Hyperprolaktinämie – Prolaktinom – Medikamentöse Therapie

Die Therapie der Hyperprolaktinämie richtet sich nach den Ursachen, der Höhe des Prolaktin-Serumspiegels und bei bestehenden Prolaktinomen (s. u. "Operative Therapie") nach deren Ausdehnung.

Therapieziele

  • Verbesserung der Symptomatik
  • Rückbildung des Prolaktinoms

Therapieempfehlungen

Hyperprolaktinämie im reproduktiven Alter bei nicht aktuellem Kinderwunsch

  • Prolaktinhemmer (Dopaminantagonisten):
    • ausgeprägte belästigende Galaktorrhoe (krankhafter Brustmilchausfluss) und/oder Mastalgia (Brustschmerzen)
    • Proliferationshemmung bei Hypophysenadenom (gutartige Tumoren aus den Zellen des Hypophysenvorderlappens/Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse (Adenohypophyse))
  • Ovulationshemmern – bei Wunsch nach Kontrazeption (Empfängnisverhütung):
    • Östrogen-Gestagen-Kombinationen sind einer reinen Gestagenkontrazeption vorzuziehen, wenn Blutungsanomalien (Blutungsstörungen)oder ein Östrogendefizit nachweisbar ist
  • Östrogen-Gestagen-Sequenzpräparaten bzw. Östrogen-Gestagen-Kontrazeptiva bei Blutungsanomalien:
    • soweit nicht lokal oder systemisch bedingt und nach Ausschluss nichtendokriner Ursachen
    • zur symptomatischen Regulierung abnormer Blutungen
  • Östrogen- oder Östrogen-Gestagensubstitution – bei einer Hyperprolaktinämie mit einem Östrogendefizit (z. B. bei einer hypogonadotropen Amenorrhoe). Dieses vermeidet bzw. reduziert das Risiko einer Osteopenie (Minderung der Knochendichte)oder Osteroporose (Knochenschwund) bei chronischer Hyperprolaktinämie.
  • Zyklisch verabreichtes Gestagen (z. B. 15.-26. Zyklustag, Transformationsdosis) bei:
    • Prophylaxe von Blutungsstörungen
    • Endometriumhyperplasie (gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut); Ovarfunktionsstörung mit Progesteronbildung/-effekten ohne Endometriumhyperplasie ist nicht behandlungsbedürftig.

Hyperprolaktinämie im reproduktiven Alter bei aktuellem Kinderwunsch bzw. Prolaktiom

  • Prolaktinhemmer (Dopaminantagonisten) 
    Dauer der Therapie: mindestens 4 Jahre [1] (wg. hoher Rezidivrate bis zu 50 % bei Makroadenomen)
    Ggf. Absetzen der Therapie, wenn:
    • normaler PRL-Spiegel für mindestens 2 Jahre
    • kein Tumor oder eine Reduktion der Tumorgröße um mindestens 50 % in der (Magnetresonanztomographie) MRT 
    Nach Absetzen der Therapie sollten PRL-Kontrolluntersuchungen im ersten Jahr alle 3 Monate, anschließend jährlich, 5 Jahre lang, durchgeführt werden.

In der Schwangerschaft

  • Wachstumsrisiko beträgt bei Mikroadnomen 2-2,5 % und bei Makroprolaktinomen bis zu 31 % [1].
  • Bei Nachweis einer Schwangerschaft wird wg. nicht ausgeschlossener negativer Auswirkungen von Dopaminantagonisten auf die fetale Entwicklung das Absetzen der Medikation empfohlen.

In der Menopause

  • Eine Hyperprolaktinämie tritt bei postmenopausalen Frauen nur selten auf.
  • Es ist unklar, ob postmenopausale Prolaktinome behandelt werden sollen; falls Therapie primär konservativ.

Literatur

  1. Wong A: Update on prolactinomas. Part 2: Treatment and management strategies. J Clin Neurosci 2015 Oct;22(10):1568-74. doi: 10.1016/j.jocn.2015.03.059. Epub 2015 Aug 1.

Leitlinien

  1. Petersenn S et al.: Diagnosis and management of prolactin-secreting pituitary adenomas: a Pituitary Society international Consensus Nat Rev Endocrinol 19, 722–740 (2023). https://doi.org/10.1038/s41574-023-00886-5Statement