Schreiender Säugling – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam bei einem exzessiv schreienden Säugling auftreten:
Leitsymptom
Dieses Leitsymptom lenkt den Verdacht auf spezifische Erkrankungen im Zusammenhang mit einem exzessiv schreienden Säugling:
- Exzessives Schreien: Der Säugling schreit übermäßig, meist ohne ersichtlichen Grund und oft über mehrere Stunden hinweg. Es tritt bei etwa 10-30 % der Neugeborenen auf, besonders im Alter von 2-3 Monaten.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Trinkverweigerung: Der Säugling trinkt nicht ausreichend oder lehnt das Füttern ab. Dies wird bei etwa 20-40 % der exzessiv schreienden Säuglinge beobachtet.
- Fieber: Gelegentlich; kann ein Anzeichen für eine zugrunde liegende Infektion sein
- Sabbern: Besonders im Zusammenhang mit Zahnung oder Mundreizungen
- Schwierigkeiten beim Stuhlgang: Der Säugling hat möglicherweise Verstopfungen oder schmerzhaften Stuhlgang, was bei etwa 15-25 % der Fälle vorkommt.
- Unruhe: Begleiten den gesamten Tag
- Aufgetriebener Bauch: Kann auf Blähungen oder Verdauungsprobleme hinweisen; wird bei etwa 20-30 % der betroffenen Säuglinge beobachtet
Cave! (Achtung)
- Kindesmisshandlung ausschließen!
Dreierregel von Wessel et al. [1]
Exzessives Schreien liegt vor, wenn ein gesunder Säugling Unruhe, Quengeln oder Schreien zeigt:
- während mehr als 3 h/Tag
- an mehr als 3 Tagen/Woche und
- seit mehr als 3 Wochen.
Warnzeichen (red flags)
- Lethargische Kind, das vorher viel geschrien hat → denken an: Vorliegen einer schweren Erkrankung
- Fieber (> 38,5 °C)
- Anhaltendes Erbrechen
- Diarrhoe (Durchfall)
- Trinkverweigerung
- Keine Gewichtszunahme
- Vorwölbung in der Leistenregion (sichtbar oder tastbar) → denken an: Leistenhernie (Leistenbruch), ggf. inkarzerierte Hernie (Bruch mit kritischer Einklemmung des Bruchinhaltes in der Bruchpforte)
- Anhaltender Steifigkeit sowie Schlaffheit → denken an: Vorliegen einer neurologischen Erkrankung
- Fontanelle dauerhaft vorgewölbt → Umgehende Überweisung an einem Pädiater erforderlich
Literatur
- Wessel MA, Cobb JC, Jackson EB et al.: Paroxysmal fussing in infancy, sometimes called colic. Pediatrics 1954;14(5):421-435