Schizophrenie – Prävention

Zur Prävention der Schizophrenie muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Ungesunde Ernährungsgewohnheiten – Eine Ernährung, die reich an gesättigten Fetten und Zucker ist, kann Entzündungsreaktionen im Gehirn fördern, die mit psychotischen Symptomen assoziiert sind.
    • Vitamin-D-Mangel – Niedrige Vitamin-D-Spiegel werden mit einem erhöhten Risiko für psychotische Symptome in Verbindung gebracht, insbesondere in Bevölkerungen mit geringer Sonnenexposition.
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) – Tabakkonsum wird mit einem erhöhten Risiko für psychotische Erkrankungen assoziiert, insbesondere bei regelmäßigem Konsum [1].
    • Koffein (hoher Konsum) – Exzessiver Koffeinkonsum kann Angstzustände und Schlafstörungen verstärken, die bei prädisponierten Personen psychotische Symptome auslösen oder verschlimmern können.
  • Drogenkonsum
    • Amphetamine – Substanzen wie Ecstasy (MDMA: 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin) oder ähnlich wirkende Sympathomimetika, einschließlich Methamphetamine ("Crystal Meth"), erhöhen das Risiko für psychotische Episoden [2].
    • Cannabis (Haschisch und Marihuana) – Langfristiger Konsum von Cannabis steht in einem klaren Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Schizophrenie, insbesondere bei genetischer Prädisposition [3].
    • Halluzinogene – Der Konsum von Psychedelika erhöht das Risiko, innerhalb von drei Jahren eine Schizophrenie-Spektrum-Störung (SSD) zu entwickeln, vor allem bei Patienten ohne vorherige Psychosediagnose [4].
    • Kokain – Der Konsum von Kokain wird mit einem erhöhten Risiko für psychotische Episoden assoziiert, insbesondere bei langzeitigem Missbrauch.
  • Psycho-soziale Situation
    • Psychosoziale Belastungsfaktoren in der Kindheit – Traumatische Erfahrungen in der Kindheit, wie Missbrauch oder Vernachlässigung, erhöhen die Vulnerabilität für psychotische Erkrankungen.
    • Belastendes familiäres Klima – Ein konfliktreiches oder emotional instabiles Familienumfeld kann das Risiko für Schizophrenie verstärken.
    • Schlechte soziale Anpassung – Soziale Isolation und Schwierigkeiten bei der Integration in soziale Strukturen gelten als Risikofaktoren.
    • Mobbing und Diskriminierung – Chronische negative soziale Erfahrungen können bei gefährdeten Personen die Entwicklung von Psychosen fördern.
    • Migration – Personen mit Migrationshintergrund haben ein erhöhtes Risiko für psychotische Erkrankungen, möglicherweise aufgrund von Diskriminierung und kultureller Isolation.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährungsumstellung
    • Einführung einer ausgewogenen Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) und Folsäure zur Unterstützung der Hirn- und Nervenfunktion.
    • Reduktion des Konsums von zuckerhaltigen Lebensmitteln und koffeinhaltigen Getränken, um neurochemische Ungleichgewichte zu vermeiden.
    • Förderung einer vitalstoffreichen, antientzündlichen Ernährung mit hohem Anteil an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
  • Verzicht auf Genussmittel
    • Einschränkung oder Vermeidung des Tabakkonsums, da Rauchen das Risiko für psychotische Erkrankungen erhöht.
    • Reduktion oder Verzicht auf Alkohol, insbesondere bei vorbestehender psychischer Instabilität, um das Risiko für psychotische Symptome zu minimieren.
  • Stressmanagement
    • Regelmäßige Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Achtsamkeitsübungen zur Reduktion psychosozialer Belastungsfaktoren.
    • Aufbau von Resilienz durch psychotherapeutische Unterstützung oder Teilnahme an Stressbewältigungsprogrammen.
  • Förderung körperlicher Aktivität
    • Regelmäßige, moderate Bewegung zur Verbesserung der psychischen Resilienz und Förderung der allgemeinen Gesundheit.
    • Vermeidung von extremer körperlicher Belastung und gleichzeitiger Schlafregulation zur Prävention von psychotischen Episoden.
  • Förderung der Schlafqualität
    • Sicherstellung einer Schlafhygiene, um Schlafstörungen zu vermeiden, welche das Risiko psychotischer Symptome erhöhen können.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Personen, die bereits erste Symptome einer psychotischen Erkrankung aufweisen, um eine Verschlechterung zu verhindern:

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige psychologische oder psychiatrische Screenings bei Personen mit belastendem familiärem Hintergrund oder früheren psychischen Erkrankungen.
    • Diagnostik auf Substanzmissbrauch (z. B. Cannabis, Amphetamine) bei ersten Anzeichen von psychotischen Episoden.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Frühzeitige Einbindung in psychosoziale Programme zur Unterstützung bei sozialen Anpassungsschwierigkeiten.
    • Aufbau eines stabilen sozialen Netzwerks zur Verringerung sozialer Isolation.
  • Medikamentöse Intervention
    • Gezielte Behandlung mit Antipsychotika bei ersten psychotischen Symptomen.
    • Prävention weiterer Episoden durch individuell abgestimmte medikamentöse und psychotherapeutische Ansätze.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, das Fortschreiten oder die Komplikationen bei bereits manifesten psychotischen Erkrankungen zu verhindern:

  • Langfristige Therapie
    • Regelmäßige psychiatrische Betreuung zur Kontrolle und Anpassung der Therapie.
    • Kombination aus medikamentöser Behandlung und kognitiver Verhaltenstherapie zur Stabilisierung der Symptome.
  • Soziale und berufliche Reintegration
    • Unterstützung durch soziale Dienste und berufliche Förderprogramme, um die gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern.
    • Psychosoziale Rehabilitation zur Förderung von Selbstständigkeit und Lebensqualität.
  • Prävention von Rückfällen
    • Regelmäßige Überprüfung und Minimierung von Risikofaktoren wie Stress, Substanzmissbrauch und Schlafmangel.
    • Teilnahme an Langzeittherapieprogrammen mit Fokus auf Rückfallprophylaxe und Resilienzstärkung.

Literatur

  1. Gurillo P et al.: Does tobacco use cause psychosis? Systematic review and meta-analysis. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S2215-0366(15)00152-2
  2. Chen CK et al.: Morbid risk for psychiatric disorder among the relatives of methamphetamine users with and without psychosis. Am J Med Genet B Neuropsychiatr Genet 2005 Jul 5;136B(1):87-91.
  3. Andréasson S et al.: Cannabis and schizophrenia: a longitudinal study of Swedish conscripts. Lancet 1987 Dec 26;2(8574):1483-6.. Https://​doi.​org/​10.​1016/​S0140-6736(87)92620-1
  4. Myran DT et al.l: Emergency Department Visits Involving Hallucinogen Use and Risk of Schizophrenia Spectrum Disorder JAMA Psychiatry. Published online November 13, 2024. doi:10.1001/jamapsychiatry.2024.3532