Osteom – Einleitung
Ein Osteom ist eine benigne (gutartige) Neoplasie des Knochens, die häufig in der Schädelregion, insbesondere in den Nasennebenhöhlen, aber auch im Stamm- und Extremitätenskelett vorkommt.
Synonyme und ICD-10: Elfenbeinosteom; juxtakortikales Osteom; klassisches Osteom; medulläres Osteom; Enostom; Enosteom; Kompaktainsel; kompaktes Osteom; Osteoma medullare; Osteoma durum; ICD-10-GM D16.-: Gutartige Neubildung des Knochens und des Gelenkknorpels
Das Osteom zählt zu den primären Tumoren. Typisch für primäre Tumoren ist ihr jeweiliger Verlauf und dass sie sich einem bestimmten Altersbereich (siehe "Häufigkeitsgipfel") sowie einer charakteristischen Lokalisation (siehe unter "Symptome – Beschwerden") zuordnen lassen.
Anatomie
Osteome entstehen gehäuft an Orten des intensivsten Längenwachstums (metaepiphysär/gelenknaher Bereich). Das erklärt ihre Häufung in der Pubertät. Sie wachsen infiltrativ (eindringend/verdrängend) und überschreiten dabei anatomische Grenzschichten. Sekundäre Knochentumoren wachsen ebenfalls infiltrativ, aber in der Regel nicht grenzüberschreitend.
Formen der Osteome
- Solitäres Osteom: Einzeln auftretend.
- Multiples Osteom: Kann beim Gardner-Syndrom vorkommen, einer genetischen Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang, die zur Entwicklung von Kolonpolypen (Dickdarmpolypen), benignen (gutartigen) Knochentumoren und multiplen Weichteiltumoren führt.
Ursachen
Die genauen Ursachen für Osteome sind nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, insbesondere beim Gardner-Syndrom.
Differentialdiagnosen
- Parossales Osteosarkom
- Osteoblastom
- Enchondrom
- Fibrosarkom
- Eosinophiles Granulom
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 2:1
Häufigkeitsgipfel: Osteome treten vorwiegend zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Selten, etwa 0,4 % aller Knochentumoren.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Daten zur genauen Inzidenz fehlen.
Verlauf und Prognose
Ein Osteom wächst in der Regel langsam und verläuft meist asymptomatisch. Der Verlauf und die Prognose eines Osteoms sind stark von dessen Lage und Ausdehnung abhängig.
Verlauf
- Langsames Wachstum: Osteome entwickeln sich langsam und werden oft erst nach Jahren symptomatisch.
- Asymptomatischer Verlauf: In vielen Fällen bleibt ein Osteom symptomlos und wird zufällig bei bildgebenden Untersuchungen entdeckt.
- Symptomatischer Verlauf: Wenn das Osteom Beschwerden verursacht, hängen diese meist von der Lokalisation ab:
- Nasen- und Nasennebenhöhlen: Beschwerden können Atemprobleme, Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung) oder Schmerzen sein.
- Augenregion: Sehstörungen oder Augenschmerzen können auftreten.
- Andere Lokalisationen: Abhängig von der betroffenen Region können Schmerzen oder funktionelle Einschränkungen vorkommen.
Prognose
- Benigner Tumor: Als gutartige Neubildung zeigt das Osteom keinen aggressiven Verlauf und metastasiert nicht.
- „Watch and Wait“-Strategie: Bei benignen, asymptomatischen Osteomen kann zunächst abgewartet und beobachtet werden. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um Veränderungen im Wachstum oder das Auftreten von Symptomen frühzeitig zu erkennen.
- Operative Entfernung: Bei symptomatischen Osteomen ist die chirurgische Resektion (operative Entfernung) die Therapie der Wahl. Die Entfernung führt in den meisten Fällen zu einer vollständigen Beschwerdefreiheit.
- Keine maligne Entartung: Osteome entarten nicht bösartig, was die langfristige Prognose sehr günstig macht.
- Differentialdiagnose: Wichtig ist die Abgrenzung zu malignen Tumoren wie dem parossalen Osteosarkom, welches histologisch ähnlich aussehen kann, jedoch eine aggressivere Natur hat.
Rezidive
- Selten: Nach vollständiger Entfernung ist das Auftreten von Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) selten. Regelmäßige Nachkontrollen sind jedoch ratsam, um ein Wiederauftreten frühzeitig zu erkennen.
Zusammenfassung:
Insgesamt ist die Prognose für Patienten mit einem Osteom sehr gut. Der Tumor wächst langsam, bleibt oft asymptomatisch und weist keine Tendenz zur malignen Entartung auf. Bei symptomatischen Verläufen führt die chirurgische Entfernung in der Regel zur vollständigen Heilung.