Knochentumoren – Operative Therapie

Knochentumoren können benigne (gutartige) oder maligne (bösartige) sein. Die Wahl der operativen Therapie hängt von der Tumorart, der Lokalisation und dem Progressionsstadium ab. Während bei benignen Tumoren eine komplette Ausräumung (Kürettage (Ausschabung des Gewebes)) angestrebt wird, erfolgt bei malignen Tumoren eine weite Resektion mit einem Sicherheitsabstand.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Nachweis eines benignen oder malignen Knochentumors
  • Symptomatische Knochentumoren mit Schmerzen oder Frakturgefahr
  • Ossäre Metastasen zur Stabilisierung und Verbesserung der Lebensqualität

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwerwiegende internistische Kontraindikationen (z. B. dekompensierte Herzinsuffizienz, schwere Gerinnungsstörungen)
  • Disseminierte Metastasierung (Metastasen/Tochtergeschwülste des Tumors an anderen Körperstellen) mit fehlender kurativer Perspektive

Operationsverfahren

1. Biopsie (Gewebeentnahme zur Untersuchung)

Die Biopsie (Gewebeentnahme zur Untersuchung) dient der histopathologischen Untersuchung zur Bestimmung der Dignität des Tumors. Sie erfolgt in der Regel als:

  • Feinnadelbiopsie (FNAB)
  • Stanzbiopsie
  • Inzisionsbiopsie (offenes Verfahren)

2. Embolisation (künstlicher Gefäßverschluss zur Blutstillung)

  • Anwendung bei gefäßreichen Tumoren zur Reduktion des intraoperativen Blutungsrisikos
  • Künstlicher Verschluss tumorversorgender Gefäße mittels flüssiger Kunststoffe, Kunststoffkügelchen oder Fibrinschwämmen

3. Intraläsionale Resektion

  • Methode der Wahl bei den meisten benignen (gutartigen) Knochentumoren
  • Vorgehen: Tumoreröffnung → Kürettage (Ausschabung des Gewebes) → Auffüllung des Knochendefekts mit autologem Knochenmaterial (z. B. aus dem Beckenkamm) → ggf. Stabilisierung mit metallischen Implantaten (Marknagel, Winkelplatte)
  • Temporäre Verwendung von Knochenzement zur thermischen Abtötung verbliebener Tumorzellen und zur erleichterten Diagnostik eines Rezidivs

4. Adjuvante Verfahren zur Reduktion der Rezidivrate

  • Mechanische Adjuvantien: Hochgeschwindigkeitsfräse zur Erweiterung der Resektionsränder, wodurch eine zusätzliche Resektionssicherheit durch thermische Effekte erzielt wird
  • Physikalisch-chemische Adjuvantien: Anwendung von Phenol (karbolsäurehaltige Lösung zur chemischen Verödung verbliebener Tumorzellen), Alkohol (denaturiert Tumorzellen), Kryochirurgie (gezielte Gewebevereisung zur Zerstörung verbliebener Tumorzellen) und Kauterisierung (Gewebezerstörung durch thermische oder chemische Methoden)

5. Marginale Resektion

  • Entfernung des Tumors in seiner Randzone
  • Indiziert bei aggressiven, aber noch nicht malignen Knochentumoren

6. Weite Resektion

  • Standardverfahren bei malignen (bösartigen) Knochentumoren
  • Vorgehen: Radikale Tumorresektion mit einem Sicherheitsabstand von 5 cm proximal und distal
  • Anschließende Rekonstruktion mittels:
    • Osteosynthese (operative Stabilisierung von Knochenbrüchen) mit Spongiosaplastik (Auffüllung von Knochendefekten mit körpereigenem Knochengewebe)
    • Tumorendoprothese (künstlicher Gelenkersatz nach Tumorresektion)
    • Knochentransplantat (Ersatz von fehlendem Knochen durch eigenes oder Spendergewebe)
    • Muskel-, Nerven- oder Gefäßersatzplastiken
  • Bei Kindern: Mitwachsende Endoprothesen
  • Ultima Ratio: Amputation nur noch selten durch den Einsatz von Megaendoprothesen

7. Behandlung ossärer Metastasen (Knochenmetastasen)

  • Palliative chirurgische Maßnahmen zur Stabilisierung und Schmerzreduktion
  • Vorgehen:
    • Bei Frakturgefahr (Knochenburchgefahr): Stabilisierung durch intraläsionale oder marginale Resektion
    • Verbundosteosynthese mit Knochenzement und Platte bzw. Marknagel oder Endoprothese
    • Nachbehandlung mittels Strahlentherapie (Radiatio (Strahlentherapie zur Tumorbehandlung))

8. Spezielle Therapie bei Osteoidosteom und Osteoblastom

  • Tumoren mit zentralem Nidus (krankhafter Gewebebereich im Knochen, der Schmerzen verursacht) (schmerzverursachender Herd)
  • Standardtherapie: CT-gesteuerte Radiofrequenzablation (RFA, thermische Verödung von Gewebe)
    • Minimalinvasives Verfahren mit einer Sonde, die über Wechselstrom ein thermisches Feld erzeugt und den Nidus (krankhafter Gewebebereich im Knochen, der Schmerzen verursacht) zerstört
    • Besonders geeignet bei dorsalen (hinteren) Wirbelsäulenanteilen
  • Alternative: Laserablation (LA, Lasertherapie zur Gewebezerstörung)
  • Cave: Kürettage (Ausschabung des Gewebes) ist kontraindiziert, da hohe Rezidivrate

Postoperative Nachsorge

  • Radiologische Verlaufsuntersuchungen zur Kontrolle auf Rezidive
  • Physiotherapie zur Wiederherstellung der Mobilität
  • Schmerztherapie und ggf. Strahlentherapie
  • Prothetische Versorgung bei umfangreichen Knochendefekten

Mögliche Komplikationen

  • Rezidivbildung bei unvollständiger Tumorresektion
  • Infektionen und Wundheilungsstörungen
  • Postoperative Frakturen bei insuffizienter Stabilisierung
  • Funktionseinschränkungen durch Nerven- oder Muskelverletzungen

Vergleich der Operationsmethoden

Methode Technik Vorteile Nachteile
Biopsie (Gewebeentnahme zur Untersuchung) Gewinnung von Gewebeproben zur Diagnostik Minimalinvasiv, essenziell für Therapieplanung Risiko einer Tumoraussaat, falsch-negative Ergebnisse möglich
Intraläsionale Resektion Kürettage und Defektauffüllung Knochenerhaltend, geringe Funktionseinschränkung Hohes Rezidivrisiko
Marginale Resektion Entfernung des Tumors mit knapper Sicherheitszone Reduziertes Rezidivrisiko Funktionseinschränkungen durch Gewebeverlust
Weite Resektion Entfernung mit großem Sicherheitsabstand Niedriges Rezidivrisiko Hohe Funktionseinschränkung, Rekonstruktion notwendig
Radiofrequenzablation (RFA) Thermische Zerstörung des Nidus Minimalinvasiv, schnelle Rehabilitation Nicht für alle Tumorarten geeignet
Tumorendoprothese Ersatz großer Knochensegmente Erhalt der Mobilität, langfristige Stabilität Mechanische Beanspruchung, mögliche Lockerung

Fazit

Die operative Therapie von Knochentumoren ist vielfältig und muss individuell angepasst werden. Während bei benignen Tumoren eine Kürettage mit adjuvanten Maßnahmen ausreichend ist, erfordert die Behandlung maligner Tumoren eine weite Resektion mit Rekonstruktion. Fortschritte in der minimalinvasiven Chirurgie, insbesondere die Radiofrequenzablation, ermöglichen schonendere Verfahren mit guten Behandlungsergebnissen.