Schädel-Hirn-Trauma – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Schädel-Hirn-Traumas dar. Soweit der Patient selbst nicht ansprechbar ist, erfolgt das Gespräch mit Angehörigen/Kontaktpersonen.
Familienanamnese
Soziale Anamnese
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Können Sie den Unfallmechanismus beschreiben?
- Bei Autounfällen: beschreiben Sie (Fremdanamnese: Befragung von Unfallbeteiligten oder -zeugen)
- Art der Fahrzeugbeschädigung?
- Absturzhöhe?
- Waren Sie bzw. der Patient/die Patientin bewusstlos?
- Zum Zeitpunkt des Unfalls?
- Später?
- Leiden Sie bzw. der Patient/die Patientin unter Kopfschmerzen, Schwindel?
- Ist Ihnen bzw. der Patient/die Patientin übel, haben Sie/ hat er/sie erbrochen?
- Wie lange bestehen diese Symptome schon?
- Sind Ihnen weitere Symptome/Verletzungen aufgefallen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Trinken Sie vermehrt Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser davon pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen
- Operationen
- Strahlentherapie
- Allergien
- Medikamentenanamnese (unter Clopidogrel gehäuft intrakranielle Blutungen (Blutung innerhalb des Schädels) – auch bei leichten SHT [1])
- Umweltanamnese
Medikamentenanamnese
- Acetylcholinesterasehemmer (Donezepil, Galantamin, Rivastigmin)
- Alpha-Sympatholytika (Phenoxybenzamin)
- Antiarrhythmika
- Klasse Ib-Antiarrhythmika (Lidocain)
- Antikoagulantien
- Hypnotika
- Muskelrelaxantien
- Benzodiazepine (Tetrazepam)
- Opiate
- Sedativa
- Triptane (Sumatriptan)
Umweltanamnese inkl. Intoxikationen (Vergiftungen)
- Intoxikationen durch:
- Alkaloide
- Alkohol
- Hypnotika (Schlafmittel)
- Kohlenmonoxid
- Kohlenwasserstoffe (aliphatisch, aromatisch)
- Opiate (Schmerzmittel wie Morphin)
- Sedativa (Beruhigungsmittel)
- Zyanwasserstoff/Kaliumzyanid
Literatur
- Levine M et al.: Risk of intracranial injury after minor head trauma in patients with pre-injury use of clopidogrel. Am J Emerg Med 2013; doi: 10.1016/j.ajem.2013.08.063