Trigeminusneuralgie – Klassifikation

Man unterscheidet folgende Formen der Trigeminusneuralgie:

  • idiopathische Trigeminusneuralgie ohne Nachweis einer Gefäß-Nerven-Kompression – häufigere Form; tritt überwiegend einseitig auf
  • klassische Trigeminusneuralgie mit Nachweis einer Gefäß-Nerven-Kompression 
  • sekundäre (symptomatische) Trigeminusneuralgie – eine Ursache (z. B. Multiple Sklerose (MS), Raumforderung im Kleinhirnbrückenwinke) kann gefunden werden; seltene Form; tritt öfter beidseitig auf; zwischen den einzelnen Schmerzattacken können weitere Schmerzen bestehen. Außerdem können sensible Störungen der Gesichtshaut auftreten.

Zudem wird in der klinischen Symptomatik die Trigeminusneuralgie mit rein paroxysmalen Schmerzen von einer Trigeminusneuralgie mit zusätzlichen durchgehenden Dauerschmerzen im Versorgungsgebiet des Nerven differenziert.

Klassifikation der Subtypen der Trigeminusneuralgie nach der ICHD-3 [1]

13.1 Schmerzen zurückzuführen auf eine Läsion oder Erkrankung des N. trigeminus
13.1.1 Trigeminusneuralgie
13.1.1.1 Klassische Trigeminusneuralgie
13.1.1.1.1 Klassische Trigeminusneuralgie, rein paroxysmal (anfallsweise auftretend)
13.1.1.1.2 Klassische Trigeminusneuralgie mit Dauerschmerz
13.1.1.2 Sekundäre Trigeminusneuralgie
13.1.1.2.1 Trigeminusneuralgie zurückzuführen auf Multiple Sklerose
13.1.1.2.2 Trigeminusneuralgie zurückzuführen auf eine raumfordernde Läsion
13.1.1.2.3 Trigeminusneuralgie zurückzuführen auf eine andere Ursache
13.1.1.3 Idiopathische Trigeminusneuralgie
13.1.1.3.1 Idiopathische Trigeminusneuralgie, rein paroxysmal
13.1.1.3.2 Idiopathische Trigeminusneuralgie mit Dauerschmerz
13.1.2 Schmerzhafte Trigeminusneuropathie
13.1.2.1 Schmerzhafte Trigeminusneuropathie zurückzuführen auf Herpes zoster (Gürtelrose)
13.1.2.2 Postherpetische Trigeminusneuralgie
13.1.2.3 Schmerzhafte posttraumatische Trigeminusneuropathie
13.1.2.4 Schmerzhafte Trigeminusneuropathie zurückzuführen auf eine andere Erkrankung
13.1.2.5 Idiopathische schmerzhafte Trigeminusneuropathie

 
Klassifikation der Trigeminusneuralgie: International Headache Society (IHS) 2018 (nach [1])

Klassische Trigeminusneuralgie
Rein paroxysmal (ohne anhaltenden Hintergrundgesichtsschmerz)
Trigeminusneuralgie, bei der die Bildgebung oder ein operativer Eingriff eine vaskulare (gefäßbedingte) Kompression (Atrophie, Verlagerung des Nerven) belegen. Ein reiner Kontakt ist nicht ausreichend (streng genommen entspricht dies einer sekundären Trigeminusneuralgie bei neurovaskulärer (Nerv-Gefäß-) Kompression).
Die klassische Trigeminusneuralgie tritt meist im zweiten und dritten Ast auf (Bereich Wange/Unterkiefer/Kinn). 
Einer klassischen Trigeminusneuralgie kann eine Phase mit einem Dauerschmerz im Areal vorausgehen (Pra-Trigeminusneuralgie). Zwischen den Paroxysmen (anfallsartiges Auftreten einer Krankheitserscheinung) besteht Beschwerdefreiheit.
Mit Dauerschmerz (mit anhaltendem Hintergrundgesichtsschmerz)
Begleitend bestehen durchgehende oder fast durchgehende Schmerzen im betroffenen Versorgungsgebiet des N. trigeminus zwischen den Attacken einer klassischen Trigeminusneuralgie.
Idiopathische Trigeminusneuralgie
Weder eine vaskuläre (gefäßbedingte) Kompression noch eine andere Ursache der Trigeminusneuralgie können nachgewiesen werden.
Sekundäre Trigeminusneuralgie
Eine Ursache der Trigeminusneuralgie wie Plaques einer multiplen Sklerose, eine Infektion oder eine Raumforderung im Kleinhirnbrückenwinkel sind nachgewiesen.


Diagnosekriterien der Trigeminusneuralgie [1]

Kriterien

Beschreibung

 A
  • Wiederkehrende paroxysmale unilaterale (einseitige) Gesichtsschmerzattacken im/in den Versorgungsbereich/en eines oder mehrerer Äste des N. trigeminus ohne Ausstrahlung darüber hinaus, die die Kriterien B und C erfullen.
 B

Der Schmerz weist alle der folgenden Charakteristika auf:

  • Dauer zwischen einem Sekundenbruchteil bis zu 2 Minuten
  • starke Intensität
  • stromstoßartige, einschießende, stechende oder scharfe Qualität
 C
  • Vorangegangene harmlose Reize im betroffenen Versorgungsbereich des N. trigeminus
 D
  • Nicht besser durch eine andere ICHD-3 Diagnose erklärbar.

Literatur

  1. Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS): The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia 2018;38:1-211https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29368949