Orgasmusstörung – Prävention

Zur Prävention der Orgasmusstörungen muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Psycho-soziale Situation
    • Psychische Konflikte – Konflikte in der Partnerschaft oder berufliche Belastungen können die sexuelle Funktion beeinträchtigen.
    • Angst und Scham – Negative emotionale Zustände können die sexuelle Reaktion hemmen.
    • Stress – Erhöhter Stress reduziert die hormonelle Balance und die sexuelle Erregbarkeit.
    • Sexueller Leistungsdruck – Erwartungsdruck beeinträchtigt die Fähigkeit, einen Orgasmus zu erleben.

Medikamente

  • Amphetamine (Orgasmusstörung)
  • Anticholinergika (Erregungsstörung)
  • Antidepressiva 
    • Selektive Serotonin-Reupdate-Hemmer (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
    • Trizyklische Antidepressiva (Libido-, Erregung- und Orgasmusstörung)
    • MAO-Inhibitoren (Orgasmusstörung)
    • Trazodon (Libidostörung)
    • Venlafaxin (Libidostörung)
  • Antipsychotika (Neuroleptika) (Libido- und Orgasmusstörung)
  • Barbiturate (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
  • Benzodiazepine (Libido- und Erregungsstörung)
  • Chemotherapeutika (Libido- und Erregungsstörung)
  • Histamin-Rezeptorblocker
  • Hormone
    • Antiandrogenwirkende Medikamente – z. B. Cyproteron (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
    • Antiöstrogene – Tamoxifen (Libido- und Erregungsstörung)
    • Aromatasehemmer (Libido- und Erregungsstörung)
    • GnRH-Agonisten (GnRH-Analoga) – z. B. Goserelin (Libido- und Erregungsstörung
    • Hormonelle Kontrazeptiva (Östrogene + Gestagen) → Konzentration von SHGB (Sexualhormon-bindendes Globulin) steigt und das frei verfügbare Testosteron sinkt ab, was mit einer abnehmenden Libido einhergehen kann.
    • Testosteronderivate – z. B. Danazol
  • Indometacin (Analgetikum) (Libidostörung)
  • Kardiovaskuläre/antihypertensive Medikamente, die mit Libidostörung einhergehen können: Betablocker, Clonidin (+ Erregungsstörung), Digoxin (+ Orgasmusstörung), Lipidsenker, Methyldopa, Spironolacton
  • Ketoconazol (Antimykotikum) (Libidostörung)
  • Lithium (Libido-, Erregungs- und Orgasmusstörung)
  • Phenytoin (Antikonvulsivum) (Libidostörung)
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI)
  • Sedativa (Orgasmusstörung)

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung
    • Frau: Ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure), Vitamin E und Magnesium kann die Durchblutung fördern und die neuronale Funktion unterstützen, insbesondere bei hormonellen Dysbalancen.
    • Mann: Eine nährstoffreiche Kost mit Zink und L-Arginin unterstützt die Gefäßgesundheit und verbessert die sexuelle Funktion.
    • Beide Geschlechter: Reduktion von Alkohol und Koffein kann die hormonelle Balance und Durchblutung fördern.
  • Genussmittelkonsum
    • Beide Geschlechter: Rauchstopp – Verzicht auf Tabak schützt die Gefäße und reduziert das Risiko vaskulär bedingter Orgasmusstörungen.
  • Körperliche Aktivität
    • Frau: Moderate Bewegung wie Yoga oder Pilates kann Stress reduzieren und die Durchblutung im Beckenbereich fördern.
    • Mann: Regelmäßige Bewegung unterstützt die Gefäßgesundheit und Testosteronproduktion.
    • Beide Geschlechter: Bewegung verbessert die hormonelle Balance und die allgemeine Fitness.
  • Stressmanagement
    • Beide Geschlechter: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder Achtsamkeitstraining können Stress abbauen und die sexuelle Funktion verbessern.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Orgasmusstörungen frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen einzuleiten.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Frau: Gynäkologische Abklärung bei hormonellen Dysbalancen oder strukturellen Ursachen wie Endometriose.
    • Mann: Andrologische Untersuchung bei Verdacht auf Testosteronmangel oder vaskuläre Ursachen.
    • Beide Geschlechter: Endokrinologische Abklärung zur Bestimmung von Hormonspiegeln (Testosteron, Östrogen).
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Frau: Hormonelle Therapie mit Östrogenen oder Progesteron zur Zyklusregulation.
    • Mann: Testosterontherapie bei nachgewiesenem Mangel.
    • Beide Geschlechter: Psychotherapie zur Behandlung von Angst, Stress und sexuellen Konflikten.
  • Individuelle Beratung
    • Beide Geschlechter: Partnerschaftsberatung zur Verbesserung der Intimität und Kommunikation.
  • Medikamentenanpassung
    • Beide Geschlechter: Überprüfung und Anpassung von Medikamenten, die sexuelle Nebenwirkungen haben können.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Betreuung und die Verhinderung von Folgeproblemen.

  • Langzeittherapie
    • Frau: Schmerzmanagement mit NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) bei Begleiterkrankungen wie Endometriose.
    • Mann: Langzeittherapie bei vaskulären (gefäßbedingten) oder neurologischen Erkrankungen zur Unterstützung der Sexualfunktion.
    • Beide Geschlechter: Sexualtherapie zur Verbesserung der sexuellen Funktion.
  • Lebensstilinterventionen
    • Beide Geschlechter: Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung zur Unterstützung der Gefäßgesundheit und hormonellen Balance.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Frau: Psychologische Begleitung bei emotionaler Belastung durch chronische Orgasmusstörungen.
    • Mann: Beratung bei psychologischen Problemen im Zusammenhang mit der sexuellen Funktion.
    • Beide Geschlechter: Selbsthilfegruppen zur Förderung des Austauschs und Reduktion von Schamgefühlen.