Zittern (Tremor) – Symptome – Beschwerden

Tremor bezeichnet unwillkürliche rhythmische Zuckungen von Muskelgruppen. Häufig sind die Hände betroffen (in ca. 70-80 % der Fälle). Es kann jedoch auch der ganze Körper betroffen sein.

Der Tremor wird klinisch eingeteilt nach:

  • Aktivierungsbedingung:
    • Ruhe
    • Aktion
    • Halten
    • ungerichtete Bewegung
    • Zielbewegung
  • Frequenz:
    • niederfrequent: 2-4 Hz (langsamer Tremor)
    • mittelfrequent: 4-7 Hz (häufiger Tremor)
    • hochfrequent: > 7 Hz (schneller Tremor)
  • Intensität bzw. Amplitude:
    • feinschlägiger Tremor (kleine Bewegungen)
    • mittelschlägiger Tremor (mittelgroße Bewegungen)
    • grobschlägiger Tremor (große, deutliche Bewegungen)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Unsicherheit bei alltäglichen Bewegungen: Ca. 40-50 % der Patienten berichten über Schwierigkeiten bei gezielten Bewegungen, wie dem Halten eines Glases oder dem Schreiben.
  • Erhöhte Erschöpfung: Ca. 20 % der Betroffenen fühlen sich durch die ständige Muskelaktivität ermüdet.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Nervosität und Frustration: Ca. 30 % der Betroffenen, die unter einem sichtbaren Tremor leiden, entwickeln psychische Belastungen.

Tremorformen

Im Rahmen einer Tremoranalyse werden folgende Tremorformen unterschieden:

  • Isolierte Aktion- und Ruhetremorsyndrome
    • Aktionstremor
      • Haltetremor – Tremor, der bei gegen die Schwerkraft ausgeübter Haltearbeit auftritt; betroffen ist meist die obere Extremität; beim Armvorhalteversuch setzt ohne Verzögerung ein Tremor mittlerer Frequenz (5-8 Hz) ein; jahrelanger Krankheitsverlauf ist typisch; Familienanamnese in ca. 60 % positiv
      • Isometrischer Tremor – Tremor, der bei isometrischer Muskelarbeit auftritt; auslösend wirkt dabei eine starre Willkürbewegung
      • Kinetischer Termor (Bewegungstremor)
    • Essentieller Tremor (ET) (mittelschlägiger, mittelfrequenter Halte- und Aktionstremor/Bewegungstremor um 5-8 Hz) – tritt ohne erkennbare neurologische Grunderkrankung auf; wird als multiätiologisches Syndrom betrachtet, dessen Ursachen mit Ausnahme einiger assoziierter Risikogene bislang nicht geklärt sind;  häufigste Tremorform
      • Beachte: Ein Teil der Patienten weist zusätzliche Symptome unklarer Signifikanz auf, wie Ataxie, Dystonie oder einen Ruhetremor.
    • Ruhetremor
  • Fokale Tremores
    • Stimmt-, Kopf-, Kinn-, Gesichtstremor usw.
    • Gaumensegeltremor
  • Orthostatischer Tremor  (OT; Tremor im Stehen; nicht-sichtbarer, hochfrequenter Tremor (12-20 Hz) – führt bei Anspannung der Beinmuskulatur im Stehen zu einer deutlichen Standunsicherheit; das Gehen ist im Regelfall davon kaum beeinträchtig 
  • Mit prominenten Zusatzsymptomen
    • Dystoner Tremor (mittelschlägiger, mittelfrequenter Halte- und Bewegungstremor um 5-8 Hz) – Tremor im Rahmen einer Dystonie; der Tremor ist gekennzeichnet durch eine Fehlfunktion bei der Kontrolle von Bewegungen
    • Tremor bei Parkinson: Parkinson-Tremor (mittelfrequent: 4 - 7 Hz); tritt vornehmlich in Ruhe auf (Ruhetremor) und ist einseitig; typisches Bewegungsmuster ("Pillendreher-Tremor") und langsamer als der essentielle Tremor; der Tremor bei Morbus Parkinson wird historisch in drei Typen unterteilt:
      • Typ I: Ruhetremor oder Ruhe- und Halte-/Bewegungstremor der selben Frequenz
      • Typ II: Ruhe- und Halte-/Bewegungstremor unterschiedlicher Frequenz
      • Typ III: reiner Halte-/Bewegungstremor
    • Holmes-Tremor (Synonyme: rubraler Tremor, Mittelhirntremor, Myorhythmie, Bendikt-Syndrom) (niedrige Frequenz (2-5 Hz) und grobschlägige Amplitude) – meist einseitiger Ruhe-, Halte- und Intentionstremor
    • Intentionstremor – Zittern der Gliedmaßen bei einer zielgerichteten Bewegung; häufigste Ursache ist die Multiple Sklerose (MS)
  • Sonstige
    • Neuropathischer Tremor (4-8 Hz und grobschlägige Amplitude) – zentral generierter Tremor; tritt häufig auf bei Patienten mit: hereditärer motorischer und sensibler Neuropathie (HMSN) vom demyeliniserenden Typ (CMT 1) oder bei entzündlichen Neuropathien (z. B. CIDP, Neuropathie bei MGUS)
    • Pathologischer Tremor
    • Physiologischer Tremor (feinschlägiger, hochfrequenter (7-12 Hz) – Tremor mit Frequenzreduktion unter Gewichtsbelastung; ist nicht oder nur minimal sichtbar; wird meist nicht als störend empfunden; kann ausgelöst werden durch ein aktives Vorhalten der Extremitäten
    • Psychogener Tremor
    • Verstärkter (gesteigerter) physiologischer Tremor – im Gegensatz zum physiologischen Tremor meist sichtbar und störend; fein- bis mittelschlägiger Tremor
    • Zerebellärer Tremor (langsame Frequenz (2-5 Hz) und große Amplitude) – ist ein zerebellärer Bewegungs- und Intentionstremor; manifestiert sich als Rumpf- oder Extremitätentremor

Warnzeichen (red flags)

  • Anamnestische Angaben:
    • Chronischer Alkoholkonsum
    • Drogenkonsum
  • Intentionstremor (Zittern der Gliedmaßen bei einer zielgerichteten Bewegung) + Nystagmus (unkontrollierbare, rhythmische Bewegungen der Augen) oder Dysarthrie (Beeinträchtigung des Sprechens) → denken an: Kleinhirnstörung