Transitorische ischämische Attacke (TIA) – Differentialdiagnosen

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Akutes Glaukom (grüner Star) – akute Erhöhung des Augeninnendruckes
  • Neuritis nervi optici (Optikusneuritis; Sehnervenentzündung)
  • Retinale Venenthrombose – Bildung eines Blutpfropfes in Gefäßen der Netzhaut

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Dehydratation (Exsikkose; Flüssigkeitsmangel)
  • Elektrolytstörungen – Abweichungen einer oder mehreren Körperflüssigkeiten von der normalen Elektrolytkonzentration (Salzkonzentration)
  • Hyperglykämie (Überzuckerung)
  • Hypoglykämie (Unterzuckerung) [Stroke mimics (SM)]

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Dissektion (Aufspaltung der Wandschichten) der A. carotis (häufige Ursache für Schlaganfälle bei jüngeren Menschen: Anteil von 10-25 %) [1, 2]
  • Intrazerebrale Blutung (ICB; Hirnblutung) – bei 1,24 % der Patienten mit TIA-Verdacht [3]
    Typische Hirnblutungssymptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Benommenheit oder Bewusstseinstrübungen. 
  • Orthostatische Dysregulation – kurzer Schwindel oder Ohnmacht bei Lagewechsel aufgrund einer Fehlfunktion der Blutgefäße
  • Sinusvenenthrombose (SVT) – Verschluss eines Hirnsinus (aus Duraduplikaturen hervorgehenden großen venösen Blutgefäße des Gehirns) durch einen Thrombus (Blutpfropf); Symptomatik: Kopfschmerzen, Stauungspapillen und epileptische Anfälle
  • Subarachnoidalblutung (SAB; Blutung zwischen der Spinnengewebshaut und der weichen Hirnhaut; Häufigkeit: 3-5 %); Symptomatik: Vorgehen nach "Ottawa-Regel für Subarachnoidalblutung":
    • Alter ≥ 40 Jahre
    • Meningismus (Symptom der schmerzhaften Nackensteifigkeit bei Reizungen und Erkrankungen der Hirnhäute)
    • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) bzw. Bewusstseinsstörung (Somnolenz, Sopor und Koma)
    • Beginn der Cephalgie (Kopfschmerzen) während körperlicher Aktivität
    • Donnerschlagkopfschmerz (ca. 50 % der Fälle)
    • Eingeschränkte Beweglichkeit der Halswirbelsäule (HWS)
  • Subduralhämatom (SDH) – Hämatom (Bluterguss) unter der harten Hirnhaut zwischen Dura mater (harte Hirnhaut) und Arachnoidea (Spinnengewebshaut); Risikogruppe: 
    • akutes Subduralhämatom (aSDH)
      Symptome: Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit
    • chronisches Subduralhämatom (cSDH)
      Symptome: uncharakteristische Beschwerden wie beispielsweise Druckgefühl im Kopf, Cephalgie (Kopfschmerzen), Vertigo (Schwindel), Einschränkung bzw. 
      Verlust von Orientierung und Konzentrationsfähigkeit

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Infektionen, nicht näher bezeichnet [Stroke mimics (SM)]
  • Sepsis (Blutvergiftung) [Stroke mimics (SM)]

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hirnmetastasen
  • Hirntumoren, nicht näher bezeichnet

Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)

  • Periphere vestibuläre Syndrome – häufigste periphere vestibuläre Schwindelsyndrome sind die bilaterale Vestibulopathie, die akute unilaterale Vestibulopathie, der benigne periphere paroxysmale Lageschwindel (BPPV), die Vestibularisparoxysmie, Neuritis vestibularis und der Morbus Menière [Stroke mimics (SM)]

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Epileptischer Anfall [Stroke mimics (SM)]
    Beachte: Bei 2-4 % der Hirnischämien und Hirnblutungen treten epileptische Anfälle als erstes Symptom auf. [gehört zu den häufigen "Stroke mimics"/Differentialdiagnosen, die vom Schlaganfall abgegrenzt werden müssen]
  • Erhöhung des intrakraniellen Druckes (erhöhter Hirndruck)
  • Fazialisparese (Gesichtsnervenlähmung), periphere
  • Hyperventilationssyndrom – über den Bedarf hinaus gesteigerte Atmung, die zur Ohnmacht führen kann
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Multiple Sklerose (MS) – entzündliche/demyelisierende und degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu Spastiken und Paresen (Lähmungen) führen kann [Stroke mimics (SM)]
  • Myasthene Syndrome – Störungen der neuromuskulären Signalübertragung, deren Ursache nicht wie bei der Myasthenia gravis ein Autoimmunprozess, sondern ein genetischer Defekt an der Synapse (Überleitungsstelle vom Nerv zum Muskel) ist [Stroke mimics]
  • Migräne mit Aura (MA) [gehört zu den häufigen "Stroke mimics (SM)"/Differentialdiagnosen, die vom Schlaganfall abgegrenzt werden müssen]
  • Migräne ohne Aura 
  • Psychogene bzw. dissoziative Zustände [gehört zu den häufigen "Stroke mimics (SM)"/Differentialdiagnosen, die vom Schlaganfall abgegrenzt werden müssen]
  • Psychogene Hemiparese – Halbseitenlähmung aufgrund psychischer Störungen
  • Transiente globale Amnesie – zeitliche begrenzte Erinnerungslücke
  • Transitorische ischämische Attacke – plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu neurologische Störungen führt, die sich innerhalb von 24 Stunden zurückbilden

 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
  • Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom (SIRS) – generalisierte Antwort des Körpers auf einen äußeren Einfluss. Ursachen können Toxine von Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten), schwere Verletzungen oder Verbrennungen sein. 
  • Vertigo – Schwindel durch Affektionen des Labyrinths (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS), Neuritis vestibularis) [Stroke mimics]

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Subduralhämatom (SDH)

Legende: Fettdruck der häufigsten "Stroke mimics (SM)

Literatur

  1. Patel RR, Adam R, Maldjian C et al.: Cervical carotid artery dissection: current review of diagnosis and treatment. Cardiol Rev 2012; 3:145-152 doi: 10.1097/CRD.0b013e318247cd15.
  2. Putaala J, Metso AJ, Meto TM et al.: Analysis of 1008 consecutive patients aged 15 to 49 with first-ever ischemic stroke: the helsinki young stroke registry. Stroke 2009 Apr;40(4):1195-203. doi: 10.1161/STROKEAHA.108.529883. Epub 2009 Feb 26.
  3. Kumar S et al.: Transient neurological symptoms in patients with intracerebral hemorrhage. JAMA Neurol 2016; doi: 10.1001/jamaneurol.2015.4202.