Restless-Legs-Syndrom – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Restless-Legs-Syndroms (RLS) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie mehrere Betroffene des Restless-Legs-Syndroms?
  • Liegen in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen oder Erkrankungen mit Eisenstoffwechselstörungen (z. B. Anämie, Hämochromatose) vor?

Soziale Anamnese

  • Arbeiten Sie im Schichtdienst oder mit unregelmäßigen Arbeitszeiten?
  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen (z. B. Stress, familiäre Konflikte)?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Leiden Sie unter einem starken Bewegungsdrang der Beine, besonders im Wachzustand oder im Schlaf?
  • Treten Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln, Ziehen, Bohren, Brennen, Jucken, Kälte- oder Hitzegefühle auf?
  • Haben Sie Schmerzen oder Missempfindungen in den Beinen?
  • Sind die Beschwerden ein- oder beidseitig?
  • Wann treten die Beschwerden typischerweise auf (z. B. in Ruhe, bei längerem Sitzen, abends oder nachts)?
  • Verbessern sich die Symptome durch Bewegung (z. B. Gehen, Dehnen)?
  • Haben Sie Schlafstörungen (Einschlaf- oder Durchschlafprobleme)?
  • Leiden Sie unter Tagesmüdigkeit oder Erschöpfung?
  • Haben Sie Schwierigkeiten bei der Bewältigung Ihres Alltags (z. B. verminderte Konzentrationsfähigkeit, Leistungseinbußen)?
  • Fühlen Sie sich gereizt, niedergeschlagen oder ängstlich?
  • Haben Sie Symptome wie:
    • nächtliche Muskelkrämpfe
    • Restharngefühl
    • Harnfrequenzstörungen
    • andere neurologische Auffälligkeiten

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Schlafen Sie regelmäßig und ausreichend?
  • Leiden Sie unter Schlafapnoe (Atemaussetzer während des Schlafens) oder Schnarchen?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen (z. B. eisen- und vitaminreiche Ernährung)?
  • Trinken Sie koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, schwarzen oder grünen Tee? Wenn ja, wie viele Tassen täglich?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie andere Stimulanzien oder Drogen (z. B. Opiate)?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Haben Sie bekannte neurologische Erkrankungen (z. B. Epilepsie, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Migräne, Polyneuropathie)?
    • Leiden Sie unter Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus)?
    • Gibt es Hinweise auf Eisenmangel, Anämie (Blutarmut) oder andere Blutbildveränderungen?
    • Haben Sie chronische Nieren- oder Lebererkrankungen (z. B. Fettlebererkrankung, Hepatitis B oder C, Leberzirrhose (Leberschrumpfung))?
  • Operationen:
    • Haben Sie in der Vergangenheit Operationen oder Verletzungen (z. B. Bandscheibenoperationen) gehabt?

Medikamentenanamnese

  • Antidepressiva – insb. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI); tri- und tetrazyklische Antidepressiva
  • Antipsychotika (Neuroleptika/Nervendämpfungsmittel), die am Dopamin-D2-Rezeptor antagonistisch wirken (z. B. Metoclopramid)
  • β-Sympathomimetika (Asthmatherapie)
  • Lithium
  • Metoclopramid (Antiemetikum/Medikamente gegen Übelkeit und Brechreiz)
  • Mirtazapin (kann zu einer Exazerbation/Verschlimmerung eines RLS führen)
  • Steroide

Häufig wird die Erkrankung von einem Neurologen anhand der typischen Symptomatik erkannt.

Die vier wichtigsten Diagnosekriterien sind:

  • Bewegungsdrang der Beine
  • Sensibilitätsstörungen oder Schmerzen
  • Beschwerden ausschließlich in Ruhe mit oder ohne Besserung durch Bewegung
  • Überwiegen der Symptomatik abends und nachts

IRLS-Schweregradskala

Mithilfe eines Fragebogens – IRLS Schweregradskala (IRLS; Walters et al. IRLSSG International Restless Legs Syndrome Study Group 2003), welcher zehn Fragen zu den Symptomen des Restless-Legs-Syndrom in Bezug auf deren Schwere, Häufigkeit und Einfluss der Beschwerden auf Nachtruhe und Alltag der letzten Woche enthält, kann der Arzt das Ausmaß der Erkrankung abschätzen.

Der folgende Fragebogen dient zur Bewertung der Schwere und des Einflusses des Restless-Legs-Syndroms.

Frage Antwortoptionen
Wie stark würden Sie die RLS-Beschwerden in den Beinen oder Armen einschätzen? Sehr stark – ziemlich – mäßig – leicht – nicht vorhanden
Wie stark würden Sie Ihren Drang einschätzen, sich wegen Ihrer RLS-Beschwerden bewegen zu müssen? Sehr stark – ziemlich – mäßig – leicht – nicht vorhanden
Wie sehr wurden die RLS-Beschwerden in Ihren Beinen oder Armen durch Bewegung gelindert? Überhaupt nicht – ein wenig – mäßig – vollständig oder fast vollständig; es mussten keine RLS-Beschwerden gelindert werden
Wie sehr wurde Ihr Schlaf durch Ihre RLS-Beschwerden gestört? Sehr – ziemlich – mäßig – leicht – überhaupt nicht
Wie müde oder schläfrig waren Sie tagsüber wegen Ihrer RLS-Beschwerden? Sehr – ziemlich – mäßig – ein wenig – überhaupt nicht
Wie stark waren Ihre RLS-Beschwerden insgesamt? Sehr stark – ziemlich – mäßig – leicht – nicht vorhanden
Wie oft sind Ihre RLS-Beschwerden aufgetreten? Sehr oft (6-7 Tage/Woche) – oft (4-5 Tage/Woche) – manchmal (2-3 Tage/Woche) – selten (1 Tag/Woche) – überhaupt nicht
Wenn Sie RLS-Beschwerden hatten, wie stark waren diese durchschnittlich? Sehr (8 Stunden oder mehr/Tag) – ziemlich (3-8 Stunden/Tag) – mäßig (1-3 Stunden/Tag) – leicht (< 1 Stunde/Tag) – nicht vorhanden
Wie sehr haben sich Ihre RLS-Beschwerden auf Ihre Fähigkeit ausgewirkt, Ihren Alltagstätigkeiten nachzugehen, z. B. ein zufriedenstellendes Leben zu führen? Sehr – ziemlich – mäßig – leicht – überhaupt nicht
Wie stark haben Ihre RLS-Beschwerden Ihre Stimmung beeinträchtigt, z. B. wütend, niedergeschlagen, traurig, ängstlich oder gereizt? Sehr – ziemlich – mäßig – leicht – überhaupt nicht
RLS – Gesamtpunktzahl
  • 0 = kein RLS
  • 1-10 = gering
  • 11-20 = mäßig
  • 21-30 = stark
  • 31-40 = sehr stark

RLS – Gesamtpunktzahl

0 = kein RLS
1-
10 = gering
11-20 = mäßig
21-30 = stark
31-40 = sehr stark

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.