Spannungskopfschmerz – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Pathogenese des Spannungskopfschmerzes ist bisher bislang nicht vollständig geklärt, und es gibt kein einheitlich anerkanntes pathophysiologisches Konzept. Es wird jedoch angenommen, dass multifaktorielle Mechanismen an der Entstehung beteiligt sind, wobei sowohl muskuläre als auch neurobiologische und psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen.
Muskuläre Faktoren
- Eine der führenden Theorien zur Entstehung des Spannungskopfschmerzes betrifft Muskelkontraktionsstörungen im Bereich des Nackens, der Schultern und des Gesichts. Es wird vermutet, dass eine anhaltende Muskelspannung, ausgelöst durch Fehlhaltungen oder stressbedingte Anspannungen, zu einer Überreizung von schmerzempfindlichen Nervenfasern in diesen Bereichen führt. Chronische Muskelverspannungen können die Muskeldurchblutung beeinträchtigen, was zu einem lokalen Sauerstoffmangel und zur Bildung von Entzündungsmediatoren führt, die die Schmerzrezeptoren in den Muskeln aktivieren.
Genetische Prädisposition
- Genetische Faktoren scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen, obwohl die genauen genetischen Mechanismen bislang nicht ausreichend definiert sind. Es wird angenommen, dass eine genetische Prädisposition die individuelle Schmerzempfindlichkeit sowie die Anfälligkeit für Spannungskopfschmerzen beeinflussen könnte. Menschen mit einer genetisch bedingten Schmerzverarbeitungsempfindlichkeit könnten anfälliger für die Entwicklung dieser Kopfschmerzform sein [1].
Oromandibuläre Dysfunktion
- Oromandibuläre Dysfunktionen, wie Zähneknirschen (Bruxismus) oder Fehlstellungen des Kiefers, können ebenfalls Spannungskopfschmerzen begünstigen. Durch das Zähneknirschen werden die Kaumuskeln und die Kiefergelenke überlastet, was zu Muskelverspannungen und Schmerzen im Kopf- und Nackenbereich führen kann. Dies ist ein wichtiger Faktor, insbesondere bei Patienten, die nachts unbewusst ihre Zähne zusammenbeißen.
Fehlhaltungen des Körpers
- Fehlhaltungen, insbesondere im Bereich der Halswirbelsäule, sind ein weiterer Auslöser von Spannungskopfschmerzen. Eine chronisch ungünstige Haltung, z. B. durch lange Arbeitszeiten am Schreibtisch, kann die Muskulatur des Nackens und der Schultern überlasten und Verspannungen begünstigen. Diese Verspannungen führen zu einer kontinuierlichen Reizung von Schmerzrezeptoren, was die Schmerzschwelle senkt und Kopfschmerzen auslöst.
Störungen der Schmerzwahrnehmung
- Es wird angenommen, dass bei Spannungskopfschmerzen auch neurobiologische Störungen der Schmerzwahrnehmung im Gehirn beteiligt sind. Eine zentralnervöse Sensibilisierung (Überempfindlichkeit des Schmerzsystems) könnte die Schmerzschwelle senken, sodass auch milde Reize wie Muskelverspannungen oder Stress intensiver wahrgenommen werden. Diese Hypothese wird durch die Beobachtung gestützt, dass Menschen mit chronischem Spannungskopfschmerz oft eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Berührung und Druck zeigen.
Psychosoziale Faktoren
- Stress, Angst und psychosoziale Konflikte gelten als wesentliche Auslöser von Spannungskopfschmerzen. Stress führt häufig zu unbewussten Muskelanspannungen im Nacken- und Schulterbereich, die über längere Zeiträume zu chronischen Verspannungen und Kopfschmerzen führen können. Zusätzlich tragen emotionale Spannungen wie ungelöste Konflikte oder psychische Belastungen zur zentralnervösen Sensibilisierung bei, wodurch die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört wird.
Zusammenfassung
Die Pathogenese des Spannungskopfschmerzes ist multifaktoriell und umfasst sowohl muskuläre als auch neurobiologische und psychosoziale Einflüsse. Muskelverspannungen im Nacken- und Gesichtsbereich, ausgelöst durch Fehlhaltungen, Zähneknirschen oder Stress, führen zu einer Überreizung von Schmerzrezeptoren und tragen zur Entstehung der Schmerzen bei. Genetische Prädispositionen und Störungen der zentralen Schmerzwahrnehmung im Gehirn können die Schmerzempfindlichkeit erhöhen und die Schmerzschwelle senken. Psychosoziale Faktoren wie Stress, Angst und Konflikte spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Auslösung und Aufrechterhaltung des Spannungskopfschmerzes.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Faktoren [1]
Verhaltensbedingte Ursachen
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an Magnesium, Vitamin B2 oder anderen Mikronährstoffen kann Spannungskopfschmerzen begünstigen.
- Psycho-soziale Situation
- Angst und Konflikte – Emotionale Belastungen, insbesondere chronischer Stress, können Spannungskopfschmerzen verstärken.
- Stress – Langanhaltender Stress erhöht die Muskelspannung und begünstigt Kopfschmerzen.
- Muskuläre Verspannungen
- Dauerhafte Belastungen – Ursachen wie täglicher Kaugummi-Konsum (1-6 Stück/Tag) fördern muskuläre Verspannungen [2].
- Oromandibuläre Dysfunktion – Bruxismus (Zähneknirschen) und andere Fehlfunktionen des Kauapparats können Spannungskopfschmerzen auslösen.
- Fehlhaltung des Körpers – Ungünstige Körperhaltung, wie langes Arbeiten in ergonomisch schlechten Positionen, führt zu Nacken- und Schultermuskelverspannungen.
Krankheitsbedingte Ursachen
- Depression
Medikamente
- Analgetika (Schmerzmittel)
- Hormone
- NO-Donatoren (Medikamenten, die in einer nicht-enzymatischen oder enzymatischen Reaktion in der glatten Gefäßmuskulatur Stickstoffmonoxid freisetzen)
- Phosphodiesterase-Hemmer (PDE-Hemmer; Arzneimittel, die Enzyme aus der Gruppe der Phosphodiesterasen hemmen)
- Weitere Medikamente: siehe dazu unter "Arzneimittelnebenwirkungen" unter "Kopfschmerzen durch Medikamente"
Literatur
- http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/55119/
- Watemberg N et al.: The Influence of Excessive Chewing Gum Use on Headache Frequency and Severity Among Adolescents. Pediatr Neurol 2013, online 4. November; doi: 10.1016/j.pediatrneurol.2013.08.015