Trigeminusneuralgie – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Trigeminusneuralgie hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Trigeminusneuralgie und werden oft zuerst bemerkt:
- Plötzlich einschießende, elektrisierende Schmerzattacken: Schmerzen im Bereich des Versorgungsgebietes des N. trigeminus, die meist das Gebiet des zweiten und/oder dritten Asts (seltener des ersten Asts) des Trigeminusnervs betreffen
- häufig Wange, Unterkiefer, Kinn
- meist einseitig
- Triggerzonen: Die Schmerzattacken werden typischerweise durch Reize wie Berührung, Kälte, Niesen, Essen, Sprechen oder Schlucken ausgelöst.
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Trigeminusneuralgie:
- Anzahl der Attacken: Die Anzahl der Schmerzattacken variiert stark und kann von einigen wenigen bis zu hunderten Attacken pro Tag reichen und das über Wochen und Monate hinweg. Dazwischen liegen Phasen, die frei von Schmerzattacken sind.
- Dauer der Attacken: Jede Schmerzattacke dauert einige Sekunden bis zu zwei Minuten.
- Dauerschmerz/Hintergrundschmerz: Ein dumpfer Begleitschmerz, der zwischen den Attacken bestehen bleibt, tritt bei etwa 14-50 % der Patienten auf, steht aber nicht im Vordergrund
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Tic douloureux: Unwillkürliche Kontraktionen der Gesichtsmuskulatur, die mit den Schmerzattacken einhergehen
- Rötung des Gesichtes: Eine vorübergehende Rötung der betroffenen Gesichtshälfte während der Schmerzattacken
- Tränenfluss und Schweißbildung: Begleitende vegetative Symptome wie vermehrter Tränenfluss und Schwitzen während der Schmerzattacken.
- Hyperpathie: Überempfindlichkeit für Sinnesreize
- Hyperästhesie: Überempfindlichkeit für Berührungen, Schmerz und Temperatur
- Nervenaustrittspunkte sind druckschmerzempfindlich: Erhöhte Empfindlichkeit an den Austrittspunkten der Nerven
- Sensibilitätsstörungen: Veränderungen der Empfindungsfähigkeit in den betroffenen Hautarealen
- Neurologische Ausfälle: Mögliche Nervenausfälle in schweren Fällen
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Unwohlsein: Allgemeines Unwohlsein, das durch die häufigen Schmerzattacken ausgelöst werden kann
Ordnung der Symptome nach allgemein, idiopathisch, symptomatisch
Allgemeine Symptome
- Schmerzen (plötzlich einschießender, reißender und brennender Schmerz) im Bereich des Versorgungsgebietes des N. trigeminus (Bereich Wange/Unterkiefer/Kinn), meist einseitig; Dauer: einige Sekunden bis zu maximal 2 Minuten
- Tic douloudeux – Kontraktionen (Anspannung) der Gesichtsmuskulatur
- Rötung des Gesichtes
- Tränenfluss
- Schweißbildung
Idiopathische Symptome
- Dauer der Attacken: Spontane Schmerzattacken, die einige Sekunden bis zwei Minuten andauern
- Anzahl der Attacken: Variiert zwischen einigen wenigen bis zu hunderten Attacken pro Tag
- Auslösung der Attacken durch Reize – z. B. Kälte, Niesen, Essen, Sprechen, Schlucken, Berührung bestimmter Hautareale (Triggerzonen)
- Zwischen den Attacken besteht Schmerzfreiheit; einige Patienten klagen jedoch über einen dumpfen Begleitschmerz, der bestehen bleibt (14-50 % der Fälle)
- Hyperpathie – Überempfindlichkeit für Sinnesreize
- Hyperästhesie – Überempfindlichkeit für Berührungen, Schmerz und Temperatur
- Nervenaustrittspunkte sind druckschmerzempfindlich
Symptomatische Symptome
- Schmerzen können beidseitig auftreten, vor allem im Versorgungsgebiet des N. ophtalmicus
- Dauerschmerz (chronisch, ziehender Schmerz)/anhaltenden Hintergrundschmerz möglich bei Nervenschädigung
- Sensibilitätsstörungen
- neurologische Ausfälle (Nervenausfälle)
Differentialdignostische Abgrenzung der Trigeminusneuralgie von anderen Ursachen für Gesichtsschmerzen
- Anhaltender idiopathischer (ohne erkennbare Ursache) Gesichtsschmerz: wandernd, meist eher tiefer Dauerschmerz
- Trigeminusneuropathie: brennender Dauerschmerz, zusätzlich meist Hypästhesien (Taubheitsgefühle)/Parästhesien ("Ameisenkribbeln"), einschießende Attacken; Ursache ist meist eine Herpes zoster-Infektion oder eine traumatische Läsion
- Myofaszialer Schmerz der Kaumuskulatur: Druckschmerz über der Muskulatur, meist tiefer und dumpfer Schmerz; Bruxismus (Zähneknirschen)?
Warnzeichen (red flags) für das Vorliegen sekundärer Formen der Trigeminusneuralgie [1]
- Beginn vor dem vierzigsten Lebensjahr
- Symptomatik im Gebiet des ersten Astes des Nervus trigeminus
- Beidseitige Symptomatik
- Deutliche Sensibilitätsstörungen im betroffenen Gebiet
- Andere neurologische Symptome (z. B. Hörminderung)
- Weitere Warnzeichen s. u. Cephalgie (Kopfschmerzen)
Beachte: Sekundäre Formen der Trigeminusneuralgie können klinisch nicht unterscheidbar sein von den primären Formen.
Literatur
- Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS): The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia 2018;38:1-211https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29368949