Bruxismus (Zähneknirschen) – Prävention

Zur Prävention des Bruxismus muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Frau: > 20 g/Tag; Mann: > 30 g/Tag) – hoher Alkoholkonsum ist mit einem 1,9-fachen Risiko für Bruxismus assoziiert [6].
    • Koffeinkonsum (> 8 Tassen pro Tag) – erhöht das Risiko für Bruxismus um das 1,4-fache [1, 5, 7].
    • Tabak (Rauchen) – Studien zeigen eine dosisabhängige Beziehung zwischen Rauchen und Bruxismus [1, 2]; Raucher haben ein 1,6- bis 2,85-faches Risiko für Bruxismus.
    • Passivrauchen – Kinder rauchender Eltern haben ein erhöhtes Risiko für Bruxismus [3-5].
  • Drogenkonsum
    • Amphetamine – häufig assoziiert mit Bruxismus.
    • Ecstasy (Synonym: Molly; MDMA: 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin) – führt häufig zu Spannungen der Kaumuskulatur.
    • Kokain – verursacht vermehrte Muskelaktivität und erhöht das Risiko für Bruxismus.
  • Psycho-soziale Situation
    • Angststörungen – häufig als Trigger für Bruxismus identifiziert.
    • Stress – einer der stärksten Prädiktoren für Bruxismus.
    • Kinder: Besondere Risikofaktoren umfassen:
      • Geschiedene Eltern.
      • Berufstätige Mütter.
      • Licht und Geräusche im Schlafzimmer.
      • Häufiges Streiten in der Familie.
    • Schichtarbeit – beeinträchtigt den zirkadianen Rhythmus und begünstigt Bruxismus.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Stressbewältigung
    • Regelmäßige Anwendung von Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Yoga.
    • Stressmanagement-Programme zur Reduktion der Alltagsbelastung.
  • Kieferorthopädische Maßnahmen
    • Einsatz von Zahnschienen zur Entlastung der Kaumuskulatur.
  • Gesunde Lebensführung
    • Reduktion von Alkohol-, Koffein- und Tabakkonsum.
    • Regelmäßige körperliche Aktivität zur Förderung der allgemeinen Gesundheit und Reduktion von Stress.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Symptome des Bruxismus frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig therapeutische Maßnahmen einzuleiten.

  • Screening und Diagnostik
    • Klinische Untersuchung – Identifikation von Zahnschäden, Kaumuskelverspannungen und Bewegungseinschränkungen.
    • Polysomnographie – zur Diagnostik von Schlaf-Bruxismus.
    • Elektromyographie (EMG) – Messung der Kaumuskelaktivität.
  • Zahnschienen
    • Frühzeitiger Einsatz von Aufbiss-Schienen, um weitere Schäden zu vermeiden.
  • Verhaltensinterventionen
    • Schulung der Patienten zur Bewusstmachung und Reduktion von Bruxismus.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Behandlung und Minimierung von Folgeschäden bei chronischem Bruxismus.

  • Langzeittherapie
    • Zahnsanierung – Behandlung von Zahnabrasionen, Frakturen und Kiefergelenksdysfunktionen.
    • Physiotherapie – zur Lockerung verspannter Kaumuskulatur.
    • Psychotherapie – insbesondere kognitive Verhaltenstherapie zur Reduktion von psychischen Auslösern wie Stress und Angst.
  • Ernährungsanpassung
    • Vermeidung von schwer zu kauenden Lebensmitteln, um die Kaumuskulatur zu entlasten.
  • Langfristige Nutzung von Schienen
    • Anpassung und regelmäßige Kontrolle von Zahnschienen.

Literatur

  1. Bertazzo-Silveira E, Kruger CM, Porto De Toledo I, Porporatti AL, Dick B, Flores-Mir C et al.: Association between sleep bruxism and alcohol, caffeine, tobacco, and drug abuse: A systematic review. J Am Dent Assoc 2016; 147: 859-866 e4
  2. Rintakoski K, Ahlberg J, Hublin C, Broms U, Madden PAF, Könönen M et al.: Bruxism is associated with nicotine dependence: a nationwide Finnish twin cohort study. Nicotine Tob Res 2010; 12: 1254-1260
  3. Castroflorio T, Bargellini A, Rossini G, Cugliari G, Deregibus A, Manfredini D: Agreement between clinical and portable EMG/ECG diagnosis of sleep bruxism. J Oral Rehabil 2015; 42: 759-764
  4. Guo H, Wang T, Niu X, Wang H, Yang W, Qiu J et al.: The risk factors related to bruxism in children: A systematic review and meta-analysis. Arch Oral Biol 2018; 86: 18-34
  5. Kuhn M, Türp JC: Risikofaktoren für Bruxismus – Eine Literaturübersicht von 2007 bis 2016. Swiss Dent J 2018; 128: 125-129
  6. Hojo A, Haketa T, Baba K, Igarashi Y: Association between the amount of alcohol intake and masseter muscle activity levels recorded during sleep in healthy young women. Int J Prosthodont 2007; 20: 251-255
  7. Rintakoski K, Kaprio J: Legal psychoactive substances as risk factors for sleep-related bruxism: a nationwide Finnish Twin Cohort study. Alcohol Alcohol 2013; 48: 487-494

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik und Behandlung des Bruxismus. (AWMF-Registernummer: 083-027), Mai 2019 Langfassung