Zwangsstörungen – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Zwangsstörung dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie psychische Erkrankungen (z. B. Zwangsstörungen, Depressionen, Angststörungen)?
  • Sind in Ihrer Familie Zwangsgedanken, zwanghafte Verhaltensweisen oder andere psychische Belastungen bekannt?

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Wie ist Ihre berufliche Situation?
    • Haben Sie derzeit Konflikte oder andere belastende Situationen im beruflichen oder privaten Bereich?
  • Leben Sie alleine oder mit anderen Personen zusammen?
  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Konflikte in Ihrem familiären Umfeld?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos? [wg. DD Depression]
  • Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun? [wg. DD Depression]
  • Haben Sie in den letzten Monaten Symptome festgestellt, wie:
    • Zwanghafte Verhaltensweisen (z. B. übermäßiges Waschen, Putzen, Kontrollieren)? [1]
    • Quälende Zwangsgedanken, die Sie loswerden möchten, aber nicht können? [1]
    • Das Bedürfnis, bestimmte Handlungen oft zu wiederholen (z. B. Lichtschalter, Türen kontrollieren)? [1]
    • Gedanken um Ordnung und Symmetrie (z. B. das Bedürfnis, Gegenstände perfekt anzuordnen)? [1]
    • Exzessive oder ritualisierte Verhaltensweisen, um Unruhe oder Angst zu lindern?
    • Störungen im Tagesablauf durch Zwänge (z. B. stark verlängerte Dauer für Alltagstätigkeiten)?
    • Konzentrationsprobleme oder Gedankenkreisen?
    • Schlafprobleme?
  • Wie oft treten diese Beschwerden auf?
  • Seit wann bestehen diese Symptome?
  • Gab es einen bestimmten Auslöser für die Symptome?
  • Versuchen Sie, sich gegen die Gedanken oder Handlungen zu wehren? Wenn ja, wie?
  • Fühlen Sie sich in Ihrer Lebensqualität durch die Zwänge eingeschränkt?
  • Haben Sie bereits therapeutische Hilfe oder Behandlungsversuche unternommen?
  • Wie reagiert Ihr Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen) auf Ihre Beschwerden?
  • Denken Sie gelegentlich über den Tod nach oder daran, dass es besser wäre, nicht mehr zu leben?*

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Kommt es zu Ess-Attacken oder unkontrolliertem Essen?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Angststörungen?
    • Depressionen?
  • Hatten Sie Operationen oder andere medizinische Eingriffe?
  • Leiden Sie an Allergien?
  • Medikamentenanamnese:
    • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein (z. B. Psychopharmaka)?
    • Wurden Ihnen bereits Medikamente zur Behandlung Ihrer Beschwerden verordnet? Wenn ja, wie haben Sie diese vertragen?

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.

Literatur

  1. Wahl K, Kordon A, Kuelz KA, Voderholzer U, Hohagen F, Zurowski B.: Obsessive-Compulsive Disorder (OCD) is still an unrecognised disorder: A study on the recognition of OCD in psy- chiatric outpatients. European Psychiatry 2010. 25: 374-377