysphonien
  • Polygrafie / Polysomnographie – schlafmedizinische Diagnostik bei Verdacht auf obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), insbesondere bei Patienten mit nächtlicher Atemaussetzung oder starkem Schnarchen

Welcher Arzt hilft Ihnen?

Der Verdacht auf eine Erkrankung im Bereich Hals, Nase oder Nasennebenhöhlen wird in der Regel durch den Hausarzt (Allgemeinmediziner oder Internist) gestellt. Für eine weiterführende Diagnostik und gezielte Therapie ist der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO-Arzt) zuständig.

Bei speziellen Fragestellungen – wie z. B. Tumoren, Schlafapnoe oder einer allergologischen Abklärung – kann eine interdisziplinäre Mitbetreuung durch Onkologen, Pulmologen, Schlafmediziner oder Allergologen erforderlich sein.