Meningeome – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Meningeome sind gutartige Tumoren, die von den Deckzellen der Arachnoidea mater (Spinnwebenhaut), der mittleren Hirnhaut, ausgehen. Die genauen Mechanismen, die zur Entartung der Arachnoidea-Zellen führen, sind bisher nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass Spontanmutationen in den betroffenen Zellen eine zentrale Rolle spielen.

Ursprung und Lokalisation

Meningeome entstehen typischerweise mittelliniennah, häufig im Bereich der Falx cerebri oder am Keilbeinflügel (ein Teil des Keilbeins an der Schädelbasis). Sie sind in der Regel gut abgegrenzt und abgekapselt und heften an der Dura mater (äußere, harte Hirnhaut) an, die das Gehirn vom Schädel trennt.

Hypervaskularisation

Meningeome sind oft hypervaskularisiert, was bedeutet, dass sie eine starke Blutversorgung aufweisen. Diese übermäßige Durchblutung fördert das Tumorwachstum und ist für die gute Abgrenzung des Tumors gegenüber dem umgebenden Gewebe mitverantwortlich. Die hohe Vaskularisation spielt auch bei der Symptomatik und dem operativen Zugang eine Rolle, da sie die Durchblutung des Tumors erhöht und das umliegende Gewebe stärker komprimiert.

Tumorwachstum und Hirnkompression

Während der Tumor in der Regel langsames Wachstum zeigt, kann das zunehmende Volumen des Meningeoms zu einer Kompression des angrenzenden Hirngewebes führen. Diese Kompression verursacht die typischen neurologischen Symptome, die von der Lokalisation des Tumors abhängen, wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, epileptische Anfälle oder kognitive Defizite.

Verkalkung und Gewebsveränderungen

Meningeome neigen gelegentlich dazu, kalzifizieren zu können, was in der Bildgebung (z. B. Computertomographie) sichtbar ist. Diese Verkalkungen stellen eine Reaktion auf das Tumorwachstum dar und können ebenfalls die Steifheit und Abgrenzung des Tumors gegenüber dem umliegenden Gewebe erhöhen.

Infiltration und seltene Veränderungen

Obwohl Meningeome normalerweise gut abgegrenzt und nicht invasiv sind, gibt es seltene Fälle, in denen das Meningeom in die Dura mater oder sogar den Schädelknochen hineinwächst. Eine solche Infiltration kann die chirurgische Entfernung erschweren und möglicherweise zu weiteren Komplikationen führen.

Zusammenfassung

Die Pathogenese der Meningeome beruht auf der Entartung der Zellen der Arachnoidea mater, deren genaue Ursachen bislang nicht vollständig geklärt sind. Das Meningeom ist typischerweise gut abgegrenzt und hypervaskularisiert, wodurch es eine hohe Durchblutung aufweist und das angrenzende Hirngewebe komprimiert. Verkalkungen des Tumors können auftreten, und in seltenen Fällen infiltriert der Tumor die Dura mater oder den Schädelknochen.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
    • Genetisches Risiko abhängig von Genpolymorphismen
      • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
        • Gene: BRIP1, MILLT10, MTRR
        • SNP: rs4968451 im Gen BRIP1
          • Allel-Konstellation: AC (1,61-fach)
          • Allel-Konstellation: CC (2.33-fach)
        • SNP: rs11012732 im Gen MILLT10
          • Allel-Konstellation: AG (1,4-fach)
          • Allel-Konstellation: GG (2,0-fach)
        • SNP: rs1801394 im Gen MTRR
          • Allel-Konstellation: GG (1,4-fach)
    • Genetische Erkrankungen (mit Meningeomen assoziiert)
      • Monosomie 22 – das Chromosom 22 ist nur einmal vorhanden
      • Neurofibromatose Typ 2 – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; zählt zu den Phakomatosen (Erkrankungen der Haut und des Nervensystems); charakteristisch sind ein bilateral (beidseitig) vorliegendes Akustikusneurinom (Vestibularisschwannom) und multiple Meningeome (Hirnhauttumoren)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – höhere Wahrscheinlichkeit an einem Meningeom zu erkranken [1]:
    • BMI 25-29.9: 21 %
    • BMI ≥ 30: 54 %

Medikamente

  • Gestagene
    • Cyproteron (synthetisches Progesteron-Derivat) [3]
      • Bei Patientinnen, die über Jahre hinweg täglich hohe Dosen (25 bis 50 Milligramm) des synthetischen Antiandrogens Cyproteron-Acetat (CPA) erhielten, zeigte sich ein klarer Dosis-Wirkungseffekt in einer mehr als Verzwanzigfachung des Meningeomrisikos (HR 21,7; 95-%-KI 10,8-43,5) für den Fall, dass die kumulative Dosis mehr als 60 g betrug [4].
        Fazit: Patientinnen, die über 3 bis 4 Jahre hohe Dosen von CPA einnehmen, sollte über dieses Risiko informiert werden.
    • Chlormadinonacetat oder Nomegestrolacetat, sind bei Patientinnen mit einem bestehenden Meningeom (Hirntumor, der von den Hirnhäuten (Meningen) ausgeht) oder einem Meningeom in der Vorgeschichte kontraindiziert. Des Weiteren sind Arzneimittel, die Chlormadinonacetat (5-10 mg/Tablette) oder Nomegestrolacetat (3,75-5 mg/Tablette) enthalten, nur dann angezeigt, wenn andere Maßnahmen als ungeeignet angesehen werden. Bei Therapie muss gewährleistet sein, dass die Patientin auf Meningeome überwacht werden [5].
    • Neben den oben genannten Gestagenen Cyproteron und Chlormadinon sind auch Medrogeston, Medroxyprogesteron, Nomegestrol  und Promegeston bei längerem Gebrauch mit einem erhöhten Meningeomrisiko verknüpft [6].

Strahlentherapie

  • Nach einer Computertomographie (CT) im Kopf-Halsbereich ist das Risiko für maligne (bösartige) Hirntumoren bei Kindern erhöht [2].

Literatur

  1. Niedermaier T et al.: Body mass index, physical activity, and risk of adult meningioma and glioma. A meta-analysis, Neurology. 2015 Oct 13;85(15):1342-50. doi: 10.1212/WNL.0000000000002020
  2. Chen JX et al.: Risk of Malignancy Associated with Head and Neck CT in Children: A Systematic Review. Otolaryngol Head Neck Surg 2014, online 22. Juli. doi: 10.1177/0194599814542588
  3. Gil M et al.: Risk of meningioma among users of high doses of cyproterone acetate as compared with the general population: evidence from a population‐based cohort study. BJCP 2011;72,6:965-968 https://doi.org/10.1111/j.1365-2125.2011.04031.x
  4. Weill A et al.: Use of high dose cyproterone acetate and risk of intracranial meningioma in women: cohort study BMJ 2021;372:n37
  5. Rote-Hand-Brief zu Chormadinon- und Nomegestrol-haltigen Arzneimitteln: Maßnahmen zur Minimierung des Meningeomrisikos AkdÄ Drug Safety Mail | 2022-45
  6. Roland N et al.: Use of progestogens and the risk of intracranial meningioma: national case-control study. BMJ 2024;384:e078078; https://doi.org/10.1136/bmj-2023-078078