Somatoforme Störungen – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die somatoformen Störungen zeichnen sich durch das wiederholte Auftreten von körperlichen Beschwerden aus, für die keine ausreichende organische Ursache gefunden werden kann. Die Genese dieser Störungen ist in der Regel multifaktoriell und umfasst psychosoziale, soziokulturelle sowie biologische Einflüsse.
Psychosoziale Belastungen
Personen, die unter somatoformen Störungen leiden, sind häufig psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Diese können durch berufliche, familiäre oder soziale Konflikte ausgelöst werden, die das emotionale und körperliche Gleichgewicht der Betroffenen stören. Chronischer Stress, Überforderung oder soziale Isolation können dabei zu körperlichen Symptomen führen, ohne dass eine zugrunde liegende körperliche Erkrankung vorliegt.
Traumatisierung
Ein weiterer wichtiger Faktor in der Pathogenese somatoformer Störungen ist die Traumatisierung. Viele Betroffene haben in der Vergangenheit emotionale, körperliche oder sexuelle Traumata erlebt, die zu einer langfristigen Veränderung der Stressverarbeitung und damit zu einer erhöhten Sensibilität gegenüber körperlichen Symptomen führen können.
Komorbiditäten
Bei vielen Patienten mit somatoformen Störungen finden sich Komorbiditäten (Begleiterkranungen), insbesondere Depressionen, Angststörungen oder Panikstörungen. Diese psychischen Erkrankungen verstärken die Wahrnehmung von körperlichen Beschwerden und tragen zur Chronifizierung der Symptomatik bei. Patienten erleben häufig eine Verstärkung ihrer körperlichen Beschwerden in Verbindung mit emotionalem Stress oder Angstsymptomen.
Biologische und neurobiologische Faktoren
Einige Theorien postulieren, dass bei Patienten mit somatoformen Störungen eine veränderte Schmerzverarbeitung oder veränderte neurobiologische Mechanismen vorliegen könnten. Dysfunktionen in der Neurotransmission von Serotonin oder Dopamin sowie Störungen der Stressachse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) könnten dabei eine Rolle spielen und die Sensitivität gegenüber körperlichen Empfindungen erhöhen.
Zusammenfassung
Die Pathogenese der somatoformen Störungen ist komplex und umfasst eine multifaktorielle Genese, bei der psychosoziale Belastungsfaktoren, Traumata, Komorbiditäten wie Depressionen und Angststörungen sowie mögliche biologische Dysfunktionen eine zentrale Rolle spielen.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Ethnische Minderheiten
- Sozioökonomische Faktoren
- niedriger sozioökonomischer Status
- fehlende soziale Unterstützung
- soziokulturelle Faktoren wie Veränderungen im Gesundheitssystem
- Alleinlebende
- Flüchtlinge
- Lebensumstände in der Kindheit wie Misshandlung, Vernachlässigung
- Frühe Lernerfahrungen durch Krankheit (eigene/familiär)
- Starke Krankheitsängste, katastrophisierendes Denken
- Historische Faktoren – häufig vorgestellte Symptomatik kann sich im Laufe der Jahre verändern
- Defizite in der Persönlichkeitsstruktur
- Psychische Erkrankungen im familiären Umfeld
- Sexueller Missbrauch
- Belastungen am Arbeitsplatz
- Rentenbegehren
- Eingeschränkte Kognition
- Dauerhafte Stressbelastung
Verhaltensbedingte Ursachen
- Ernährung
- Unausgewogene Ernährung – Ein Mangel an Mikronährstoffen wie Magnesium, B-Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren kann die Stressregulation beeinträchtigen und die Anfälligkeit für somatoforme Symptome erhöhen.
- Dehydratation – Unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann Müdigkeit und körperliche Beschwerden verstärken, die somatoforme Symptome begünstigen.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Chronischer Alkoholkonsum (Frau: > 40 g/Tag; Mann: > 60 g/Tag) erhöht die Wahrscheinlichkeit körperlicher Beschwerden und psychischer Dysregulation.
- Tabakkonsum – Nikotin begünstigt körperliche Übererregung und Stresssymptome, die somatische Beschwerden verschlimmern können.
- Drogenkonsum
- Cannabis – Kann bei längerem Konsum zu psychosomatischen Beschwerden und erhöhter Anspannung führen.
- Stimulanzien (z. B. Amphetamine, Kokain) – Übermäßige Stimulation des Nervensystems kann körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern und Schmerzen verstärken.
- Psycho-soziale Situation
- Stress – Chronischer Stress oder Überlastung fördert die Entwicklung körperlicher Symptome als Ausdruck psychischer Belastung.
- Traumatische Erlebnisse – Frühkindliche Traumata oder akute belastende Lebensereignisse erhöhen das Risiko für somatoforme Störungen.
- Soziale Isolation – Fehlende soziale Unterstützung verstärkt das Gefühl von Hilflosigkeit und führt zu psychosomatischen Beschwerden.
- Arbeitslosigkeit – Finanzielle Unsicherheit und fehlende Tagesstruktur können die somatische Symptomatik verstärken.
- Körperliche Inaktivität
- Bewegungsmangel – Fehlende körperliche Aktivität fördert Verspannungen, Müdigkeit und die Wahrnehmung körperlicher Beschwerden.
Krankheitsbedingte Ursachen
- Alkoholabhängigkeit
- Angststörungen
- Depression
- Panikstörungen
- Persönlichkeitsstörungen
- Vorbestehende somatische Erkrankungen