Phäochromozytom – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Das Phäochromozytom ist ein neuroendokriner Tumor (Tumor, der sowohl das Nervensystem als auch das Hormonsystem betrifft), der von den chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks (85 % der Fälle) oder der sympathischen Ganglien (Nervenstränge entlang der Wirbelsäule im Brust- und Bauchbereich, 15 % der Fälle) ausgeht. Wenn der Tumor außerhalb der Nebennieren auftritt, wird er als extraadrenales Phäochromozytom oder Paragangliom bezeichnet.
Katecholaminproduktion und Wirkung
Phäochromozytome produzieren Katecholamine (Noradrenalin, Adrenalin und in manchen Fällen Dopamin), welche normalerweise bei Stressreaktionen ausgeschüttet werden. Etwa zwei Drittel der Phäochromozytome sezernieren sowohl Noradrenalin als auch Adrenalin, während Tumoren, die sich extraadrenal (außerhalb der Nebennieren) oberhalb des Zwerchfells befinden, nur Noradrenalin bilden. Maligne Phäochromozytome (bösartige Tumoren) können auch Dopamin produzieren.
Durch den Überschuss an Katecholaminen im Körper kommt es zu hypertensiven Krisen (Blutdruckkrisen) mit extrem hohen Blutdruckwerten (über 230/120 mmHg). Diese Krisen treten plötzlich auf und können schwerwiegende Komplikationen wie Myokardinfarkte (Herzinfarkte), Apoplexe (Schlaganfälle) oder Nierenschäden verursachen. Bei ca. 0,1–0,5 % aller Fälle von Hypertonie (Bluthochdruck) liegt ein Phäochromozytom zugrunde.
Genetische und sporadische Entstehung
In etwa 75 % der Fälle tritt das Phäochromozytom sporadisch auf, d. h. ohne erkennbare genetische Ursachen. Etwa ein Drittel der Fälle wird jedoch durch genetische Mutationen verursacht und tritt familiär auf. Dies geschieht häufig im Rahmen von genetischen Syndromen, wie z. B. bei der multiplen endokrinen Neoplasie Typ 2 (MEN 2), der Von-Hippel-Lindau-Erkrankung oder der Neurofibromatose Typ 1.
Zusammenfassung
Das Phäochromozytom ist ein neuroendokriner Tumor, der von chromaffinen Zellen der Nebennieren oder sympathischen Ganglien ausgeht. Die Tumoren produzieren überschüssige Katecholamine, was zu hypertensiven Krisen und schweren kardiovaskulären Komplikationen führen kann. Das Phäochromozytom kann sporadisch oder genetisch bedingt auftreten.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern – in 25-30 % der Fälle
Ein Phäochromozytom kann mit folgenden genetischen Krankheiten assoziiert sein:
- Multiple endokrine Neoplasie (MEN), Typ 2a – genetisch bedingte Erkrankung, die zu verschiedenen benignen (gutartigen) und malignen (bösartigen) Tumoren führt; häufig sind die Schilddrüse, das Nebennierenmark und die Nebenschilddrüsen betroffen
- Neurofibromatose – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; zählt zu den Phakomatosen (Erkrankungen der Haut und des Nervensystems); es werden drei genetisch unterschiedliche Formen unterschieden:
- Neurofibromatose Typ 1 (Morbus von Recklinghausen) – Patienten bilden während der Pubertät multiple Neurofibrome (Nerventumoren), die häufig in der Haut auftreten jedoch auch im Nervensystem, Orbita (Augenhöhle), Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) und Retroperitoneum (Raum, der hinter dem Bauchfell am Rücken in Richtung der Wirbelsäule liegt) auftreten; typisch ist das Auftreten von Café-au-Lait-Flecken (hellbraune Makulae) und multiplen benignen (gutartigen) Neubildungen
- [Neurofibromatose Typ 2 – charakteristisch sind ein bilateral (beidseitig) vorliegendes Akustikusneurinom (Vestibularisschwannom) und multiple Meningeome (Hirnhauttumoren)
- Schwannomatose – hereditäres Tumorsyndrom]
- Paragangliom-Syndrom (Mutationen der Succinatdehydrogenase B/C/D)
- von-Hippel-Lindau-Syndrom (VHL; Synonym: Retino-cerebelläre Angiomatose); genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang aus dem Formenkreis der sogenannten Phakomatosen (Gruppe von Krankheiten mit Fehlbildungen im Bereich der Haut und des Nervensystems); Symptome: benigne Angiome (gutartige Gefäßmissbildungen), vornehmlich im Bereich der Retina (Netzhaut) und des Kleinhirns