Osteochondrom – Operative Therapie
Das Osteochondrom (knorpelig-knochiger Tumor) ist die häufigste benigne (gutartige) Knochentumorform und entsteht als knorpelig-knochige Exostose (Knochenvorsprung), die häufig in der Nähe der Metaphysen (Wachstumszonen der langen Röhrenknochen) lokalisiert ist. Die operative Therapie ist indiziert, wenn Symptome auftreten oder ein Malignitätsverdacht (Verdacht auf bösartige Entartung) besteht.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Ein chirurgischer Eingriff ist erforderlich bei:
- Beeinträchtigungen der Beweglichkeit (Einschränkung der Beuge- oder Streckfähigkeit des betroffenen Gelenks)
- Deformationen und Fehlbildungen (Fehlstellungen benachbarter Knochenbereiche)
- Schmerzen (anhaltende oder zunehmende Beschwerden durch mechanische Irritation oder Kompression umliegender Strukturen)
- Verdacht auf maligne Entartung (Verdacht auf bösartige Veränderung aufgrund von radiologischen oder histopathologischen Auffälligkeiten, z. B. inhomogene Mineralisierung oder Weichteilkomponente)
- Progressives Wachstum (Weiterwachsen des Osteochondroms nach Abschluss des Körperwachstums)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Relative oder absolute Kontraindikationen für die chirurgische Resektion (operative Entfernung) sind:
- Asymptomatische Osteochondrome (tumorartige Knochenauswüchse ohne Beschwerden) ohne Malignitätsverdacht
- Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko (z. B. schwere Gerinnungsstörungen oder ausgeprägte Osteoporose, Knochenschwund)
- Befall kritischer anatomischer Strukturen (wenn eine Resektion mit hohem Risiko für funktionelle Schäden verbunden wäre, z. B. bei Nähe zu Nerven oder Gefäßen)
Operationsverfahren
Die Methode der Wahl für die meisten benignen Knochentumoren (gutartigen Knochengeschwülste) ist die intraläsionale Resektion (Entfernung innerhalb des Tumorbereichs).
Vorgehensweise:
- Eröffnung des Tumors (chirurgischer Zugang über einen kleinen oder offenen Schnitt)
- Kürettage (Ausschabung des Tumorgewebes unter Schonung gesunder Knochensubstanz)
- Auffüllung des Knochendefekts (Verwendung von körpereigenem Knochenmaterial, z. B. aus dem Beckenkamm, oder synthetischen Knochenersatzmaterialien)
- Ggf. Stabilisierung des betroffenen Knochens (Einbringung von metallischen Implantaten wie Marknägeln oder Winkelplatten, wenn der Knochen durch die Resektion geschwächt wurde)
Wichtige operative Vorsichtsmaßnahmen:
- Wachstumsfugen (Epiphysenfugen) nicht beschädigen – Bei Kindern und Jugendlichen muss darauf geachtet werden, dass die Epiphysenfuge (Wachstumszone des Knochens) intakt bleibt, um Fehlwachstum und Deformitäten (Fehlbildungen) zu vermeiden.
- Komplette Entfernung der Läsion (Tumorveränderung) – Rezidive (Wiederauftreten) sind selten, können aber auftreten, wenn das knorpelige Kappenmaterial nicht vollständig entfernt wurde.
Postoperative Nachsorge (Maßnahmen nach der Operation)
- Mobilisation je nach Lokalisation und Stabilität der Resektionsstelle (frühzeitige Bewegungstherapie zur Vermeidung von Bewegungseinschränkungen)
- Radiologische Verlaufskontrolle (Bildgebung zur Überprüfung der vollständigen Tumorresektion)
- Physiotherapie (gezielte Übungen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Muskelkraft)
- Ggf. Thromboseprophylaxe (Vorbeugung von Blutgerinnseln durch medikamentöse oder physikalische Maßnahmen, falls erforderlich)
Mögliche Komplikationen (Risiken und Nebenwirkungen)
- Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) – Falls die knorpelige Kappe nicht vollständig entfernt wurde.
- Frakturen (Knochenbrüche) – Insbesondere bei großen Resektionshöhlen oder unzureichender Knochenstabilität.
- Nervenschädigungen (Verletzungen an Nervenbahnen) – Falls das Osteochondrom in der Nähe wichtiger Nervenstrukturen liegt (z. B. Nervus peroneus oder Nervus ulnaris).
- Fehlstellungen und Wachstumsstörungen (Deformationen durch Wachstumsstörungen des Knochens) – Falls die Wachstumsfuge (Epiphysenfuge) verletzt wird.
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Intraläsionale Resektion (Entfernung innerhalb des Tumorbereichs) | Kürettage (Ausschabung), ggf. Knochenauffüllung | Minimalinvasiv, geringe Komplikationsrate | Risiko unvollständiger Entfernung |
Weite Resektion (vollständige Entfernung mit Sicherheitsabstand) | Entfernung mit Sicherheitsabstand | Geringeres Rezidivrisiko (geringere Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens) | Höheres Risiko für Knochenschwächung und Frakturen |
Osteotomie mit Korrektur (Durchtrennung und Neuausrichtung des Knochens) | Durchtrennung und Rekonstruktion des Knochens | Effektiv bei Fehlstellungen | Längere Heilungsdauer, erhöhtes Risiko für Komplikationen |
Fazit
Die chirurgische Therapie des Osteochondroms ist indiziert, wenn funktionelle Einschränkungen, Schmerzen oder ein Malignitätsverdacht (Verdacht auf bösartige Entartung) vorliegen. Die intraläsionale Resektion (Entfernung innerhalb des Tumorbereichs) ist die häufigste Methode, wobei bei ausgeprägten Fehlstellungen eine zusätzliche Osteotomie (Durchtrennung und Neuausrichtung des Knochens) erforderlich sein kann. Eine präzise operative Planung ist essenziell, um Komplikationen wie Wachstumsstörungen oder Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) zu vermeiden.