Störungen der Vestibularfunktion – Medikamentöse Therapie
Therapieziel
Verbesserung der Symptome
Therapieempfehlungen
Hinweis: Es gibt keine gesicherte kausale Therapie.
Nachfolgend die medikamentöse Therapie in Abhängigkeit von der Indikation:
- Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS): Dimenhydrinat (Antivertiginosa)
- Bilaterale Vestibulopathie (BV): Prednisolon (Glucocorticoide); über ca. 4 Wochen; absteigend dosieren; evtl. zur Erholung der vestibulären Funktion
- Morbus Menière: Die Therapie erfolgt in vier Stufen (s. u. Morbus Menière/medikamentöse Therapie)
- Neuritis vestibularis: Dimenhydrinat (Antivertiginosa) bzw. Methylprednisolon (Glucocorticoide); am wichtigsten ist die Prophylaxe, die vor allem auf der strenge Indikationsstellung von Aminoglykosiden beruht.
- Vestibuläre Migräne: Behandlung analog der Migräne mit oder ohne Aura; Beachte: bislang fehlen prospektiven kontrollierte Therapiestudien
Therapie der Attacke: Triptane (Zizatripan, Zolmitriptan)
Prophylaxe: Betablocker (Propranolol 80-240 mg, Metoprolol 50-200 mg, Bisoprolol 5-10 mg), Antiepileptika (Topiramat 50-100 mg, Valproinsäure 1.000-1.500 mg), Antidepressiva (Amitriptylin oder Venlafaxin), Calciumkanalblocker (Flunarizin 5-10 mg); Magnesium 400 mg - Vestibularisparoxysmie:
- Therapie: Carbamazepin, Oxcarbamazepin (Antiepileptika)
- Prophylaxe: z. B. Carbamazepin (Antiepileptika); bei nicht erfolgreichem Einsatz der genannten Wirkstoffe kann Gabapentin oder Phenytoin (keine evaluierten Daten zur Dosierung) versucht werden.
- Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Weitere Hinweise
Der Einsatz von Antivertiginosa (Arzneimittel zur Behandlung von Schwindel) kann bei unklarem Schwindel mit ausgeprägter Symptomatik (z. B. Nausea/Übelkeit) erwogen werden. Zum Einsatz kommen:
- Cinnarizin (Antihistaminikum und Calciumkanalblocker der Diphenylmethylpiperazingruppe) mit Dimenhydrinat (Antihistaminikum) sowie die Monotherapie mit Betahistin (Antivertiginosa, Antiemetika/Medikamente, die Übelkeit und Brechreiz unterdrücken; Betahistin ist zugelassen für Morbus Menière)
Anwendungsdauer: nur wenige Tage - Beachte: Die durch Training (s. u. "Weitere Therapie") stimulierbaren Kompensationenmechanismen, die zu einer Adaptation des Schwindels führen, werden ohne Antivertiginosa besser erreicht.
Ergebnisse eines Reviews zur Wirksamkeit von Triptanen bei einer vestibuläre Migräne konnten zeigen, dass wenig für die Triptan-Therapie spricht [1].
Literatur
- Webster KE et al.: Pharmacological interventions for acute attacks of vestibular migraine Cochrane Library 12 April 2023 https://doi.org/10.1002/14651858.CD015322.pub2
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Vestibuläre Funktionsstörungen. (AWMF-Registernummer: 017 - 078), März 2021 Langfassung