Schwindel (Vertigo) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit Vertigo (Schwindel) auftreten:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Schwindel und werden oft zuerst bemerkt:

  • Vertigo (Schwindel): Ein starkes Gefühl von Bewegungsunruhe oder Orientierungslosigkeit
  • Drehschwindel: Ein Gefühl, als würde sich alles um einen herum drehen, ähnlich wie in einem Karussell (ca. 70-80 % der Betroffenen)
  • Gangunsicherheit: Schwierigkeiten beim Gehen, ohne ein ausgeprägtes Schwindelgefühl im Kopf zu bemerken (ca. 60 % der Betroffenen)
  • Schwankschwindel: Ein Gefühl, als würde man schwanken, wie auf einem Boot (ca. 50 % der Betroffenen)
  • Benommenheit und Synkopengefühl: Ein Gefühl von Benommenheit oder drohender Ohnmacht, oft begleitet von einem "Schwarzwerden vor Augen" (ca. 40 % der Betroffenen)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Nausea (Übelkeit) und Erbrechen: Häufige Begleiterscheinungen von Schwindel (ca. 50-60 % der Betroffenen)
  • Nystagmus: Unwillkürliche, schnelle und rhythmische Augenbewegungen, oft bei Schwindelattacken (ca. 40 % der Betroffenen)
  • Lagelabilität: Schwierigkeiten, die Körperlage zu halten, insbesondere beim Stehen oder Gehen (ca. 30 % der Betroffenen)
  • Hörminderung oder Tinnitus (ca. 20-30 % der Betroffenen)

Häufige Ursachen von Schwindel im Alter

Erkrankung Symptome
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS)
(Synonym: benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel, BPPV)
  • Drehschwindelattacken, die nicht länger als 30 Sekunden (1 min.) andauern (beim Hinlegen, beim Drehen des Kopfes, beim Hoch- oder Runterschauen; häufiges Auftreten in der Nacht); Attacken wiederholen sich mehrmals am Tag und/oder über Tage
Bilaterale Vestibulopathie (BV)
(komplett oder inkomplett)
  • Gang- und Standunsicherheit*
  • Bewegungsabhängiger Schwankschwindel
  • Oszillopsien (Sehstörung, bei der der Betroffene mit den Augen fixierte Objekte als zitternd oder schwankend wahrnimmt) bei Kopfbewegungen
  • Standunsicherheit*
  • Störungen des Raumgedächtnisses

*Verstärken sich im Dunkeln und bei unebenem Boden

Morbus Menière

Leitsymptome (Menière Trias)

  • Akut auftretender Dreh-/Schwankschwindel* mit Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
  • Einseitiger Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Schallempfindungschwerhörigkeit  (< 2.000 Hz, mindestens −30 dB)

*Der Schwindel dauert in der Regel Minuten (> 20 min.) bis 12 Stunden und wiederholt sich in unregelmäßigen Abständen.

Orthostatischer Schwindel
  • Vorübergehender Schwindel im Rahmen des Wechsels von einer liegenden, sitzenden oder knienden in eine aufrechte Position; evtl. auch nach Medikamenteneinnahme
Zentraler Schwindel
  • Meist Dauerschwindel mit klinisch-neurologischer Auffälligkeit (z. B. Okulomotorik, Koordination, extrapyramidale Motorik); typische klinische Symptome sind Seh-, Schluck- oder Sprechstörungen oder auch Missempfindungen des Tastsinnes oder Lähmungserscheinungen im Gesicht oder an den Armen. Ursachen sind:
    • fokale Läsionen (z. B. Apoplex/Schlaganfall, Multiple Sklerose)
    • zerebrale Mikroangiopathien (Erkrankungen der kleinen hirnversorgenden Gefäße; ca. 90 % der Fälle erworben und in 10 % der Fälle genetisch bedingt)
    • neurodegenerative Erkrankungen (z. B. zerebelläre Ataxie/kleinhirnbedingte Gangstörungen)
Beachte: Blickrichtungsnystagmus und vertikale Abweichung der Achse beider Augen gibt es nur beim Hirnstamminfarkt.

Beachte: Bei älteren Patienten mit chronischen Schwindelbeschwerden liegt häufig eine Kombination aus zentralen und peripheren Ursachen mit begleitenden psychischen Faktoren vor.

Warnzeichen (red flags)

  • Anamnestische Angaben:
    • Chronischer Alkoholkonsum
    • Otitis media (Mittelohrentzündung), akute und chronische
    • Seh‑, Sprech- und Schluckstörungen oder andere neurologische Ausfälle
  • Bei Patienten im Alter von 20 bis 40 Jahren mit episodenhaftem Schwindel und unklaren neurologischen Symptomen → denken an: Multiple Sklerose (MS)
  • Blickrichtungsnystagmus und/oder vertikale Abweichung der Achse beider Augen → denken an: Hirnstamminfarkt
  • Gangataxie → denken an: Transitorische ischämische Attacke (TIA) bzw. Apoplex (Schlaganfall)
  • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit, die durch eine Minderdurchblutung des Gehirns bedingt ist und meist mit einem Verlust des Muskeltonus einhergeht) 
  • Plötzlicher Hörverlust (innerhalb von 72 Stunden) oder progrediente (rasch fortschreitend) Symptomatik
    • mit /ohne plötzlichen Hörsturz (plötzlich eintretende, einseitige, fast vollständige Hörminderung) → denken an: Akustikusneurinom