Selbstmordgefährdung (Suizidalität) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Suizidalität (Selbstmordgefährdung) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Suizidalität und werden oft zuerst bemerkt:

  • Verlust des Selbstwertes: Betroffene empfinden sich als wertlos oder als Last für andere. Dies ist ein häufiges Symptom bei Suizidalität und wird oft im Rahmen von Depressionen beobachtet.
  • Hoffnungslosigkeit: Das Gefühl, dass es keine Aussicht auf Besserung gibt, und "kein Licht am Ende des Tunnels" zu sehen ist.
  • Ratlosigkeit: Betroffene fühlen sich, als ob es keine Lösungen oder Auswege mehr gibt.
  • Lebensunwürdigkeit: Das Gefühl, dass es nichts mehr gibt, wofür es sich zu leben lohnt, und der Sinn des Lebens verloren gegangen ist. Aussagen wie "es macht keinen Sinn mehr" oder "ich kann nicht mehr" sind häufige Anzeichen.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Suizidalität:

  • Symptome einer Depression; hier insbesondere:
    • Verlust des Selbstwertes 
    • Hoffnungslosigkeit
      • "Kein Licht am Ende des Tunnels" (Ratlosigkeit)
      • "Nichts mehr zu haben, wofür es sich zu leben lohnt"
      • "Macht keinen Sinn mehr"
      • "Kann (will) einfach nicht mehr"
  • Symptome einer bipolaren Störung: Insbesondere sogenannte Mischzustände, bei denen depressive und manische Symptome gleichzeitig oder abwechselnd auftreten, können ein hohes Risiko für Suizidalität darstellen.
  • Suizidgedanken, -pläne, -impulse: Häufige Gedanken an den Tod, detaillierte Suizidpläne oder Impulse, sich das Leben zu nehmen.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Veränderung in Beziehungen: Eine scheinbare "Ruhe vor dem Sturm", bei der Betroffene oft ruhig oder distanziert wirken, bevor sie einen Suizidversuch unternehmen.

Suizidalität im Alter

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Suizidalität bei älteren Menschen und werden oft zuerst bemerkt:

  • Hoffnungslosigkeit: Viele ältere Menschen mit Suizidalität leiden unter einem starken Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das oft im Zusammenhang mit einer Depression auftritt. Studien zeigen, dass Hoffnungslosigkeit ein wichtiger Prädiktor für anhaltende Suizidgedanken bei älteren Menschen ist [3].
  • Neurotizismus: Die Tendenz, negative Emotionen intensiver wahrzunehmen, ist bei älteren Menschen mit Depression häufig. Hohe Werte für Neurotizismus sind ebenfalls ein Prädiktor für persistierende Suizidgedanken [3].

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Suizidalität im Alter:

  • Psychische Störungen (insbesondere Depressionen): Depressionen sind eine der häufigsten Ursachen für Suizidalität im Alter und betreffen etwa 10-15 % der älteren Bevölkerung.
  • Organische Faktoren: Körperliche Einschränkungen oder chronische Schmerzen, die mit dem Alter zunehmen, können die Lebensqualität stark beeinträchtigen und das Risiko für Suizidgedanken erhöhen.
  • Psychosoziale Faktoren: Belastende Lebensereignisse, wie der Verlust des Partners oder soziale Isolation, können bei älteren Menschen das Gefühl der Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit verstärken und das Risiko für Suizidalität erhöhen.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Soziale Isolation: Viele ältere Menschen, die suizidgefährdet sind, leiden unter Einsamkeit und sozialer Isolation.
  • Chronische Schmerzen: Schmerzen, die mit körperlichen Erkrankungen wie Arthritis oder anderen altersbedingten Beschwerden einhergehen, können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und das Risiko für Suizidgedanken erhöhen.

Warnzeichen (red flags)

  • Drogenkonsum
  • Selbstverletzung: Selbstverletzendes Verhalten (SVV) oder autoaggressives Verhalten 
    • akutes Suizidrisiko im ersten Monat nach Selbstverletzung um rund 180-fach erhöht [2]
    • Gefahr für Tod infolge akuter Alkohol- oder Drogenintoxikation 34-mal so hoch wie in der Kontrollgruppe [1]

Literatur

  1. Morgan C et al.: Incidence, clinical management, and mortality risk following self harm among children and adolescents: cohort study in primary care. BMJ 2017359; doi: https://doi.org/10.1136/bmj.j435118. Oktober 2017
  2. Geulayov G et al.: Suicide following presentation to hospital for non-fatal self-harm in the Multicentre Study of Self-harm: a long-term follow-up study Lancet Psychiatry November 06, 2019 doi:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(19)30402-X
  3. Alexopoulos GS, Raue PJ, Banerjee S et al.: Modifiable predictors of suicidal ideation during psychotherapy for late-life major depression. A machine learning approach. Transl Psychiatry 2021 Oct 18;11(1):536.