Knochentumoren – Differentialdiagnosen
Atmungssystem (J00-J99)
- Kieferhöhlenempyem – Eiteransammlung in den Kieferhöhlen
- Kieferhöhlenmykose
- Kieferzysten
- Ostitis fibrosa – schmerzlose Auftreibung der Stirn und der Maxilla (Oberkieferknochen)
- Pneumosinus dilatans (selten) – Dilatation (Erweiterung) der Nasennebenhöhlen aufgrund eines gestörten Ventilmechanismus
- Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion) – ossäre Manifestation der Erkrankung: Osteodystrophia cystica generalisata von Recklinghausen (eingeblutete Resorptionszysten = braune Tumoren mit unregelmäßig verteilten Riesenzell-Clustern) (eher selten)
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Knochentuberkulose – 2-3 % aller Tuberkuloseerkrankungen betreffen das Skelettsystem, davon ca. 50-60 % die Wirbelsäule; Häufigkeitsgipfel: 40.-60. Lebensjahr
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Reparatives Riesenzellgranulom – langsam wachsende Läsion, die zu einer schmerzlosen Auftreibung des Knochens mit Zahnverdrängung und -lockerung führt
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Aneurysmatische Knochenzyste – aggressiv, expansiv wachsende Zyste
- Brodie-Abszess – Form der hämatogenen Osteomyelitis (akute oder chronische Entzündung des Knochens und Knochenmarks) im Kindesalter; druckschmerzhafte Schwellung, häufig im Bereich des Schienbeins
- Dysplasia epiphysealis hemimelica (Synonym: Morbus Trevor) – histologisch gleichartige Veränderungen wie das Osteochondrom, mit einer ossären Basis und einer Knorpelkappe mit enchondraler Ossifikation (Verknöcherung); Erkrankung des Kindes- und Jugendalters
- Eosinophiles Granulom – solitäre tumorartige, osteolytische Läsionen
- Fibrodysplasia ossificans progressiva (FOP; Synonyme: Fibrodysplasia ossificans multiplex progressiva, Myositis ossificans progressiva, Münchmeyer-Syndrom) – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; beschreibt die pathologische, progressive Ossifikation (Verknöcherung) des Binde- und Stützgewebes des menschlichen Körpers, die zu einer Ossifikation der Muskulatur führt; bereits bei Geburt liegen als unspezifisches Symptom verkürzte und verdrehte Großzehen vor
- Fibröse Dysplasie – Fehlbildung des Knochengewebes, das heißt die Knochen bilden geschwulstartige Ausstülpungen
- Ischämische Knochennekrose ("Knocheninfarkt") ‒ Untergang von Knochengewebe
- Knochenabszess
- Morbus Paget (Osteodystrophia deformans) – Knochenerkrankung, die zu einem Knochenumbau führt und bei der es allmählich zu einer Verdickung mehrerer Knochen, meist Wirbelsäule, Becken, Extremitäten oder Schädel kommt
- Myelom, solitäres – Plasmazellerkrankung mit Bildung einer einzelnen Geschwulst im Knochen
- Ossifikation (Verknöcherung) nach Frakturen (Knochenbrüchen)
- Osteochondromatose, familiäre – multiple osteokartilaginäre Exostosen als erbliche Systemerkrankung mit einem höheren Risiko der Entartung
- Osteochondrosis dissecans – umschriebene aseptische Knochennekrose unterhalb des Gelenkknorpels, die mit der Abstoßung des betroffenen Knochenareals mit dem darüber liegenden Knorpel als freier Gelenkkörper (Gelenkmaus) enden kann
- Osteomyelitis – akute oder chronische Entzündung des Knochens und Knochenmarks, meist aufgrund einer bakteriellen Infektion; Kombination aus Ostitis und Myelitis (Knochenmark/Rückenmark)
- Osteopoikilose (Synonyme: Osteopathia condensans disseminata, Osteopoikilie; "gepunkteter Knochen") – multiple, kleine, runde oder ovale Herde mit knöcherner Sklerose; lokalisiert u. a. in der metaphysären-epiphysären Region von Röhrenknochen; kann osteoblastische Knochenmetastasen bei Mammakarzinom simulieren
- Ostitis (Synonym: Osteitis) – Entzündung des Knochengewebes
- Plasmozytom (Synonym: multiples Myelom) (Wirbelsäule) – maligne (bösartige) Systemerkrankung, die zu den Non-Hodgkin-Lymphomen der B-Lymphozyten zählt
- Stressfraktur
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Epidurale Tumoren (Tumoren außerhalb der Rückenmarkshaut)
- Gardner-Syndrom (Synonym: familiäre Polyposis) (bei multiplen Osteomen) – Erbkrankheit, bei der es zur Entwicklung von Kolonpolypen (Dickdarmpolypen), benignen Knochentumoren und multiplen Weichteiltumoren kommt
- Histiozytose/Langerhans-Zell-Histiozytose (Abkürzung: LCH; früher: Histiozytose X; engl. histiocytosis X, langerhans-cell histiocytosis) – systemische Erkrankung mit Proliferation von Langerhans-Zellen in unterschiedlichen Geweben (Skelett 80 % der Fälle; Haut 35 %, Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) 25 %, Lunge und Leber 15-20 %)
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Wachstumsschmerzen – ca. ein Drittel aller Kinder zwischen 2 und 12 Jahren leidet gelegentlich unter Wachstumsschmerzen; sie treten meist abends oder nachts (80 % der Fälle) auf; am nächsten Morgen kann sich das Kind uneingeschränkt schmerzfrei bewegen
- Symptome/Beschwerden:
- kurzzeitig brennende, ziehende oder klopfende Schmerzen in beiden Beinen oder Armen
- kann so schmerzhaft sein, dass die Kinder aus dem Schlaf gerissen werden
- Lokalisationen:
- Vorderseiten der Oberschenkel
- Kniekehlen
- Schienbeine oder Waden
- Schmerz tritt immer beidseitig auf, wechselt dabei ggf. zwischen beiden Extremitäten und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein
- Gelenke sind nicht betroffen
- Bei Wachstumsschmerzen handelt es sich um Ruheschmerzen, nicht um Belastungsschmerzen [Ausschlussdiagnose! Abzuklären sind u. a. rheumatische Erkrankungen, Knochentumoren, Knocheninfektionen oder unbemerkte Knochenverletzungen]
- Beschwerden sind selbstlimitierend
- Warnzeichen (red flags) für ein Malignom (bösartiger Tumor) [1]: B-Symptomatik (starker Nachtschweiß, unerklärliches, anhaltendes oder rezidivierendes (wiederkehrendes) Fieber (> 38 °C); ungewollter Gewichtsverlust (> 10 % Prozent des Körpergewichtes innerhalb von 6 Monaten)), Rückenschmerzen als Hauptlokalisation, tastbare Raumforderung, Blutungsneigung, nicht-artikulärer Knochenschmerz (Knochenschmerz, der kein Gelenk betrifft); Auffälligkeiten im Blutbild und -ausstrich, Laktatdehydrogenase (LDH) ↑
- Körperliche Untersuchung: keine abnormen Untersuchungsergebnisse
- Labordiagnostik:
- Kleines Blutbild
- Differentialblutbild
- BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
- ggf. auch Bestimmung der Transaminasen, alkalische Phosphatase (AP), LDH, Kreatinin
- Medizingerätediagnostik:
- Röntgen in zwei Ebenen
- Magnetresonanztomographie (MRT) der betroffenen Region
- Symptome/Beschwerden:
Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Verletzungen/Sportverletzungen
Literatur
- Cabral DA, Tucker LB: Malignancies in children who initially present with rheumatic complaints. J Pediatr 1999;134(1):53-57 doi: https://doi.org/10.1016/S0022-3476(99)70372-0