Myome der Gebärmutter (Uterus myomatosus, Leiomyome) – Operative Therapie
Leiomyome (gutartige Muskelgeschwülste der Gebärmutter) sind gutartige Tumoren der glatten Muskulatur des Uterus (Gebärmutter). Solange sie keine Beschwerden verursachen, ist keine Therapie erforderlich. Bei Verdacht auf einen symptomatischen Uterus myomatosus (vergrößerte Gebärmutter mit Myomen) muss zunächst geklärt werden, ob die Beschwerden tatsächlich durch das Myom verursacht werden [S3-Leitlinie].
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Eine Indikation zur Therapie besteht in folgenden Fällen:
- Schnelles Wachstum – insbesondere bei Verdacht auf maligne (bösartige) Transformation
- Schwere Blutungsstörungen – therapierefraktäre (nicht auf Therapie ansprechende) Menorrhagie (verstärkte Monatsblutung), Metrorrhagie (unregelmäßige Blutungen) oder Anämie (Blutarmut)
- Schmerzen – persistierende (andauernde) oder zyklusabhängige Beschwerden
- Sterilität/Infertilität – Myome als mögliche Ursache einer ausbleibenden Schwangerschaft
- Myominfektion – entzündliche Prozesse innerhalb eines Myoms
- Stieldrehung – bei gestielten subserösen Myomen (außerhalb der Gebärmutterwand gelegene Myome mit dünnem Stiel)
- Kapselruptur (Kapselriss) – akuter Notfall mit Perforationsgefahr (Durchbruchgefahr)
- Unklare Diagnose – Abgrenzung zu malignen (bösartigen) Tumoren erforderlich
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwere Allgemeinerkrankungen – hohes perioperatives (um die Operation herum liegendes) Risiko
- Schwangerschaft – relative Kontraindikation (Einschränkung), außer bei vitaler (lebensbedrohlicher) Indikation
- Fehlender Therapiebedarf – asymptomatische (beschwerdefreie) Myome ohne Wachstumsprogression (Fortschreiten)
- Patientinnenwunsch – Ablehnung der operativen Therapie durch die Patientin
Operationsverfahren
Man unterscheidet zwischen uterus- und fertilitätserhaltenden sowie radikalen Verfahren:
Uteruserhaltende Verfahren
- Myomenukleation (Ausschälung des Myoms) – Entfernung der Myome unter Erhalt des Uterus. Laparoskopisch (minimalinvasiv über Bauchspiegelung) bevorzugt bei subserösen Myomen, hysteroskopisch (über die Gebärmutterhöhle) bei submukösen Myomen (unter der Gebärmutterschleimhaut gelegene Myome). Indiziert bei Patientinnen mit Kinderwunsch oder kleinen Myomen.
- Endoskopische Unterbindung der Gefäße der Gebärmutter – z. B. durch Uterusarterienembolisation (Verödung der versorgenden Gefäße).
Radikale Verfahren
-
Hysterektomie – vollständige oder teilweise Entfernung des Uterus
- Laparoskopische suprazervikale Hysterektomie (LASH) – Erhalt des Gebärmutterhalses
- Totale laparoskopische Hysterektomie (TLH) – vollständige Entfernung der Gebärmutter über eine minimalinvasive Technik
- Abdominelle (über den Bauch durchgeführte) Hysterektomie – indiziert bei großen Uteri
- Vaginale Hysterektomie – über die Scheide durchgeführte Entfernung; bevorzugt, wenn technisch möglich
- Indiziert bei abgeschlossener Familienplanung oder großem Uterus myomatosus
Postoperative Nachsorge
- Schmerztherapie (Schmerzbehandlung) – angepasst an den operativen Eingriff.
- Thromboseprophylaxe (Vorbeugung von Blutgerinnseln) – bei längerfristiger Immobilisation (eingeschränkter Bewegung).
- Wundkontrolle – regelmäßige Nachuntersuchungen zur Infektionsprophylaxe (Vermeidung von Infektionen).
- Hormonelle Nachsorge – bei hormonabhängigem Wachstum der Myome.
Mögliche Komplikationen
- Blutungen – intra- (während der Operation) oder postoperative (nach der Operation) Hämorrhagien (Blutungen)
- Infektionen – Endometritis (Entzündung der Gebärmutterschleimhaut), Wundinfektionen
- Verletzung benachbarter Organe – Blase, Darm oder Harnleiter
- Narbenbildung und Verwachsungen – postoperative (nach der Operation entstehende) Adhäsionen (Verklebungen)
- Fertilitätsprobleme (Fruchtbarkeitsprobleme) – insbesondere nach radikalen Eingriffen
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Myomenukleation (Ausschälung des Myoms) | Laparoskopisch oder hysteroskopisch | Uteruserhaltend, Erhalt der Fertilität | Rezidivrisiko (Wiederauftreten), nicht für alle Myomtypen geeignet |
LASH (laparoskopische suprazervikale Hysterektomie) | Laparoskopisch | Erhalt des Gebärmutterhalses, schnellere Erholung | Keine komplette Entfernung des Uterus, potenzielle Nachblutungen |
TLH (totale laparoskopische Hysterektomie) | Minimalinvasiv | Vollständige Entfernung, weniger Narben | Längere OP-Dauer, erhöhtes Risiko für Blasenverletzungen |
Abdominelle Hysterektomie (offene Gebärmutterentfernung über den Bauch) | Offene Operation | Gute Übersicht für den Chirurgen, geeignet für große Myome | Längere Heilungszeit, höheres Infektionsrisiko |
Vaginale Hysterektomie (Entfernung über die Scheide) | Entfernung über die Vagina | Keine sichtbaren Narben, kürzere Erholungszeit | Technisch anspruchsvoll, nicht immer möglich |
Fazit
Die operative Therapie des Uterus myomatosus richtet sich nach Größe, Lokalisation und Beschwerden der Myome sowie nach dem Kinderwunsch der Patientin. Uteruserhaltende Verfahren wie die Myomenukleation (Ausschälung des Myoms) sind bei Kinderwunsch indiziert, während eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) bei abgeschlossener Familienplanung oder therapieresistenten Beschwerden empfohlen wird. Die Wahl der Operationsmethode sollte individuell angepasst und mit der Patientin ausführlich besprochen werden.
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Hysterektomie, Indikation und Methodik. Bayerische Ärzteblatt 01/02 2016