Hyperprolaktinämie – Prolaktinom – Einleitung

Nachfolgend werden die Hyperprolaktinämie und das Prolaktinom gemeinsam dargestellt, da das Prolaktinom stets mit einer Hyperprolaktinämie einhergeht.

Hyperprolaktinämie

Hyperprolaktinämie ist eine pathologische (krankhafte) Erhöhung des Prolaktinspiegels im Blut. Ein Prolaktinom ist ein gutartiger Tumor des Hypophysenvorderlappens (Hirnanhangsdrüse), der von den laktotropen Zellen der Hypophyse ausgeht und eine Hyperprolaktinämie verursacht.

Synonyme und ICD-10: pathologische Prolaktinerhöhung; Prolaktinüberschuss; ICD-10-GM E22.1: Hyperprolaktinämie

Physiologische Ursachen einer Hyperprolaktinämie

  • Taktile Stimulation der weiblichen Mamille (Massieren der weiblichen Brustwarze)
  • Schwangerschaft
  • Stillzeit
  • Stress (physisch und/oder psychisch)
  • Schlaf (Prolaktinspiegel sind während des Schlafs erhöht)
  • Intensive körperliche Betätigung

Weitere Ursachen einer Hyperprolaktinämie

Medikamentös bedingt:

  • Antipsychotika (z. B. Haloperidol, Risperidon)
  • Antidepressiva (z. B. trizyklische Antidepressiva, SSRI)
  • Antiemetika (z. B. Metoclopramid, Domperidon)
  • Antihypertensiva (z. B. Verapamil, Methyldopa)
  • Opioide
  • Östrogene

Pathologische Ursachen:

  • Prolaktinom (gutartiger Hypophysentumor)
  • Hypophysenadenome
  • Veränderungen des Hypothalamus oder Unterbrechungen des Hypophysenstiels
  • Primäre Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • Leberzirrhose
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)

Idiopathische Hyperprolaktinämie:

  • Keine erkennbare Ursache, kann aber dennoch klinisch signifikant sein.

Epidemiologie

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Unter 1 %; bei Frauen mit Hypothyreose ca. 65-70 %, bei Frauen mit Amenorrhoe und Galaktorrhoe 75 %. 30 % der Patientinnen mit Galaktorrhoe haben ein Prolaktinom.

Beachte: Bei ca. 10 % der weiblichen Bevölkerung wird eine Überschreitung des oberen Labor-Normalbereichs beobachtet.

Prolaktinom

Beim Prolaktinom handelt es sich um eine gutartige Neubildung des Hypophysenvorderlappens (Hirnanhangsdrüse). Diese Tumoren gehen von den laktotropen Zellen der Hypophyse aus.

Synonyme bzw. Theasaurusbegriffe und ICD-10: azido-basophiles Adenom; azidophiles Adenom; basophiles Adenom; benigner Hypophysentumor; Chiasmakompression durch Hypophysenadenom; chromophobes Adenom; chromophobes Hypophysenadenom; eosinophiles Adenom; eosinophiles Hypophysenadenom; Forbes-Albright-Syndrom; Galaktorrhoe-Amenorrhoe-Syndrom; gutartige Neubildung der Fossa pituitaria; gutartige Neubildung der Hypophyse; gutartige Neubildung der Rathke-Tasche; gutartige Neubildung des Hirnanhanges; Hypophysenadenom; intraselläre gutartige Neubildung; Makroprolaktinomsyndrom; Mukoidzelladenom; prolaktinproduzierendes Adenom; ICD-10-GM D35.2: Gutartige Neubildung sonstiger und nicht näher bezeichneter endokriner Drüsen: Hypophyse

Das Prolaktinom ist der häufigste endokrin aktive Tumor der Hypophyse (40 % aller Hypophysentumoren; 10-15 % aller Hirntumoren).

In der Regel sind diese Tumoren benigne (gutartig).

Formen des Prolaktinoms

Aufgrund der Größe werden Prolaktinome wie folgt eingeteilt:

  • Mikroprolaktinom: < 1 cm, Prolaktin im Serum: < 200 ng/ml
  • Makroprolaktinom: ≥ 1 cm, Prolaktin im Serum: > 200 ng/ml

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1:5

Häufigkeitsgipfel: 3. und 4. Lebensjahrzehnt

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Ca. 3 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die Symptome und der Verlauf der Hyperprolaktinämie sind stark von der zugrunde liegenden Ursache abhängig.
  • Bei Frauen: In 30 % der Fälle Galaktorrhoe (krankhafter Brustmilchausfluss) und Zyklusstörungen (Oligomenorrhoe mit Anovulation (Ausbleiben der Ovulation/'Eisprung), ggf. Amenorrhoe/Ausbleiben der Regelblutung: > 3 Monate).
  • Bei Männern: Störungen der sexuellen Aktivität mit Libido- und Potenzverlust, mögliche Gynäkomastie (Vergrößerung der Milchdrüse beim Mann).

Prognose

  • Gute Prognose: In der Mehrheit der Fälle verläuft die Erkrankung gut.
  • Langfristige Überwachung: Regelmäßige Kontrollen des Prolaktinspiegels und der Tumorgröße sind wichtig, um das Ansprechen auf die Therapie und mögliche Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) zu überwachen.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapieklinisch hormoninaktiver Hypophysentumoren. (AWMF-Registernummer: 089-002), Dezember 2019 Langfassung
  2. Petersenn S et al.: Diagnosis and management of prolactin-secreting pituitary adenomas: a Pituitary Society international Consensus Nat Rev Endocrinol 19, 722–740 (2023). https://doi.org/10.1038/s41574-023-00886-5Statement