Schizophrenie – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Schizophrenie dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte psychische Störungen wie Schizophrenie, Depression, Angststörungen oder bipolare Störungen?
- Leiden Familienmitglieder an neurologischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen?
Soziale Anamnese
- Haben Sie eine feste berufliche oder schulische Tätigkeit?
- Gibt es Schwierigkeiten im Umgang mit Kollegen, Freunden oder der Familie?
- Haben Sie sich in letzter Zeit sozial zurückgezogen?
- Fühlen Sie sich von anderen Menschen überwacht, verfolgt oder bedroht?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
Leitsymptome Kategorie 1:
- Hören Sie Stimmen, die Ihr Handeln kommentieren oder miteinander sprechen?*
- Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Gedanken laut werden und andere sie hören können?*
- Werden Ihnen Gedanken von außen eingegeben oder entzogen?*
- Glauben Sie, dass Ihre Gedanken oder Handlungen von anderen beeinflusst oder kontrolliert werden (Kontroll- und Beeinflussungswahn)?*
- Haben Sie anhaltende, bizarre Überzeugungen oder Vorstellungen, die andere als ungewöhnlich empfinden (z. B. Wahnvorstellungen)?*
Leitsymptome Kategorie 2:
- Sehen Sie Dinge oder hören Geräusche, die andere Menschen nicht wahrnehmen (anhaltende Halluzinationen)?*
- Haben Sie in letzter Zeit Bewegungen gemacht, die andere als ungewöhnlich wahrgenommen haben (z. B. Haltungsstereotypien, körperliche Starre oder übermäßige Erregung)?
- Haben Sie Schwierigkeiten, Emotionen passend auszudrücken (inadäquate Affekte)?
- Fühlen Sie sich teilnahmslos, antriebslos oder apathisch?
- Haben Sie Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder flüssig zu sprechen (Sprachverlangsamung)?
Weitere Symptome:
- Haben Sie Konzentrationsschwierigkeiten oder das Gefühl, dass Ihre Gedanken abrupt abreißen?
- Leiden Sie unter Stimmungsschwankungen, die Ihnen selbst oder anderen unangemessen erscheinen?
- Haben Sie Schlafstörungen oder ungewöhnliche Träume?
- Fühlen Sie sich von bestimmten Medien, wie Fernsehen oder Internet, direkt angesprochen oder beobachtet?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Hat sich Ihr Appetit oder Ihre Ernährung in letzter Zeit verändert (z. B. Über- oder Unterernährung)?
- Rauchen Sie oder konsumieren Sie Alkohol? Wenn ja, wie oft und in welchen Mengen?
- Nehmen Sie Drogen (z. B. Cannabis, Amphetamine, Halluzinogene)? Wenn ja, welche und wie häufig?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen bekannte psychische Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder bipolare Störungen?
- Haben Sie neurologische Erkrankungen wie Epilepsie oder Parkinson?
- Wurden bei Ihnen früher Verhaltensauffälligkeiten oder Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert?
- Operationen:
- Haben Sie in der Vergangenheit Eingriffe am Gehirn oder anderen Organen gehabt, die Ihre Beschwerden beeinflussen könnten?
- Allergien:
- Haben Sie Allergien gegen Medikamente, Nahrungsmittel oder andere Stoffe?
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente wie Antidepressiva, Antipsychotika oder Beruhigungsmittel?
- Haben Sie in der Vergangenheit Substanzen eingenommen, die psychische Nebenwirkungen verursacht haben könnten? Z. B.:
- Antihistaminika: Diphenhydramin, Hydroxyzin – können Halluzinationen oder Verwirrung, besonders bei älteren Menschen, hervorrufen
- Antiinfektiva:
- Chinolone (z. B. Ciprofloxacin) – können Verwirrung, Halluzinationen und Depression verursachen
- Efavirenz (HIV-Therapie) – bekannt für psychische Nebenwirkungen wie Albträume und Depressionen
- Antiepileptika: Levetiracetam, Topiramat – bekannt für Nebenwirkungen wie Depression, Angst und psychotische Episoden
- Beta-Blocker: Propranolol, Metoprolol – können Depression und Albträume verursachen
- Corticosteroide: Prednison, Dexamethason – bekannt für Nebenwirkungen wie Euphorie, Schlaflosigkeit, Paranoia und Depression
- Hormonelle Therapien:
- Schilddrüsenhormone (z. B. L-Thyroxin) – Überdosierung kann Angst und Nervosität verursachen
- Anabolika – können aggressive Verhaltensweisen und Stimmungsschwankungen fördern
Hinweis: Für die Diagnose der Schizophrenie muss mindestens ein Symptom der Kategorie 1 oder mindestens zwei Symptome der Kategorie 2 für mehr als einen Monat deutlich vorhanden gewesen sein.
* Falls diese Frage mit „Ja“ beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.