Tourette-Syndrom – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf das Tourette-Syndrom hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein Tourette-Syndrom und werden oft zuerst bemerkt:

  • Motorische Tics:
    • Unwillkürliche, teils heftige, nicht zweckgebundene Bewegungen wie Augenblinzeln, Grimassieren, Kopfrucken
    • Die Bewegungen sind immer gleich und treten plötzlich auf, entweder einzeln, in Serien (mehrfach am Tag) oder nur in Belastungssituationen.
    • Augen-Tics treten bei ca. 95 % der Patienten auf.
  • Vokale Tics: Ungewollte Äußerungen, Laute oder Geräusche, die in ähnlicher Weise wie die motorischen Tics plötzlich und wiederholt auftreten (betrifft ca. 80-90 % der Betroffenen).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Verlängerte Reaktionszeit: Betrifft ca. 30-40 % der Patienten
  • Beeinträchtigungen der Feinmotorik: Tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Nervosität oder Stress: Tritt bei ca. 30 % der Patienten auf und kann die Tics verstärken

Man unterscheidet entsprechend der Komplexität zwischen einfachen und komplexen Tics.

Bei einfachen motorischen Tics sind nur wenige Muskelgruppen von den Bewegungsstörungen betroffen. Am häufigsten finden sie sich am Kopf und im Gesicht. Beispiele:

  • Augenblinzeln, -rollen, zwinkern
  • Augenbrauen hochziehen
  • Backen aufblasen
  • Grimassen schneiden
  • Kieferbewegungen
  • Kopfschütteln
  • Lippenbewegungen
  • Naserümpfen
  • Schulterzucken
  • Stirnrunzeln
  • Zähneklappern

Bei komplexen motorischen Tics sind zahlreiche Muskelgruppen mit beteiligt (sind seltener und treten meist nur bei stärkerer Krankheitsausprägung auf). Beispiele:

  • an der Kleidung zupfen
  • Aufstampfen
  • Hüpfen, Springen
  • im Kreis drehen, hüpfen
  • Klatschen
  • Nachahmen von Handlungen anderer (Echopraxie)
  • Schreibtics
  • unangemessene obszöne Gesten wie das Zeigen des Mittelfingers oder Masturbationsbewegungen (Kopropraxie)

Einfache vokale Tics sind beispielsweise:

  • Ausrufen von Silben (hm, eh, ah, ha)
  • bedeutungslose Laute
  • geräuschvolles Ein-/Ausatmen
  • Husten
  • Nase hochziehen
  • Pfeifen
  • Quiken, Quietschen, Grunzen
  • Räuspern
  • Schniefen
  • Spucken
  • Summen

Komplexe vokale Tics sind beispielsweise:

  • Ausrufen von Sprachfragmenten
  • Nachahmen von Tiergeräuschen, Nachsprechen von Wörtern (Echolalie)
  • Herausschleudern obszöner und aggressiver Ausdrücke (Koprolalie) (19-32 %); häufig bei schweren Verläufen mit mehreren Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) [1]
  • Sprechblockaden
  • Wiederholen der eigenen gesprochenen Sätze und Wörter (Palilalie)

Literatur

  1. Freeman RD, Zinner SH, Müller-Vahl KR, Fast DK, Burd LJ, Kano Y et al.: Coprophenomena in Tourette syndrome. Dev Med Child Neurol 2009; 51: 218-27