Muskeldystrophie Typ Duchenne – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Linderung von Symptomatik und Beschwerden
  • Verlangsamung der Progredienz (Fortschreiten)

Therapieempfehlungen 

  • Symptomatische Therapie: Glucocorticoide [1], Deflazacort [2]
  • Ataluren [3]: Nur hilfreich, falls Nonsense-Mutation im DMD-Gen vorliegt; das Medikament sorgt dafür, dass statt eines Stopp-Codons (sorgt für Abbruch der Translation (Übersetzung von mRNA in Protein) und somit verkürztem Protein) die für das Protein essentielle Aminosäure eingebaut wird, sodass das funktionsfähige Dystrophin-Protein entsteht.
    Je früher das Medikament supplementiert wird, desto länger sind die Chancen von Beibehalten der Gehfähigkeit und Muskelfunktion gegeben.
  • Eteplirsen: Hilft nur bei Deletion (Verlust eines mittleren Chromosomenstückes) im Exon 50 (Genabschnitt, der bei Splicing (prä-RNA-Prozessierung) nicht rausgeschnitten und somit für die Translation wesentlich ist); diese Deletion ist bei 15 % der Erkrankten vorhanden [4]. Das Medikament ist ein zum Exon 51 der prä-mRNA komplementäre einzelsträngige Nukleinsäure. Dadurch bindet es an das besagte Exon. Aufgrund der Bindung wird das Exon beim Splicing (wichtiger Schritt der Prozessierung, bei der die funktionsfähige RNA entsteht) entfernt. Das Protein mag zwar nun verkürzt sein, jedoch ist von der Stelle des Exon 51 das Leseraster so verändert, dass von dort an für die korrekte Aminosäuresequenz des Proteins codiert wird. Das Dystrophin ist somit partiell funktionsfähig [5]. Nur in den USA zugelassen!
  • Siehe unter „Weitere Therapie“.

Weitere Hinweise

  • Gentherapie der Duchenne Muskeldystrophie: Einmalige Infusion von Delandistrogene moxeparvovec installiert ein Gen für ein verkürztes Dystrophinprotein in den Muskelzellen. Dieses soll deren Stabilität verbessern und das Fortschreiten der Muskelschwäche verhindern [6].
  • Der Histondeacetylase-Blocker Givinostat kann in einer Phase-III-Studie EPIDY konnte einen signifikanteren Vorteil beim „four-stair climb assessment“ nachweisen: Kinder benötigten nach 72 Wochen 1,3 Sekunden mehr, um vier Treppenstufen zu bewältigen, mit Placebo waren es 2,9 Sekunden mehr [7].

Literatur

  1. McDonald C et al.: Long-term effects of glucocorticoids on function, quality of life, and survival in patients with Duchenne muscular dystrophy: a prospective cohort study. Lancet. 2018 Feb 3;391(10119):451-461. doi: 10.1016/S0140-6736(17)32160-8. Epub 2017 Nov 22.
  2. Lebel D et al.: Glucocorticoid treatment for the prevention of scoliosis in children with Duchenne Muscular Dystrophy: Long-term follow-up. Journal of Bone and Joint Surgery 2013 Jun 19;95(12):1057-61. doi: 10.2106/JBJS.L.01577.
  3. Delage et al.: Effect of ataluren on age at loss of ambulation in nonsense mutation Duchenne muscular dystrophy: observational data from the STRIDE Registry. Poster presented at The 23RD International Annual Congress of the World Muscle Society Congress, 2.–6. Oktober 2018, Mendoza, Argentinien. J Comp Eff Res. 2019 Oct;8(14):1187-1200. doi: 10.2217/cer-2019-0086. Epub 2019 Aug 15.
  4. Barzegar M et al.: Exon Deletion Pattern in Duchene Muscular Dystrophy in North West of Iran. Iran J Child Neurol. 2015 Winter;9(1):42-8.
  5. Lim K et al.: Eteplirsen in the treatment of Duchenne muscular dystrophy. Drug Des Devel Ther. 2017; 11: 533–545. doi: 10.2147/DDDT.S97635. Published online 2017 Feb 28
  6. FDA Approves First Gene Therapy for Treatment of Certain Patients with Duchenne Muscular Dystrophy For Immediate Release: June 22, 2023
  7. Mercuri E et al.: Safety and efficacy of givinostat in boys with Duchenne muscular dystrophy (EPIDYS): a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial Lancet Neurology April, 2024 doi:https://doi.org/10.1016/S1474-4422(24)00036-X