Riechstörungen (Dysosmie) – Medikamentöse Therapie
Therapieziel
Verbesserung der Symptomatik
Therapieempfehlungen
Allgemeine Maßnahmen
- Schleimhautpflege
- Nasenöl, Salben und Kochsalzspray zur Befeuchtung der Schleimhaut.
- Topische Glucocorticoid-Nasensprays
- Anwendung in die Riechspalte.
- Chronische Rhinosinusitis (CRS)
- Systemische Glucocorticoide bei CRS mit oder ohne Polypen [s. u. Sinusitis].
Spezifische Therapie nach Ursachen
- Postvirale, posttraumatische und idiopathische Riechstörungen
- Riechtraining: Tägliche Anwendung von Eukalyptus-, Nelken-, Rosen- und Zitronenduft (morgens und abends) über mindestens ein Jahr.
- Ziel: Wiederherstellung der Riechfunktion durch wiederholte Stimulation der Riechbahnen.
- Phantosmie (Geruchswahrnehmung ohne entsprechenden Reiz):
- Behandlungsoptionen:
- Lokale Glucocorticoide – Nasensprays wie Mometasonfuroat (inhalatives Steroid) können eine entzündungshemmende Wirkung entfalten, insbesondere wenn die Phantosmie mit chronischer Rhinosinusitis oder nasalen Entzündungen assoziiert ist.
Dauer der Therapie: Bei Phantosmie sollte die Therapie so kurz wie möglich und so lange wie nötig erfolgen. - Neuromodulatoren – Medikamente wie Gabapentin, Pregabalin oder Carbamazepin können die Überaktivität von Nervensignalen dämpfen und Fehlwahrnehmungen reduzieren.
- Chirurgische Optionen – In sehr schweren Fällen kann eine selektive Zerstörung von Geruchsnerven erwogen werden, z. B. mittels endoskopischer Neurotomie. Dies bleibt jedoch ein Ultima Ratio und birgt das Risiko von dauerhafter Anosmie.
- Psychologische Therapie – Da Phantosmie häufig mit Angstzuständen oder psychischen Belastungen assoziiert ist, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen, die Wahrnehmung der Gerüche zu verändern.
- Nachtrag zu Riechtraining: Bei Phantosmie gibt es derzeit keine eindeutige Evidenz dafür, dass Riechtraining eine Verbesserung bewirkt.
- Lokale Glucocorticoide – Nasensprays wie Mometasonfuroat (inhalatives Steroid) können eine entzündungshemmende Wirkung entfalten, insbesondere wenn die Phantosmie mit chronischer Rhinosinusitis oder nasalen Entzündungen assoziiert ist.
- Behandlungsoptionen:
- Hyposmie/Anosmie (vermindertes/fehlendes Riechvermögen):
- Kombination aus Schleimhautpflege und Riechtraining.
- Hoch dosierte systemische Glucocorticoide für kurze Zeit bei entzündlicher Genese.
*Hinweise zur Anwendung des Nasensprays
Hinweise zur Anwendung
- Vorbereitung: Vor der Anwendung die Nase reinigen und das Nasenspray gut schütteln.
- Applikation: Den Kopf leicht nach vorn neigen, die Sprühdüse in das Nasenloch einführen und dabei von der Nasenscheidewand weg zur Außenseite der Nase richten. Während des Sprühens durch die Nase einatmen und anschließend durch den Mund ausatmen.
- Regelmäßigkeit: Für eine optimale Wirkung ist eine regelmäßige Anwendung entscheidend, da die volle Wirkung erst nach einigen Tagen eintritt.
Vorsichtsmaßnahmen
- Nebenwirkungen: Mögliche lokale Nebenwirkungen sind Nasenbluten, Reizung der Nasenschleimhaut oder trockene Nase. Systemische Nebenwirkungen sind bei nasaler Anwendung selten, können aber bei langfristiger Anwendung und hohen Dosen auftreten.
- Kontraindikationen: Bei unbehandelten lokalen Infektionen der Nasenschleimhaut oder Überempfindlichkeit gegenüber einem der Inhaltsstoffe sollte das Präparat nicht angewendet werden.
- Kinder und Jugendliche: Bei Anwendung bei Kindern sollte das Wachstum regelmäßig kontrolliert werden, da es vereinzelt zu Wachstumsverzögerungen kommen kann.
Weitere Hinweise
- Die Glucorticoid-Therapie war bei den Patienten am erfolgreichsten, bei denen sich die An- oder Hyposmie im Anschluss an eine Infektion der oberen Atemwege eingestellt hatte. In dieser Gruppe lag die Heilungsrate bei 59,6 %. Bei Riechstörungen nach Kopftrauma half die Therapie in nur 12,5 % der Fälle. Es konnte zudem gezeigt werden, dass ein frühzeitiger Beginn, d. h. bei erst seit wenigen Wochen bestehender Riechstörung, signifikant bessere Heilungsraten erzielen konnten [2].
- Eine Glukokortikoid-Spülung in der Frühphase wegen Hyposmie nützt nichts gegen Riechverlust bei COVID-19. Der Geruchssinn erholte sich ähnlich schnell wie ohne Therapie [3].
- Es gibt eine geringe Evidenz, dass topische Glucocorticoide das Riechen verbessern (vor allem bei saisonaler allergischer Rhinitis) [1].
- Bei chronisch entzündlichen Riechstörungen können als supportive Maßnahmen ggf. lokal abschwellende Maßnahmen (z. B. Salzwasserspray; abschwellende Nasensprays) angewandt werden, um den Zugang zu den Riechspaten mechanisch zu gewährleisten.
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für den Energiestoffwechsel sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Biotin)
- Mineralstoffe (Magnesium)
- Spurenelemente (Kupfer, Mangan, Selen, Zink)
- Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10), L-Carnitin)
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Golding-Wood DG, Holmstrom M, Darby Y, Scadding GK, Lund VJ: The treatment of hyposmia with intranasal steroids. J Laryngol Otol 1996;110:132-3
- Kim DH et al.: Prognosis of Olfactory Dysfunction according to Etiology and Timing of Treatment. Otolaryngol Head Neck Surg 2016, online 20. Dezember; doi: 10.1177/0194599816679952
- Tragoonrungsea J et al.: Corticosteroid Nasal Irrigation as Early Treatment of Olfactory Dysfunction in COVID-19: A prospective randomized controlled trial. Clin Otolaryngol 2022; https://doi.org/10.1111/coa.14004