Panikstörungen – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Pathogenese der Panikattacken ist komplex und beinhaltet das Zusammenspiel von psychophysiologischen und psychosozialen Faktoren. Panikattacken können durch starke Stresssituationen ausgelöst werden, die der Betroffene anders bewertet als die Normalbevölkerung. Dabei wird nicht zwingend mehr Stress empfunden, sondern die individuelle Bewertung der Situation ist maßgeblich. Die Betroffenen neigen dazu, Situationen negativer oder als bedrohlicher einzustufen, was die physiologische Stressantwort verstärkt und eine Überaktivierung des autonomen Nervensystems auslösen kann [1].

Psychophysiologische Mechanismen

Im Rahmen einer Panikattacke kommt es häufig zu einer Überaktivierung des sympathischen Nervensystems, das für die Kampf-oder-Flucht-Reaktion verantwortlich ist. Diese übersteigerte Reaktion führt zu einer Reihe von körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen, Atemnot und Schwindel. Dies verstärkt die Angst und löst eine Rückkopplungsschleife aus, bei der die Betroffenen ihre körperlichen Symptome als Anzeichen für eine ernsthafte Bedrohung missinterpretieren, was die Panik verstärkt.

Psychosoziale Faktoren

Zusätzlich zu den physiologischen Reaktionen spielen psychosoziale Faktoren eine Rolle. Frühere traumatische Erlebnisse, chronischer Stress und ungünstige Lebensbedingungen können die Anfälligkeit für Panikattacken erhöhen. Betroffene interpretieren neutrale oder stressige Ereignisse als gefährlicher oder bedrohlicher, was zu einer Überbewertung von Risiken führt. Diese psychische Vulnerabilität kann durch Umweltfaktoren und soziale Stressoren verstärkt werden.

Fehlinterpretation von körperlichen Symptomen

Ein zentrales Merkmal der Pathogenese ist die Fehlinterpretation der körperlichen Symptome einer Stressreaktion. Betroffene erleben normale körperliche Reaktionen wie eine erhöhte Herzfrequenz oder Atemnot als Anzeichen für eine drohende Katastrophe, was die Angstspirale in Gang setzt und die Panikattacke verstärkt.

Zusammenfassung

Die Pathogenese der Panikattacken ist eine Kombination aus psychophysiologischen und psychosozialen Faktoren. Eine negative Bewertung von Stresssituationen und eine Überaktivierung des autonomen Nervensystems führen zu den typischen Symptomen einer Panikattacke. Die Fehlinterpretation körperlicher Symptome als Bedrohung spielt eine zentrale Rolle in der Verstärkung der Angst [1].

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung 
    • Mindestens vier Varianten des Gens GLRB (Glycin-Rezeptor B) sind Risikofaktoren für Angst- und Panikstörungen [2]
  • Alleinlebende

Literatur

  1. Morschitzki H: Panikstörung – die Angst aus heiterem Himmel. In: Morschitzki H: Angststörungen, Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe. S. 41-64. Springer Verlag
  2. Deckert J et al.: GLRB allelic variation associated with agoraphobic cognitions, increased startle response and fear network activation: a potential neurogenetic pathway to panic disorder. Molecular Psychiatry , (7 February 2017) | doi:10.1038/mp.2017.2