Enchondrom – Operative Therapie
Das Enchondrom ist ein gutartiger Knorpeltumor, der vor allem in den langen Röhrenknochen vorkommt. In den meisten Fällen bleibt das Enchondrom asymptomatisch und wird als Zufallsbefund entdeckt. Sobald jedoch Beschwerden auftreten oder ein erhöhtes Entartungs- oder Frakturrisiko besteht, ist eine chirurgische Therapie erforderlich.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Ein chirurgischer Eingriff ist notwendig, wenn folgende Kriterien vorliegen:
- Symptomatisches Enchondrom – Auftreten von Schmerzen oder Funktionseinschränkungen.
- Stammnahes oder im Stammskelett gelegenes Enchondrom (z. B. Femur (Oberschenkelknochen), Humerus (Oberarmknochen), Becken)
- Erhöhtes Entartungsrisiko – Gefahr der malignen Transformation in ein Chondrosarkom (Bösartiger Knorpeltumor).
- Expansives Verhalten – Zunehmendes Wachstum mit Destruktion des umgebenden Knochens (Skelettstruktur).
- Rezidivneigung (Wiederauftreten der Erkrankung) – Wiederauftreten des Tumors nach vorheriger Entfernung.
- Stärkere Schmerzen – Besonders Ruhe- und Nachtschmerzen können ein Hinweis auf eine maligne (bösartige) Entartung sein.
- Frakturgefahr oder bestehende Fraktur (Knochenbruch) – Durch Ausdünnung der Kortikalis (äußere Knochenschicht) steigt das Risiko pathologischer Frakturen (Knochenbrüche).
- Persistierendes Wachstum – Fortbestehendes Tumorwachstum nach Abschluss des physiologischen Körperwachstums (natürliche Wachstumsphase des Körpers).
- Unsichere Abgrenzung zum Chondrosarkom – Bildgebende Verfahren zeigen keine eindeutige Unterscheidung.
- Multiples Auftreten von Enchondromen – Bei Erkrankungen wie Ollier-Krankheit (Multiple Enchondrome an verschiedenen Stellen des Skeletts) oder Mafucci-Syndrom (Kombination von Enchondromen und Gefäßfehlbildungen) besteht ein erhöhtes Entartungsrisiko.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Asymptomatische, nicht wachsende Enchondrome – Keine Beschwerden und keine Zeichen eines Progresses.
- Hohes perioperatives Risiko (Erhöhtes Operationsrisiko) – Patienten mit schweren Begleiterkrankungen oder eingeschränkter Knochengesundheit (Stabilität des Skeletts).
- Fehlende Abgrenzung zur malignen Entartung – In unklaren Fällen ist eine differenzierte Diagnostik (Untersuchung zur genauen Krankheitsbestimmung) erforderlich, bevor eine Resektion erfolgt.
Operationsverfahren
Die Methode der Wahl bei den meisten benignen (gutartigen) Knochentumoren ist die intraläsionale Resektion (Gewebeerhaltende Tumorentfernung innerhalb der betroffenen Region). Dabei wird der Tumor gezielt entfernt, während die umliegende Knochensubstanz (Gesundes Knochengewebe) erhalten bleibt.
Vorgehensweise:
- Eröffnung des Tumors – Chirurgischer Zugang zur Läsion (krankhafte Veränderung des Gewebes).
- Kürettage (Ausschabung des Tumorgewebes) – Entfernung des Tumors unter Erhalt stabiler Knochenteile.
- Auffüllung des Knochendefekts – Verwendung von autologem (vom Patienten selbst stammendem) Knochenmaterial, z. B. aus dem Beckenkamm (Teil des Beckenknochens). Alternativ kann künstlicher Knochenersatz (biokompatibles Füllmaterial) oder Knochenzement (spezieller medizinischer Zement zur Stabilisierung des Knochens) verwendet werden.
- Stabilisierung bei Frakturgefahr – Je nach Defektgröße erfolgt eine osteosynthetische Versorgung (chirurgische Stabilisierung des Knochens mit Implantaten) mit Marknagel (Metallstab im Knochenmarkraum) oder Winkelplatte (Metallplatte zur Fixierung des Knochens).
Postoperative Nachsorge (Behandlung nach der Operation)
- Radiologische Verlaufskontrolle (Röntgenuntersuchungen zur Heilungskontrolle) – Überprüfung der Knochendichte (Mineralgehalt des Knochens) und Heilung des Defekts.
- Physiotherapie (Bewegungstherapie zur Wiederherstellung der Mobilität) – Frühzeitige Mobilisation zur Vermeidung von Muskelatrophie (Rückbildung der Muskulatur) und Gelenksteifigkeit (Bewegungseinschränkung der Gelenke).
- Gewichtsbelastung nach Defektgröße angepasst – Je nach Stabilität des Knochens (Festigkeit der Knochensubstanz) ist eine schrittweise Belastung erforderlich.
- Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen – Zur Früherkennung von Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) oder Zeichen einer malignen (bösartigen) Transformation.
Mögliche Komplikationen (Risiken der Operation)
- Rezidiv (Wiederauftreten des Tumors) – Möglich nach unvollständiger Resektion (Entfernung des Tumorgewebes).
- Fraktur (Knochenbruch) des operierten Knochens – Insbesondere bei großen Defekten oder inadäquater Stabilisierung (Fixierung des Knochens durch Implantate).
- Infektionen (Bakterielle Besiedlung des Gewebes) – Erhöhtes Risiko bei Verwendung von Fremdmaterial (Implantate oder Knochenersatzstoffe).
- Maligne Transformation (Übergang in eine bösartige Erkrankung) – Selten, aber möglich bei unvollständiger Entfernung und bestehender genetischer Prädisposition (Veranlagung für die Erkrankung).
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Intraläsionale Resektion mit Kürettage (Tumorauskratzung) | Tumorauskratzung mit Erhalt stabiler Knochensubstanz (gesunder Knochenstruktur) | Schonung des umliegenden Gewebes (Körperstruktur), schnelle Heilung | Höheres Rezidivrisiko (Wiederauftreten des Tumors) |
Auffüllung mit autologem Knochen (Eigenknochen-Transplantation) | Knochentransfer (Verpflanzung von Knochenmaterial) aus Beckenkamm (Teil des Beckenknochens) oder anderen Stellen | Gute Osteointegration (Einheilung des Knochens), niedrige Abstoßungsrate | Zusätzlicher operativer Eingriff (zweite Operation notwendig) |
Auffüllung mit Knochenersatzmaterial (Künstlicher Knochentransplantat-Ersatz) | Verwendung synthetischer oder allogener (von Spendern stammender) Knochentransplantate | Kein zusätzlicher Knochenspenderbereich (Entnahme von Eigenknochen nicht nötig) | Geringere biologische Einheilung (schwächere Integration ins Skelett) |
Stabilisierung mit Osteosynthese (Metallimplantate zur Fixation) | Metallische Implantate (z. B. Marknagel, Winkelplatte) zur Fixation | Hohe Stabilität (mechanische Belastbarkeit), sofortige Belastbarkeit | Risiko für Infektionen (bakterielle Entzündung), mögliche Implantatentfernung (Nachoperation nötig) |
Fazit
Die operative Behandlung des Enchondroms ist bei symptomatischen oder progressiven Fällen indiziert. Die intraläsionale Resektion mit Kürettage und Knochenauffüllung ist die Standardmethode. In besonderen Fällen kann eine zusätzliche osteosynthetische Stabilisierung erforderlich sein. Regelmäßige postoperative Kontrollen sind essenziell, um Rezidive oder eine maligne Entartung frühzeitig zu erkennen.