Tabakabhängigkeit – Medikamentöse Therapie
Therapieziel
- Linderung der Entzugssymptomatik
Therapieempfehlungen
Beachte dabei evtl. auftretende Symptome des Tabaksentzugsyndroms:
- Erste Entzugssymptome nach 1-2 h.
- Zunahme der Beschwerden in den ersten 6-12 h
- Maximum der Beschwerden nach 1-3 Tagen
- Anhalten der Beschwerden bis zu 3 Wochen
Typische Entzugssymptome sind Craving (heftige Verlangen nach Tabak), dysphorischer Stimmung bis hin zur Depression, Anhedonie (Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden), Angst, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Appetitzunahme, Konzentrationsstörungen und Insomnie (Schlafstörungen).
Therapieempfehlungen [3]:
- Nikotinhaltige Präparate:
- Nikotinkaugummi, -sublingual, -Tabletten und -Lutschtabletten, bei Rauchern mit ungleichmäßigem Tabakkonsum im Tagesverlauf
- Nikotinpflaster, mit höchster Dosierung beginnen, bei regelmäßigem Tabakkonsum
- Die aktuelle S3-Leitlinie spricht sich gegen die E-Zigarette als Nikotinersatztherapie aus.
- Medikamentöse Therapie mit: Bupropion (antriebsteigerndes Antidepressivum), Vareniclin (partieller Nikotin-Agonist; sehr wirkungsvoll in Bezug auf dauerhafte Rauchfreiheit)
- Siehe auch unter "Weitere Therapie" sowie unter dem Kapitel "Raucherentwöhnung".
Weitere Wirkstoffe (ohne Zulassung für diese Indikation!) (Kann-Empfehlung) [S3-Leitlinie]
- Clonidin (Antihypertensivum, das über Adrenalin- und Noradrenalinrezeptoren wirkt)
- Cytisin (partieller Nikotinrezeptorantagonist) – in Deutschland nicht zugelassen
- Nortriptylin (aktiver Metabolit des trizyklischen Antidepressivums Amitriptylin)
Weitere Hinweise
- FDA warnt vor Krampfanfällen und Wechselwirkungen mit Alkohol [1]; gemäß einer Kohortenstudie geht die Einnahme von Vareniclin zur Rauchentwöhnung nicht mit einem erhöhten Risiko von kardialen oder mentalen Ereignissen einher [2]
- Die FDA hat die Warnmeldungen zu Vareniclin und Bupropion relativiert und kommt zum Schluss, dass Nebenwirkungen mit der Erfolgsrate der Raucherentwöhnung in Beziehung gesetzt, die mithilfe von Nikotinpflastern (mit Vareniclin oder Bupropion) auftreten, ungefähr doppelt so hoch waren wie in der Placebo-Gruppe [4].
- Patienten, die über 12 Wochen Vareniclin einnehmen, haben während dieser Zeit ein um 34 % erhöhtes Risiko auf kardiovaskuläre Ereignisse; das absolute Risiko ist mit 3,95 Ereignissen auf 1.000 Vereniclin-Anwender jedoch gering [5].
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Vareniclin und Nicotin: deutliche Vorteile, trotz Nebenwirkungen.
Zum Nutzen von Bupropion, Cytisin sowie zur kombinierten Anwendung der Wirkstoffe sind bislang keine Aussagen möglich, da entsprechende Daten fehlen, auch weil diese von den Herstellern nicht übermittelt wurden [6].
Literatur
- FDA Drug Safety Communication: FDA updates label for stop smoking drug Chantix (varenicline) to include potential alcohol interaction, rare risk of seizures, and studies of side effects on mood, behavior, or thinking [3-9-2015]
- Kotz D et al.: Cardiovascular and neuropsychiatric risks of varenicline: a retrospective cohort study. doi: http://dx.doi.org/10.1016/S2213-2600(15)00320-3
- S3-Leitlinie: Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung. (AWMF-Registernummer: 076-006), Januar 2021 Kurzfassung Langfassung
- FDA: Chantix (varenicline) and Zyban (bupropion): Drug Safety Communication – Mental Health Side Effects Revised. fda.gov/Safety/MedWatch/SafetyInformation 12/16/2016
- Gershon AS et al.: Cardiovascular and neuropsychiatric events following varenicline use skmoking cessation. Critical Care Medicine 2017; doi:
- IQWiG: [A22-34] Nutzenbewertung von Bupropion, Cytisin, Nicotin und Vareniclin zur Tabakentwöhnung bei schwerer Tabakabhängigkeit. Letzte Aktualisierung 8.1.2024
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung. (AWMF-Registernummer: 076-006), Januar 2021 Kurzfassung Langfassung